Ein zentraler Ort

HALDERN. Natürlich: Das Halderner Weihnachtsgewinnspiel ist längst ein Adventsklassiker. Alljährlich fragt man sich im Vorfeld, was es wohl diesmal geben wird. Die Antwort für das Jahr 2022 lautet: „Ein bisschen.“

Grenzregionwort

„Bisschen“ ist eines dieser Grenzregionworte, das sich nicht festlegen mag. Ein bisschen mehr geht genau so wie ein bisschen weniger. Stefan Reichmann, seines Zeichens irgendwie Mastermind in Sachen Ideen, geht es ums Wesentliche. Was, bitte schön, ist denn wesentlich in einem Dorf? Die Kirche vielleicht? Auf jeden Fall. Und dann wäre da: der Marktplatz. Er ist das Epizentrum der Dorfexistenz und eben aus diesem Grund dreht sich diesmal beim Gewinnspiel alles um den Marktplatz. „Momentan geht es ja um die Gestaltung unseres Marktplatzes“, erklärt Reichmann. Dass der diesmal einzige Preis beim Gewinnspiel ein Kalender ist, auf dem sich Bilder des Marktplatzes befinden – ein Statement. Bisschen mehr Marktplatz. Bisschen weniger Glamour in Sachen Gewinne, Gewinne, Gewinne.

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Direktgewinn

Reichmann: „Ab dem kommenden Montag bekommen alle Kunden beim Einkauf in Haldern ein Los.“ Es gibt zwei Sorten von Losen. „Leider verloren“ – das sind die einen. „Auf den anderen Losen findet sich eine Ziffer“, erklärt Reichmann. Die Ziffer signalisiert einen Direktgewinn. Die Gewinner erhalten – siehe oben – den Marktplatzkalender. „Wer also ein Los bekommt, sollte es noch im Laden öffnen“, rät Reichmann, denn – auch hier siehe oben – kann der Kalender gleich mitgenommen werden. Und mit jedem Kalender geht es um das Nachdenken über den Marktplatz. Reichmann formuliert es so: „Wir müssen aufhören, nur durch die Windschutzscheibe zu denken.“ Übersetzung: Wie viel Parkplatz braucht der Mensch? Auch hier gilt: Vielleicht ist ein bisschen weniger manchmal ein bisschen mehr. Reichmann: „Ich bin kein Verfechter des autofreien Marktplatzes.“

Rilke

Man blättert durch den Kalender und atmet – bei manchen der Bilder – Nostalgisches. Man denkt an Rilkes Panther: „ … ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht.“ Der Marktplatz war/ist ein Kirmesort, ein Konzertort, ein Schützenfestort, ein Erntedankfestort – irgendwie ein Ort der Ein- und Heimkehr. Reichmann formuliert anders: „Wer in der gereizten Atmosphäre unserer Gegenwart nicht den Blick für das Wesentliche verliert […], scheint mit außerirdischen Mächten zu paktieren oder ein bisschen gelassen zu sein.“

Dorf darf. Dorf muss.

Da ist es wieder – das bisschen. Und „das bisschen Kalender“ beim Weihnachtsgewinnspiel ist ein bisschen von der Botschaft getränkt, dass – ein Ausflug in den Fußball – die Wahrheit auf dem [Markt]Platz liegt. Ein Marktplatz soll nicht vom Parkplatz erzählen sondern von Gemeinschaft. „Um dieser vielfältigen Gemeinsamkeit Ausdruck zu verleihen, brauchen wir unseren Marktplatz. Ein bisschen für alle und ein bisschen für uns.“
Nun denn: Marktplatzlose gibt‘s ab Montag in Haldern. Nicht nur die Kirche soll im Dorf bleiben …. Letzte Worte: Dorf darf. Dorf muss.

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