UEDEM. Sein Aussehen ist markant: Ein langer dunkler Schnabel, Kopf, Hals und Nacken orange-braun gefärbt, ebenso wie die prächtigen Scheitelfedern, die an der Spitze schwarz sind; Rücken und Flügel sind schwarz-weiß gebändert, die Schwanzfedern sind schwarz – so das kurze Portrait des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu). Die Rede ist vom Wiedehopf, dem Vogel des Jahres 2022. Die ausführliche Beschreibung ist nötig, weil die wenigsten den spechtgroßen Vogel bisher in freier Natur gesehen haben dürften.
Das wird sich in den kommenden Jahren aber ändern, da ist sich Hubert Lemken 1. Vorsitzender des likk (Landschaftspflege im Kreis Kleve) ziemlich sicher, denn der Wiedehopf könnte zu den wenigen Gewinnern der Klimaveränderung zählen: „Er ist sehr wärmeliebend und mit dem Anstieg der Temperaturen zieht er weiter in Richtung Norden.“ Bisher kam der Wiedehopf nur in bestimmten Regionen Deutschlands vor, wie dem Kaiserstuhl in Baden-Württemberg. „Im Kreis Kleve war der Wiedehopf seit 50 Jahren nicht zu sehen“, berichtet Lemken, „in ganz Nordrhein-Westfalen seit mehr als 40 Jahren nicht mehr.“ 1977 brütete im Kreis Wesel der letzte Wiedehopf in NRW. Doch inzwischen mehren sich die Berichte von Sichtungen, auch in Uedem, wo der Vogel im Mai 2022 gleich mehrfach beobachtet wurde.

Grund genug für den likk, ein weiteres Projekt in Angriff zu nehmen. Bis Ende Februar werden nun zehn Nistkästen auf Uedemer Gebiet angebracht. Möglich gemacht hat dies eine großzügige Spende des in Uedem ansässigen IT-Dienstleisters blue-power.IT. „Im September vergangenen Jahres hatten wir die Aktion, immer freitags mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren“, erzählt Geschäftsleiter Christian Cox, „für die gesammelten Kilometer gab es Spenden und die wollten wir gerne in Umweltschutzzwecke investieren.“ Da kam das Projekt des likk genau richtig.

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Bauanleitung

Mit einer Bauanleitung, die der Nabu zur Verfügung stellt, machten sich Schreinermeister Janis Lemken und sein Team vom Petrusheim in Weeze ans Werk. Die Nistkästen sind groß und geräumig, das Einflugloch ist wie ein etwas breiteres Ausrufezeichen ohne Punkt geformt. Allzu hoch werden die Kästen nicht aufgehängt, 1,50 bis 1,60 sind das Maximum. Einen Blick in den Kasten werfen, um zu schauen, wie es dem Wiedehopf und seiner Brut geht, ist keine gute Idee: „Die Vögel haben eine eigenwillige Form der Verteidigung“, schmunzelt Hubert Lemken, „sie feuern Kot-Salven auf den Eindringling ab.“ Da sei eine Schutzbrille dringend angeraten.

Auch in Uedemerfeld wurde 2022 ein Wiedehopf gesichtet. Foto: privat

Ohnehin rechnet Lemken nicht damit, dass Wiedehopfe bereits in diesem Jahr in Uedem und Umgebung brüten: „Das wird sich entwickeln, ich glaube, dass wir in fünf bis sechs Jahren erste Brutpaare sehen.“ In ganz Deutschland gibt es inzwischen wieder 1.000 Brutpaare. Auf den Streuobstwiesen und in den Obstgärten der Region finden die Vögel beste Bedingungen und ein reichhaltiges Nahrungsangebot vor. Anfang März kehren die Wiedehopfe aus ihrem Winterquartier in Afrika zurück.
Bei großem Erfolg könne das Projekt auch ausgeweitet werden, so Lemken: „Uedem ist vorbereitet, wir sind für den Wiedehopf da!“

Großes Bild: Der Wiedehopf kann kommen, es ist alles vorbereitet. Auf einer Wiese des Naturhofs Kirsel in Uedem-Keppeln wurde jetzt der erste von zehn Nistkästen angebracht. Im Bild (v. l.): Schreinermeister Janis Lemken, Johannes van de Loo (Naturhof), Hubert Lemken (likk) sowie Christian Kox (vorne, blue-power.IT, und Mitarbeiter). NN-Foto: CDS

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