KLEVE. Am 1. Dezember hat Andreas Krumsiek die Leitung der Klever Justizvollzugsanstalt übernommen. Pläne für die weitere Ausrichtung der JVA bringt er ebenfalls mit: So möchte er unter anderem die psychiatrische Betreuung der Inhaftierten ausbauen.

In einem früheren Leben war der 54-Jährige Autoverkäufer. „Aber kein guter“, gibt er mit einem Lächeln zu. Viel interessanter sei für ihn das gewesen: mit Menschen arbeiten und berufliche Sicherheit genießen. So kam er zum allgemeinen Vollzugsdienst. „Ich habe den Vollzug von der Pieke auf gelernt.“ Das unter anderem in Köln.

-Anzeige-

Seither kamen so einige Stationen zusammen: etwa in der Vollzugsabteilung des Ministeriums der Justiz, in der JVA Bochum-Langendreer und zuletzt in der JVA Köln, wo er als Personalchef und später als stellvertretender Leiter arbeitete. Nachdem er im Bewerbungsverfahren überzeugen konnte, hat es den gebürtigen Kölner als konsequente Weiterentwicklung schließlich an den Niederrhein gezogen: beruflich nach Kleve, privat nach Goch.

Als „Neuer“ muss er natürlich erst einmal die Menschen und den Raum Kleve kennenlernen, mit Behördenleitungen sprechen, ein Netzwerk knüpfen. „Das ist wichtig für eine gute Zusammenarbeit“, weiß er. Umso mehr freut er sich über das rund 150-köpfige Team, das auch in schwierigen Zeiten zusammenhalte, wie er schnell herausgefunden hat. „Das ist nicht in jeder Behörde oder JVA so“, betont Krumsiek.

Was er ebenfalls feststellen konnte: die JVA Kleve atmet derzeit nach den ersten harten Coronajahren wieder auf – mit positivem Effekt auf die Mitarbeiter und Insassen. So ist die Maskenpflicht weggefallen, auch dürfen die Inhaftierten ihre Familien wieder in die Arme schließen. „Besuche“ über Skype bleiben aber auch weiterhin eine Möglichkeit – so könne auch die Großmutter problemlos nach dem Enkel sehen.

Pläne für die JVA Kleve

Neben familiensensiblen Ansätzen hat Andreas Krumsiek aber noch einige andere Pläne für die JVA, die derzeit mit etwas über 200 Inhaftierten zu rund 90 Prozent ausgelastet ist. Ganz besonders am Herzen liegt ihm die psychiatrische Versorgung der Inhaftierten, um etwaige Folgen zum Beispiel nach starkem Drogenmissbrauch zu bekämpfen. Erfolge hierbei seien schlussendlich auch für das Team von großer Bedeutung, um weitere Möglichkeiten im Umgang mit den Insassen zu haben. Diese Versorgung soll im Rahmen der „Psychiatrisch Intensivierten Behandlung“ verbessert werden, ein Konzept, das auf das Ministerium der Justiz zurückgeht, aber von den JVAs individuell umgesetzt wird. Input dafür bringt Krumsiek unter anderem aus Köln mit, wo es eine psychiatrische Einheit gebe. Für die Umsetzung in Kleve brauche es ber nicht nur Unterstützung von außen, wie zum Beispiel ergotherapeutische Hilfe, sondern generell mehr Personal – ein weiterer bedeutender Punkt für Krumsiek.

„Das Ziel muss immer sein, die Personalausstattung zu verbessern.“ Neue Mitarbeiter seien essenziell. Nicht nur, um die bestehenden Mitarbeiter zu entlasten, sondern auch um die Qualität des Vollzugs zu verbessern und damit den Schutz der Allgemeinheit und die Wiedereingliederung der Insassen voranzubringen. Abhilfe soll deshalb zeitnah ein neues Bewerberverfahren schaffen.

Weil der Beruf sehr abwechslungsreich und spannend sei, möchte Andreas Krumsiek ihn dabei genau so nach außen hin präsentieren. Die Bezeichnung „Wärter“ oder „Schließer“ lehnt er dabei betont ab: Das vermittle nicht nur ein völlig veraltetes Bild vom Beruf, sondern sei auch diffamierend gegenüber den Mitarbeitern. „Ich möchte uns auch transparenter machen“, fügt er hinzu. Dabei denkt er zum Beispiel an einen Tag der offenen Tür.

Justizvollzugsamtsinspektor und Pressesprecher Jörg Neyenhuys stellt die Freude der Be-diensteten darüber heraus, dass die Stelle des Leiters nun wieder besetzt ist. Andreas Krumsiek habe er kennengelernt als „innovativen Mann, der anpackt und die Mitarbeiter mit auf den Weg nimmt“. Einen weiteren positiven Ausblick auf die Zukunft können die beiden ebenfalls noch geben: Ab 2. Januar wird auch die Stelle der stellvertretenden Leitung wieder besetzt.

Vorheriger ArtikelEndlich wieder ein Weihnachtsmärchen
Nächster ArtikelFünf Minuten vor Weihnachten