NIEDERRHEIN. „Die Musik ist mein Leben. Ich habe immer noch vor jedem Auflegen Lampenfieber, ich ziehe mich vorher zurück, bin fast nicht anzusprechen. Dann stehe ich hinter den Turntables, meinen Instrumenten, und ich bin in meiner Welt.“ Seit über 30 Jahren ist Michael Hülsen als DJ unterwegs und sorgt in den Diskotheken für volle Tanzflächen. Heute kennt man den Kevelaerer, Jahrgang 1971, als Mike Sleeves – im World Center in Kleve legte er als Bassmaster auf und in der Gelderner E-dry war er der Techno-Michel. Aktuell ist er Resident-DJ im König in Oberhausen und natürlich regelmäßig bei den sehr gefragten Revival-Partys in der Region am Start.

„Ein DJ spielt nicht nur Lieder ab“, sagt Michael Hülsen: „Er gibt den Musikstücken anderer Künstler durch Vermischung und Bearbeitung einen neuen Charakter und macht seine eigene Interpretation daraus.“ Das dürfte spätestens seit Nicky Romero, Steve Aoki oder Robin Schulz auch außer Frage stehen. Während heute große Festivals mit DJs aus aller Welt die Massen locken, waren es früher die angesagten Diskotheken, in denen bis früh am Morgen gefeiert wurde. Für Hülsen mit Blick auf die Musik die beste Zeit? „Ganz klar die 1990er Jahre“, muss er nicht lange überlegen. „Aber die 2000er waren auch nicht schlecht“, schiebt er nach.

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Techno House erobert die Diskotheken

Ein Bild aus dem Jahr 1992. Damals hat Michael Hülsen als Techno-Michel in der E-dry aufgelegt. Foto: privat

Bereits Mitte der 1980er kam mit dem Techno House eine neue Musikrichtung auf, in der mehrerer Stilarten der elektronischen Tanzmusik verschmolzen. Daraus entwickelte sich zu Beginn der 1990er eine eigene Szene, die ihre Blütezeit zwar in den Folgejahren erlebt, sich aber bis heute gehalten hat. „Damals war ich zum Teil an vier Nächten pro Woche gebucht“, blickt Michael Hülsen zurück, der damals schon in Teilzeit als Krankenpfleger gearbeitet hat. „Als DJ ist man Künstler und selbstständig, aber die Verbindung mit einem „sicheren“ Beruf war für mich immer gut koordinierbar. Hauptberuflich bin ich aber eher der Künstler und weniger der Angestellte“, sagt Hülsen. Zu seinem DJ-Beruf kam er 1991, als er in der E-dry hinter dem DJ-Pult stehen durfte. Was als Urlaubsvertretung gedacht war, wurde zu einem langfristrigen Arrangement. „Damals hat sich der Techno-Sonntag entwickelt – die Leute kamen gezielt wegen der Musik“, sagt der 51-Jährige, der von 1995 an auch im Klever World Center aufgelegt hat.

Radiosender für die Jugend geht an den Start

In dem Jahr ging mit 1Live auch das Radioprogramm auf Sendung, das die DJ-Musik einer breiteren Öffentlichkeit nähergebracht hat. „Sven Väth und Piet Blank fallen mir da auf Anhieb ein“, sagt Hülsen, der zu dieser Zeit nicht nur in seinen Stamm-Clubs in Geldern und Kleve, sondern zum Beispiel auch im PM in Moers anzutreffen war und in vielen weiteren Locations, wie dem Ratinger Hof, Tor 3 oder der Bhaggy in Düsseldorf, in Wuppertal oder Aachen für Stimmung sorgte. Hülsen war zudem Mit-Produzent der Niederrheinischen Dance Trax, die damals ein großer Erfolg in den regionalen Clubs waren. Als Pulsemaster DJ Team waren sie mit Fiesta lange in den niederländischen Charts vertreten. Später hat Hülsen in Xanten im VIPs und bei der After-Work-Party im Moerser van der Falk-Hotel Musik gemacht – und auch in Oberhausen im König, wo er heute wieder als Resident arbeitet.

Revival-Partys machen Laune

Besonders viel Freude bereiten ihm die Revival-Partys. „Das ist schon witzig, wenn da heute dieselben Leute wie damals kommen und sogar am selben Platz stehen“, sagt Michael Hülsen, der dann vorübergehend wieder zum Bassmaster oder zum Techno-Michel wird. Gespielt wird dann natürlich nicht nur die Original-Musik, da geht’s um das Gesamtpaket. „Das macht schon Spaß“, sagt der DJ, der es liebt, die „alten Bekannten“ zu sehen und mit ihnen gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen. Ein bisschen Mitleid hat er mit den jungen DJs, die auch gern mal die „alten Sachen“ aus der Schublade kramen, aber eben nicht das richtige Gefühl dafür mitbringen. „Die spielen dann Bad von Michael Jackson und wundern sich, warum keiner tanzen will. Ich weiß, dass das Stück damals schon nicht gut auf Partys angekommen ist und spiele dann einfach die Songs, die garantiert funktionieren“, ist Hülsen überzeugt, das zu einem guten Revival eben auch ein Original-DJ gehört.

Und wo man schon mal den Fachmann fragen kann: Was gehört unbedingt auf die Playlist für den anstehenden Jahreswechsel? „Ich würde auf die aktuellen Hits von David Guetta, Alle Farben oder James Hype setzen. Und unbedingt die besten Clubhits der 1980er, 90er und 2000er raussuchen!“

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