KLEVE. „Nur“ ein Fanclub unter vielen? Das kann nicht alles sein. Dachte sich Dieter Stumpe und rief als Vorsitzender des BVB-Fanclubs Schwanenstadt Kleve vor einigen Jahren ein Projekt ins Leben, das nun mit der 25. Aktion ein kleines Jubiläum feiern konnte. Und das Format zu Gunsten von Angehörigen gemeinnütziger Einrichtungen wird fortgesetzt, denn auch nach seinem Rückzug aus dem Vorstand will sich Stumpe weiter für das soziale Engagement des Vereins stark machen, um anderen Menschen eine Freude zu bereiten und ein bisschen Abwechslung in den Alltag zu bringen. Im NN-Interview spricht Stumpe über die Anfänge der „sozialen Projekte“, persönliche Glücksmomente und wie es weitergeht.

 

Dieter Stumpe im Stadion.
Foto: privat

Mit einer Fahrt zum Heimspiel der Borussia Dortmund gegen den VfL Wolfsburg im Dezember 2014 fiel der Startschuss für die „sozialen Projekte“ des Vereins. Welche Idee steckte dahinter und wie kam es dazu?
Dieter Stumpe: Als ich im Januar 2012 den Vorsitz übernommen hatte, habe ich nach einer Einarbeitungszeit überlegt, was man zusätzlich machen könnte. „Nur“ der Stadionbesuch war mir zu wenig – und füllte uns als Vorstand auch nicht aus. Wir fanden es gut, wenn sich ein Verein, auch über das „Kerngeschäft“ hinaus, engagiert, anderen gegenüber öffnet und in den Austausch tritt. Als wir mal acht Karten beim BVB günstig kaufen konnten, haben wir das als Start für die später so genannten „sozialen Projekte“ gesehen und eine Gruppe von Haus Freudenberg aus Goch ins Stadion eingeladen. Ein Jahr später bekamen wir, weil der HSV in Hamburg eine ‚Zusage‘ uns gegenüber nicht eingehalten hatte, acht Karten für das Spiel des HSV gegen den BVB kostenlos und haben dazu Mitglieder einer Hamburger Behinderten-Werkstatt eingeladen. Mit diesen beiden Aktionen kam die Sache ins Rollen – und war auch nicht mehr aufzuhalten.
Weil…?
Stumpe: …es einfach unglaublich schön ist, anderen Menschen, die so etwas nicht häufig erleben dürfen, eine Freude zu bereiten. Das ist schon toll, wenn die Anspannung im Bus steigt und die Vorfreude immer größer wird. Und wenn man nach dem Spiel aus dem Stadion kommt und die Gäste stolz erzählen und sagen „Wir haben gewonnen“ und dabei über das ganze Gesicht strahlen, erfüllt es uns immer wieder mit Freude. Das bereitet unseren Clubmitgliedern natürlich auch Spaß – Fußball ist ja unsere Leidenschaft. Wenn man dieses Gefühl, diese ganz besondere Atmosphäre im Stadion, teilen kann, ist das für alle eine Bereicherung. Wir wollen es nicht zu hoch hängen, aber es ist schon ein Beitrag in Sachen Integration und Inklusion.
Aber da steckt auch eine Menge Arbeit dahinter…?
Stumpe: Natürlich, aber man kann viele Dinge auf Sicht planen. Etwas anders ist es mit den Sponsoren, die uns überwiegend seit Jahren helfen und die Zusammenarbeit von gegenseitigem Respekt und Vertrauen geführt wird. Wenn mal jemand ausfällt, muss man sich darum bemühen, diese Lücke zu schließen und somit immer „am Ball“ bleiben. Wie sagte BVB-Boss „Aki“ Watzke doch bei meiner Verabschiedung zu den Mitgliedern vor gut einem Jahr in Kleve: „Eines kann ich euch sagen, denn wenn Dieter sich für euren Club engagiert hat, dann kann man es als „positiv hartnäckig“ bezeichnen.“ Der Klever Fanclub genießt ohnehin beim BVB, egal in welchen Gremien, ein hohes Ansehen für die Mitarbeit und die eigenen Projekte. So soll es auch künftig sein: Sechs Personen und zwei Begleiter werden vom Club eingeladen, erhalten Tickets, Fanartikel und einen Imbiss im Stadion. Ob jung oder alt, ob mit oder ohne Behinderung – oder als ehrenamtlich für das Gemeinwohl tätige Gruppe. Jetzt waren es die jugendlichen Flüchtlinge der Ukraine.
Während der Pandemie waren diese Fahrten nicht möglich. Der Fanclub hat sein soziales Engagement aber trotzdem fortgesetzt?
Stumpe: Ja. Leider waren Stadionbesuche eine gewisse Zeit nicht möglich. Durch das Beitragsaufkommen des Fanclubs konnten wir aber finanziell tätig werden. Es gab Spenden für das Klever Kinder Netzwerk (KKN), die Netzgruppe der Kinder Villa in Kellen, das Tierheim in Kranenburg und 1000 Euro gingen an die Ahrtal-Borussen als Hilfe für die Opfer der Flutkatastrophe. Seit September vergangenen Jahres können wir wieder reisen, ob mit Haus Freudenberg aus Geldern, dem Klever Jugendzentrum „Kalle“, dem SOS-Kinderdorf Kleve oder der Gocher Lebenshilfe. Alle Maßnahmen sind auch auf unserer Club-Homepage www.bvb-fanclub-kleve.de und auf unserer Facebook-Seite zu finden, viele auch mit Bildern der Teilnehmer.
Im vergangenen Jahr haben Sie sich entschieden, nicht mehr als 1. Vorsitzender antreten zu wollen. Die „sozialen Projekte“ bleiben aber weiterhin unter Ihrer Regie?
Stumpe: Mit etwas über 70 Jahren dachte ich, es ist an der Zeit, etwas kürzer zu treten. Fast zehn Jahre waren ausreichend und zuvor habe ich ja auch schon 30 Jahre im Vorstand von Weiß-Rot-Weiß Kleve gearbeitet, davon 15 Jahre als Vorsitzender. Der neu gewählte Clubvorstand unter der Leitung von Carsten van Heesch hat mich gebeten, diesen Bereich der „sozialen Projekte“ auch künfitg zu führen und zu gestalten. Die bestehenden Kontakte in alle Richtungen dazu werden schon hilfreich sein. Schließlich wollen wir gemeinsam gestalten. Zur 25. Maßnahme, beginnend mit den Jugendlichen aus der Ukraine, gibt es eine Neuheit, denn erstmals wird der Kern (sechs Personen) jeder Gruppe mit brandneuen Originaltrikots des BVB ins Stadion fahren. Das ist deutlich mehr als der bisherige Fanschal, der ausgehändigt wurde.

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