Ein wunderbares Ganzes

KLEVE. Der Kunstverein „projektraum bahnhof 25“ hat sich längst als nicht zu vernachlässigende Adresse für sehenswerte Ausstellungen etabliert.

Mehrwert

Am kommenden Samstag, 5. November, wird um 17 Uhr eine Ausstellung mit Werken von Nelleke Beltjens und Marga Knaven eröffnet und es sei gleich gesagt: Das Hingehen lohnt sich – das Hinsehen erst recht. Da treffen zwei unterschiedliche Positionen aufeinander, die zusammen ein wunderbares Ganzes ergeben – eines, das einen Mehrwert erzeugt.
Nelleke Beltjens arbeitet mit „Cutouts“: da entstehen filigrane Collagen – Schichtungen, die erst aus der Nähe ihre Grundspannung offenbaren und jeden Betrachter strafen, der sich mit Abstand zufriedengibt. Andererseits ist auch das erste Hinsehen ein spannender Augenblick – einer, der ein scheinbar völlig anderes Ergebnis/Erlebnis bereithält. Erst in der Nahsicht werden Schichten deutlich – wird aus den Arbeiten eine Art Bienenstock. Es geht, denkt man, um Gleichzeitigkeiten – Gleichzeitigkeiten, die, wenn man in herkömmlichen Denkweisen verhaftet ist, unmöglich wären. Was Beltjens da aufschichtet, sind nicht nur grafische Ebenen – da geraten auch die Zeiten und Farben durch-, in- und untereinander.

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Die zweite Komponente

Dann: der Dialog – die zweite Komponente, die auch die Erste sein könnte: Es sind die Arbeiten von Marga Knaven. Hier wachsen Strukturen in den Raum – hier ist nichts ohne Bewegung denkbar.
Während Beltjens Arbeiten auch als Stillleben „funktionieren“, leben die Arbeiten von Knaven von einer vitalen Unbezähmbarkeit. Was aussieht wie genähtes Leder, ist Kautschuk. Während sich Beltjens Arbeiten mit Wandplätzen zufriedengeben, greifen Knavens Arbeiten in den Raum ein und sind teils so aufgebaut, dass sie sichtversperrend aber gedankenöffnend im Weg hängen und zu Umgehungsentscheidungen zwingen.

Der Kontrapunkt

Die Kraft der Ausstellung liegt in dem ungeheuer energiegeladenen Kontrapunkt aus Bändigung (Beltjens) einerseits und Angriffslust (Knaven) andererseits. Dann das Aber: Aber es lässt sich auch umgekehrt erleben: Hier die hängendstehenden Objekte – scheinbar unveränderlich – und dort die passiv wirkenden Papierarbeiten, die erst beim Herangehen ihre Sprengkraft freisetzen.
Da treffen zwei Urkräfte aufeinander, die erst durch die Auswahl der Kuratoren in einen Dialog treten. Man fühlt sich wohl in dieser Ausstellung, die viel Platz lässt für das eigene Denken, weil sie sich wenig einmischt; eine wunderbar explodierende Stille.

Nelleke Beltjens (l.) und Marga Knaven (r.). Foto: Dirk Knickhoff
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