GELDERN. Die Fußball WM in Katar sorgt für viel Gesprächsstoff – vor allem in Bezug auf Menschenrechte. Auch den Schülern der Sozialwissenschaften-Leistungskurse der Q1 und Q2 am Friedrich Spee Gymnasium in Geldern geht das Thema nahe – weshalb sie eine Ausstellung in der Schule konzipiert haben. Denn ob fußballbegeistert oder nicht: „Menschenrechte betreffen alle“, sagt Jan Filip Scheffer.

Zu Anfang ging es im Unterricht eigentlich nur darum, über die WM und ihre Umstände zu diskutieren. Boykottieren oder nicht, das war die Ausgangsfrage, wie Marieke Baumann erzählt. Das reichte den Schülern jedoch noch nicht. Schnell kristallisierte sich der Entschluss heraus, selbst etwas zu bewegen und die Dinge differenzierter zu betrachten: und zwar mit einer Ausstellung, die die Schüler im Unterricht konzipiert haben. Noch bis Mittwoch, 21. Dezember, informieren sie ihre Mitschüler, indem sie ihnen die Situationen transparent darlegen.

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Die Ausstellung haben die jungen Männer und Frauen als Rundgang konzipiert, der mit einem roten Faden durch die unterschiedlichen Schwerpunkte führt: Von der Vergabe in 2010 über die FIFA und die Probleme in Katar – bezüglich Arbeitsrechte, die Lage der Frauen im Land und Homosexualität – bis hin zum Iran, dessen Team sich während der Nationalhymne in Schweigen hüllte.

Brief an den DFB

Kritik gibt es auch am DFB. „Es geht uns dabei vor allem um den Werteverlust im DFB und darum, dass der Sport eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft hat“, sagt Maurice Lenßen. Der DFB müsse eine klare Haltung zeigen angesichts des eigenen Ethikkodexes. Diesen spricht auch Nico Rudorf an: Dadurch, dass sich der DFB wiederholt zu seinen Werten bekannt habe und diese nun trotzdem angesichts geringer Gegenwehr ignoriere, habe der Verband ein negatives symbolisches Zeichen gesetzt. Einen besonderen Stellenwert im Rahmen der Ausstellung hat daher ein Brief, den die Schülerschaft an den DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf schicken wird. 260 unterschriebene Briefe gab es eine Woche nach Ausstellungsbeginn bereits, das Ziel liegt bei 1.000. Um das zu erreichen, sammeln die Schüler der Q1 und Q2 auch außerhalb der Schule: zuletzt unter anderem auf dem Markt in Geldern. Hinzu kommt noch ein eigener Brief von Lehrerseite.

Ganz wichtig ist den Schülern bei alledem jedoch: „Wir wollen niemandem eine Meinung aufdrängen. Wir wollen, dass jeder sich eine eigene Meinung darüber bildet“, erklärt Marieke Baumann. In diesem Sinne geht es ihnen auch nicht darum, in Schubladen zu denken und den Boykott als die einzig richtige Lösung dazustellen. Denn, wie Nico Rudorf betont, stecke hinter einer WM letztlich immer auch ein wichtiger sportlicher Charakter, auch wenn dieser von der überbordenden Politik mittlerweile schwerer zu trennen sei. Diesem Gedanken entsprechen auch die im Ausstellungsraum hängenden Trikots, die teils von lokalen Heimatvereinen stammen. Diese dienen nicht nur einer stimmigen Atmosphäre, sondern symbolisieren auch die Basis, die der Sport aus Sicht der Schüler nicht verlieren dürfe.

Das Ziel sei nicht, die Menschen zu kategorisieren und ihnen ein schlechtes Gefühl zu vermitteln, sagt Lenßen. „Wir wollen die Sportler möglichst heraushalten und die Leute hinter den Kulissen kritisieren.“ Überrascht zeigt er sich darüber, wie viele Schüler in ihren Pausen den Ausstellungsraum besuchen. Sogar die jungen Schüler hätten eine hohe Sensibilität mit dem Thema bewiesen. „Das erwartet man nicht unbedingt.“

Auch wenn sich die Ausstellung in erster Linie an die Schüler richtet, dürfen nach vorheriger Anmeldung im Sekretariat auch Außenstehende einen Blick riskieren.

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