HERONGEN. Wie seit über 65 Jahren konnten sich auch in diesem Jahr am 5. Dezember wieder rund 200 Kinder in Herongen über den Besuch des Nikolauses in ihrem Haus freuen. Es ist eine lange Tradition, das der Nikolausverein alle Kinder bis zu einem Alter von zehn Jahren in Herongen besucht – auch ohne eine vorherige Anmeldung. Organisiert wird dieser schöne Brauch seit mittlerweile 40 Jahren von Willy Köhler, der Jahr für Jahr als „Obernikolaus“ für einen reibungslosen Ablauf und strahlende Kinderaugen sorgt.

Über seine Frau Monika lernte Willy Köhler den Heronger Nikolausverein kennen. Sie war Anfang der 1970er Jahre bereits als „Engelchen“ im Verein aktiv und überredete ihren heutigen Ehemann, in das Nikolauskostüm zu schlüpfen. 1972 hatte Willy Köhler so seinen ersten Einsatz als Nikolaus in Herongen. Und war mächtig aufgeregt, wie er zugibt. „Die Kinder waren nervös, aber ich war nervöser“, erinnert er sich. „Es ist nicht einfach, den Nikolause zu spielen. In jedem Haus sind die Situationen und Gegebenheiten anders.“

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Der Nikolaus muss flexibel reagieren können und die Wünsche und Vorstellungen der Kinder berücksichtigen. „Aus diesem Grund starten wir heute mit unseren neuen Nikoläusen vorab einen kleinen Probelauf, bei dem mit Bischofsstab, Mitra und dem goldenen Buch verschiedene Situationen geübt werden“, erklärt der Obernikolaus. Bis zu zwölf Nikoläuse, zwölf Engel und zwölf Fahrer sind in jedem Jahr in Herongen im Einsatz, um die rund 200 Kinder am Nikolausabend zu besuchen. Neue Mitstreiter müssen da ständig akquiriert und „ausgebildet“ werden.

Volle Ausstattung

Ausgestattet werden die Freiwilligen ebenfalls durch den Nikolausverein. Ein qualitativ hochwertiges Gewand hat dabei höchste Priorität. Seit vielen Jahrzehnten näht Willy Köhlers Schwester Hanne Kox die dunkelroten Niklaus-Umhänge und die weißen Engelgewänder, wobei ihre Schwägerin Monika Köhler seit jeher ihr eine wichtige Hilfe bei allen Näharbeiten ist. Lange Rauschebärte, Engelsschleier, Bischofsstäbe, Mitras und natürlich die goldenen Bücher runden das Bild perfekt ab, Dank großzügiger Spenden ist diese Ausstattung (dem Amt entsprechend) möglich.

„Im Jahr 1994 haben wir eine besonders große Spende in Form von 50 Metern roten Samt bekommen“, erinnert sich Willy Köhler. „In diesem Jahr konnten wir zwölf neue Nikolaus-Umhänge und Untergewänder angefertigen.“ Für den diesjährigen Einsatz wurden vier neue Kleider und Schleier für die Engelchen genäht, die den Nikolaus bei seinen Besuchen begleiten und den Korb mit den Geschenken bereithalten. Alle Kinder, die am Nikolausabend besucht werden, erhalten einen Weckmann, Mandarinen oder Äpfel, Nüsse und kleine Süßigkeiten.

Ein Kilogramm Schokotäfelchen, zweieinhalb Kilo Fruchtbonbons, 200 Beutel Gummibärchen und 200 Lutscher sind nur einige Punkte auf der Liste, die Willy Köhler vor dem Nikolausabend für den Verein einkauft. Zuvor hat er bereits die Bezirke eingeteilt und die Teams, jeweils bestehend aus Nikolaus, Engelchen und Fahrer, zusammengestellt.

Seit 1958 wird über jeden Nikolausabend in Herongen Buch geführt. Unter anderem sind alle Freiwilligen aufgelistet, darunter seit 50 Jahren Willy Köhler als Nikolaus und seit 40 Jahren als Obernikolaus. Auch seine Kinder sind längst im Verein aktiv und führen die Familientradition fort. Insgesamt haben bis heute 85 Männer die Rolle des Nikolauses und knapp 140 Frauen die Rolle des Engelchens für den Heronger Nikolausverein übernommen.

Allzeit bereit

Alle Aktiven treffen sich nach ihrem Einsatz am Nikolausabend zum gemeinsamen Essen, Nikolaus-Quiz und Wichteln im „Nikolaus-Hauptquartier“. Manch einer muss dann nochmal kurzfristig ins Kostüm schlüpfen, wenn der Obernikolaus einen Anruf erhält, dass ein Kind noch auf den himmlischen Besuch wartet. „Das Besondere an unserem Verein ist, dass wir alle Heronger Kinder im Alter bis zehn Jahren automatisch besuchen“, betont Willy Köhler. „Familien, die in 2021 besucht wurden, werden automatisch auch in 2022 besucht, wenn nicht auf weiteren Besuch verzichtet wurde.“

Der Nikolausbesuch ist kostenfrei, über Spenden der Familien freut sich der Verein besonders, denn sie tragen ausschließlich dazu bei, dass dieser schöne Brauch auch weiterhin in Herongen erhalten wird.

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