Neue Heimat: Arche Noah – ein Seehundabschied

KLEVE. Es fühlt sich an wie eine Beerdigung. Ein Abschied für immer ist es in jedem Fall. Seehundabschied, erster Akt. Es ist Dienstag, der letzte Tag im Januar 2023 und der letzte Tag für drei Seehunde aus dem Klever Tiergarten, die sich auf die Reise machen: 550 Kilometer geht es an die Ostseeküste. Das Ziel: Grömitz, Zoo Arche Noah. Das passt.

Kontakt

Eigentlich, denkt man, machen sich Robert, Robbie und Lisa nicht auf den Weg – sie werden ja auf den Weg gemacht. Aus Grömitz angereist: Birgit und Maja Wilhelm vom Tierpark Grömitz. Seit Sonntag waren sie in Kleve und haben Kontakt aufgenommen; haben sich von der Klever Revierpflegerin Sophie Hakken erklären lassen, was das Trio drauf hat, was sie trainiert haben – was es zu wissen gibt über die Drei, die eine neue Heimat finden werden in einer neu gebauten Seehundanlage, die mit einem Volumen von 2.500.000 Litern (Süßwasser) rund um ein Zehnfaches größer ist als die in Kleve.

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Modernste Filter

Auch in Grömitz werden Robert, Robbie und Lisa also in Süßwasser leben, „aber wir haben in unserer Anlage die modernsten neuen Filteranlagen“, sagt Birgit Wilhelm und Martin Polotzek ist froh, dass die Klever Seehunde am Ende zusammenbleiben werden, „und die Anlage in Grömitz ist auf jeden Fall viel besser als unsere“.
Markus Köchling fährt mit dem Spezial Anhänger vor. Köchling ist Tierpflegermeister und spezialisiert auf Tiertransporte. Irgendwas zwischen fünf und acht Stunden – das ist die Reisezeit für das Klever Trio. Das Wetter: optimal. Martin Polotzek: „Im Sommer könnten die Tiere schnell überhitzen. Jetzt ist es kalt – das ist perfekt, denn Seehunde sind durch eine dicke Fettschicht bestens isoliert. Für den Transporteur ist es gut, dass es zwar kalt ist, aber kein Schnee liegt und kein Eis auf den Straßen zu erwarten ist.“

Auf dem Trockenen

Werden Seehunde eigentlich im Wasser transportiert. Nein, werden sie nicht. Birgit Wilhelm: „Seehunde sind ja vor allem zum Jagen im Wasser. Und lassen Sie es mich einmal so sagen: Nur, weil wir drei Mal am Tag essen, stehen wir ja auch nicht den ganzen Tag am Herd.“
Der Hänger ist vorgefahren, alle Maßnahmen sind getroffen. Jetzt gilt es, die Reisenden ins „Abteil“ zu bekommen. Das sollen sie möglichst freiwillig tun. Die Grömitzer halten sich im Hintergrund. Robert, Robbie und Lisa sollen den Anblick von Birgit und Maja nicht mit etwas Negativem verbinden. Ums Einladen kümmern sich die Klever.
Tiere werden von Zoo zu Zoo übrigens nicht verkauft. Einzig Transportkosten fallen an, „und die trägt“, erklärt es Polotzek, „der Empfänger“.

Targettraining

Die Reisenden begeben sich höchstselbst ins Transportbehältnis – das Ergebnis eines langen Targettrainings. Trotzdem: Irgendwie wird man am Ende doch melancholisch. Am Seehundehaus: Ein großes Plakat: „Wir tragen dazu bei, dass sich unsere Seehunde in Kleve rundum wohl fühlen“, steht es über dem Namen des Sponsors. War wohl nix. Die Pläne waren groß und schön – jetzt treten die Reisenden den Weg zur Arche Noah an. Das Ende eines Traums. Das Ende eine Ära. Vielleicht fährt man mal nach Grömitz: zur Seehundvisite. Als der Anhänger vom Gehege rollt, schauen drei Esel zu und wüsste zu gern, ob sie ahnen, dass sie ihre Nachbarn nicht mehr wiedersehen werden.

Revierpflegerin Sophie Hakken hat ihre Schützlinge auf diesen Moment vorbereitet. Foto: Tiergarten
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