Erbschaft Ratermann
Sie sind stolz, dass der Förderverein des Niederrheinische Museums eine bedeutende private Kunstsammlung geerbt hat und diese dem Museum zur öffentlichen Präsentation zur Verfügung stellt. Von links: Museumsleiterin Veronika Kaenders, erster Vorsitzende des Museumsfördervereins Peter Hohl und der zweite Vorsitzende Rafael Sürgers. NN-Foto: Gerhard Seybert
Erbschaft Ratermann
Sie sind stolz, dass der Förderverein des Niederrheinische Museums eine bedeutende private Kunstsammlung geerbt hat und diese dem Museum zur öffentlichen Präsentation zur Verfügung stellt. Von links: Museumsleiterin Veronika Kaenders, erster Vorsitzende des Museumsfördervereins Peter Hohl und der zweite Vorsitzende Rafael Sürgers. NN-Foto: Gerhard Seybert

Erbschaften können neben Freude und Dankbarkeit auch viel Arbeit für den Erben mit sich bringen. So auch in diesem Fall. Doch die Dankbarkeit überwiegt. „Der Niederrhein sagt danke“, formuliert es Peter Hohl, Vorsitzender des Vereins für Museumsförderung Kevelaer e. V. des Niederrheinischen Museums Kevelaer.
Zur Vorgeschichte: Im Jahr 2021 erhielt der Verein für Museumsförderung Kevelaer e. V. die private Kunstsammlung der Eheleute Dr. Georg und Eva Ratermann aus Mühlheim an der Ruhr als Schenkung. Kurz zuvor war mit Eva Ratermann die letzte der beiden Erblasser verstorben. Über die Eheleute gibt es nur wenige Informationen. Beide sind 1923 geboren, beide litten später an den Folgen des Zweiten Weltkriegs. Sie heirateten 1950. Dr. Georg Ratermann praktizierte in Mühlheim an der Ruhr als Zahnarzt. Die Absicht der kunstbegeisterten Eheleute, dem Kevelaerer Museum ihre private Sammlung zu vermachen, hatten sie schon 2009 kundgetan und mit den damals Veranwortlichen des Museumsfördervereins und in der Museumsleitung besprochen. Veronika Kaenders, die heutige Leiterin des Museums, und Peter Hohl erklären, warum sich das Sammlerpaar für Kevelaer entschieden hatte. „Zum einen bestehen von Seiten Dr. Georg Ratermann verwandschaftliche Beziehungen nach Kevelaer, zum anderen liegt es auch am Status Kevelaers als Wallfahrtsstadt und Künstlerkolonnie sowie als Ort des Kunsthandwerks.“ Dr. Georg und Eva Ratermann hätten regelmäßig in Museen besucht, doch die meisten seien nicht für eine Erbschaft in Frage gekommen, da sie sich spezialisiert hätten. „Das ist in Kevelaer anders. Wir sind breit aufgestellt“, sagt Veronika Kaenders. „Wir können eine derartig vielfältige Sammlung präsentieren.“ Entstandwn über viele Jahre beinhaltet sie verschiedenste Objekte unterschiedlicher Epochen und Gattungen. Unter den Objekten befinden sich Werke bekannter Künstler wie Wilhelm Lehmbruck, Otto Mueller, Josef Scharl und Theodor Rocholl, aber auch Flohmarkt-Funde. Insgesamt sind es über 100 Exponate. Erstmals wird ein Teil der Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und zugleich der Prozess der Restaurierung einzelner Objekte in die Vermittlung der Ausstellung mit einbezogen. „Bevor ein Werk öffentlich zu sehen ist, wird geprüft, ob es sich um sogenannte „Raubkunst“ handelt“, erklärt Veronika Kaenders. Kunstinteressierte sollten sich den kommenden Sonntag, 15. Januar, vormerken. Ab dann werden Kunstwerke aus der Zeit des 18. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg an den Wänden des neu gestalteten Dauerausstellungsbereiches gezeigt. Dafür musste die Rosenkranzsammlung des emeritierten und 2021 verstorbenen Weihbischof Heinrich Janssen, gebürtig in Kevelaer, weichen. Sie wird einen anderen, angemessenen Platz im Museum finden, wie Veronika Kaenders versichert. Die Verpflichtung, Teile der vererbten Sammlung wechselnd im Museum zu zeigen, ist eine Auflage des Erbvertrages, die es zu erfüllen gilt. Während einige Werke ausgestellt sind, werden andere restauriert/überarbeitet. Dafür wurden Zuschüsse aus verschiedenen Fördertöpfen beantragt. „Sobald die Mittel bewilligt sind, können die Restauratoren mit der Arbeit beginnen“, so die Museumsleiterin. „Geht ein Objekt in die Restaurierung, wird an seiner Stelle ein Stellvertreter gezeigt.“ Neben jedem Exponat ist eine Erklärung angebracht, die mit einem QR-Code für weitere Informationen versehen ist. Ergänzend zu Sammlung werden regelmäßig Führungen sowie Workshops für Erwachsene und Kinder angeboten.

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