GOCH. „Wer so lange gewartet hat, der hat Anspruch auf beschleunigte Behandlung!“ Bürgermeister Ulrich Knickrehm spannte das Prinzenpaar der 1. G.G.K. Rot-Weiß 1956 am vergangenen Freitagabend im Gocher „Gürzenich“, in der Sporthalle des Städtischen Gymnasiums, nicht über Gebühr auf die Folter. Er überreichte Prinz Achim I. (Verrieth) die Prinzenkette und beendete damit die längste Wartezeit, die ein Prinzenpaar je durchhalten musste. Fehlten nur noch das Zepter für Achim I. und die Prinzessinnenkette für Svenja II. Diese Insignien der närrischen Macht übergaben ihre Vorgänger vom Kolping Karneval Komitee 1885 Goch (KKK), Ex-Prinz Johannes V. (Knops) und Ex-Prinzessin Julia I. (Giesen). Auf diesen emotionalen Augenblick hatten die Gocher und ihre närrischen Regenten hingefiebert. Ein Augenblick den sich auch viele Ehrengäste nicht entgehen lassen wollten. Zu ihnen zählten unter anderem die Bürgermeister Rainer Weber (Uedem), Dr. Britta Schulz (Kalkar) und Georg Coenen (Weeze) sowie die Vertreter der Premium-Partner des Gocher Karnevals, Stadtwerke Goch und Sparkasse Rhein-Maas.
Prinz Achim I. freute sich, dass es mit „in spe“ nun endgültig vorbei sei und er unterstrich mit Blick auf die Corona-Zwangspause einmal mehr: „Es liegt am Miteinander-Karneval und den Vereinen, die uns immer den Rücken gestärkt haben, dass wir diesen Moment genießen dürfen. Sie waren sehr, sehr solidarisch und haben immer wieder durchgewunken, damit wir heute hier stehen dürfen.“
Jürgen Hemmers, Sitzungspräsident des Festkomitees Gocher Karneval (RZK), gab bei der Begrüßung die Marschrichtung für den Abend der Prinzenkür vor: „Zwei Jahre durften wir nicht, jetzt können wir wieder und wir tun es auch!“ Allein schon der Einmarsch der Karnevalstreibenden Gocher Vereine mit ihren Standarten, begleitet vom Tambourcorps Asperden, dürfte beim Publikum für ordentlich „Tüttefell“ gesorgt haben. Mit den „Funker Twens“ aus Kleve nahm das Narrenschiff vom Fleck weg mächtig Fahrt in Richtung Spaß auf. Ihre Reime auf bekannte Melodien sorgten für Begeisterung, nahmen sie doch das lokale Geschehen mit spitzer Zunge aufs Korn. So ging es zu den Takten von „Skandal im Sperrbezirk“ um ein Gocher Entspannungs-Etablissement – die „Funker Twens“ hatten die Lacher auf ihrer Seite!

Die „Funker Twens“ aus der Schwanenstadt hatten die Lacher auf ihrer Seite.

Bestens eingestimmt empfing das Publikum im Anschluss die rot-weiße Prinzengarde, die vom Musikverein Goch in den Saal gespielt wurde. Prinz Achim I. und Prinzessin Svenja II. zogen mit 49 Gardisten, 21 Funken, ihrem Reisemarschall Christian Pennekamp, den Adjutanten Frank Lange und Lothar Roelof und dem rot-weißen Narrenreiter in den Saal ein. Nach der Kür nahm das neunte Prinzenpaar der 1. G.G.K. Rot-Weiß 1956 auf der Bühne Platz und konnte von nun an das Programm direkt verfolgen. Stolz dürfte nicht nur der Sitzungspräsident gewesen sein, dass der tänzerische Teil allein aus den Reihen der Gocher Karnevalsvereine bestritten wurde. Allen voran der Gardetanz der rot-weißen Funken, die mit Hits von Klaus Lage („1.000 mal berührt“), Heinz-Rudolf Kunze („Dein ist mein ganzes Herz“) und Marius Müller-Westernhagen („Sexy“) über die Bühne wirbelten. Ein Wolfgang Petry-Medley begleitete den Gardetanz des AKV Vallis Comitis und das Tanzcorps der Vrouwenpoort glänzte mit atemberaubenden Wurf- und Hebefiguren. Beim Showtanz des KKK sorgten 14 „Dancing Queens“ für ein wahres Abba-Feuerwerk.

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Der Narrenreiter kündigte die Prinzengarde an.

Kölsche Musik zum Mitsingen und Mitfeiern präsentierten „De Bajaasch“ und wärmten damit die jecke Seele, die so lange auf Partyspaß verzichten musste. „Die Kolibris“ verstanden es ebenfalls meisterhaft, den Saal „auf links“ zu drehen: „Nur zusammen sind wir Fastelovend“ hieß es dann und das ließen sich die Jecken nicht zweimal sagen. Prinz Achim I. steht seit langen Jahren selber in der Bütt und so war es ihm und Svenja II. ein Anliegen, den Wortbeiträgen einen gebührenden Platz einzuräumen. Der erste Überraschungsgast der Prinzengarde war Georg Jansen von den Brejpott-Quaker Kellen. Er nahm die digitalen Welt aufs Korn, erzählte von „frugger“, etwa vom grünen Telefon mit Wählscheibe und Brokatbezug, und interpretierte die Geschichte der Heiligen drei Könige ganz neu – mit Frauen als Protagonistinnen. Das alles zur größten Freude des Publikums auf Platt. Comedian René Steinberg zog sein persönliches Corona-Fazit: „Live is Live und live is einfach am schönsten.“ Sein Thema: Der ganz normale Alltags-Wahnsinn mit „Väter“-Sprüchen, die ihm heute selber über die Lippen kommen, die Verücktheiten der modernen Welt, die kein einfaches Butterbrot mehr kennt und die Schönheit des Ruhrpott-Dialekts. Sein Appell an das Publikum: „Make Humor great again!“ Denn schließlich sei Humor ein exzellenter „Wutdruck-Senker“. Auf den im Programm angekündigten Dave Davis („Motombo“) musste das Publikum leider verzichten. Der Comedian war im Stau stecken geblieben und hätte es nicht mehr rechtzeitig nach Goch geschafft.
Humor und Frohsinn verbreiten – das ist die Essenz des Mottos, das Achim I. und Svenja II. durch die Session begleiten wird „Wej sin all blos Menze – Lachen, Tanzen, Singen, Scherzen – Gocher Karneval berührt die Herzen.“ Der Funke des Frohsinns soll auf viele Menschen überspringen, das wünschte sich das 68. Prinzenpaar der Stadt Goch in seiner Thronrede. „Wir wollen möglichst viele Herzen – nicht nur Gocher – berühren“, so Achim I. Man freue sich auf eine Session, die alle Menschen mitnimmt: „Wenn wir die Leute kurz vom Alltag ablenken können und sie lächeln, dann haben wir alles richtig gemacht!“

Helfen

Dabei denkt das Prinzenpaar auch an die Menschen, die Hilfe brauchen. Es möchte bei seinen Besuchen auf Geschenke und Blumengestecke verzichten und bittet darum, das Geld dafür lieber spenden (Infos: www.ggkrotweiss.de). Damit soll zum einen das Gocher „Anna-Stift“-Jugendhilfe am Niederrhein und zum anderen die Gocher Tafel unterstützt werden.

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