Guido Winkmann möchte neue Wege gehen

Der 48-Jährige kandidiert erneut als neuer Landrat / Die Verwaltung soll unter ihn auch abends öffnen

KREIS KLEVE. Guido Winkmann möchte als Landrat vieles anders machen. „Ich komme von außen und möchte gerne einen Weg gehen, der neu ist“, sagt der Kerkener. Nach 2020 tritt der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter zum zweiten Mal bei der Wahl des neuen Landrates im Kreis Kleve an. Vor zwei Jahren verpasste er mit rund 30.000 Stimmen (23,09 Prozent) nur knapp den Einzug in die Stichwahl. Dieses Mal möchte er sich bei der Landratswahl am 27. November gegen seine Mitbewerber Christoph Gerwers (CDU), Stephan Welberts (SPD; aufgestellt auch von den Grünen), Ralf Klapdor (FDP), Heinz Ferdinand Straeten (AFD) sowie die – ebenso wie Winkmann – unabhängige Kandidatin Jale Solan durchsetzen und – dieses Mal mit Unterstützung der Vereinigten Wählergemeinschaften Kreis Kleve – neuer Landrat des Kreises Kleve werden.

Sein Wahlprogramm hat Winkmann auf vier Kernpunkte ausgelegt: Verwaltung auch abends öffnen, ein Amt für Klimaschutz, Wirtschaft, Landwirtschaft, EU und Nachhaltigkeit, gute Ideen schnellstens umsetzen und den Süden des Kreises Klever stärker integrieren. „Dabei möchte ich nicht bei abstrakten Floskeln bleiben, sondern schon genau erläutern, wie ich diese Kernpunkte umsetzen möchte“, sagt Winkmann, der dazu ein ausführliches Konzept erarbeitet hat – und dieses bietet einige neue Ansätze.

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So möchte Winkmann, dass sich auch die Verwaltung stärker an die heutigen Lebensverhältnisse der Bürger anpasst. „Viele Bürgerinnen und Bürger müssen sich oftmals einen Tag freinehmen, um Behördengänge erledigen zu können. Neben der fortschreitenden Digitalisierung sind mittelfristig verlängerte Öffnungszeiten der Kreisverwaltung ein wesentlicher Eckpfeiler, um die Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger zu erhöhen“, sagt Winkmann. Von montags bis donnerstags könnte die Stadtverwaltung künftig bis 20 Uhr geöffnet sein, während sie freitags komplett geschlossen bleibe. Dies spare gleichzeitig auch energetische Ressourcen. „Wir müssen dazu auch omnikanal-mäßig unterwegs sein. Es würde schon reichen, wenn Mitarbeiter der Verwaltung bis 20 Uhr abends erreichbar sind und zum Beispiel für einen Videocall zur Verfügung stünden“, sagt Winkmann. Bürger aus dem Südkreis müssten dann auch nicht zwingend für ein Anliegen nach Kleve fahren.

Einbindung des Personalrates

Winkmann macht bei dieser Überlegung aber auch deutlich, dass er auch die Wünsche der Verwaltungsmitarbeiter im Blick behält. „Die Umsetzung einer solchen Maßnahme funktioniert nicht ohne die Einbindung des Personalrates. Heute ist vielen Arbeitnehmern jedoch die Work-Life-Balance wichtiger als ein höheres Gehalt. Ich könnte mir daher eine vier-Tage-Woche gut vorstellen. Das würde den Kreis Kleve auch als Arbeitgeber attraktiver machen und kann dem Nachwuchsmangel eher entgegenwirken“, sagt Winkmann. Zudem plädiere er dafür, die Mitarbeiter mit einem Langzeitarbeitskonto auszustatten. Damit könnten sie eine Zeit lang mehr arbeiten, um sich später längerfristig und sozialversicherungsrechtlich geschützt von der Arbeit freistellen lassen zu können.

Einen neuen Weg möchte Winkmann auch im Hinblick auf Klimaschutz, Wirtschaft und Nachhaltigkeit gehen. Hier möchte der Kerkener ein neues Amt für Maßnahmen des Klimaschutzes, der Wirtschaft, Landwirtschaft und der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit errichten. Damit möchte er ausdrücklich nicht die Klimaschutzmanagerin oder die Wirtschaftsförderin entmachten. „Es geht vielmehr darum, alles unter einem Dach zusammenzufassen und in einem Zuständigkeitsbereich mit kurzen Wegen zu bündeln“, erläutert Winkmann. Die einzelnen Bereiche sollen dadurch stärker zusammenarbeiten können und so voneinander profitieren. Im Kreis Steinfurt seit 2012 bereits ein solches Amt eingeführt worden. Mit dem dortigen Landrat habe er sich darüber intensiv ausgetauscht. Winkmann erhofft sich dadurch auch, dass es die Energiewende im Kreis Kleve voranbringt.

Bindeglied in die Niederlande

„Solar, Wasserstoff, Wind oder künftig noch andere Technologien: Dieses Amt sammelt und koordiniert alle Erkenntnisse, führt Projekte durch und beteiligt sich an EU-Projekten. Das gleiche gilt auch für die immer größer werdenden Herausforderungen in der Landwirtschaft“, sagt Winkmann. Das Amt werde auch ein Bindeglied in Richtung Niederlande sein, von der man in einem engen Austausch profitieren könne. Best-practice-Beispiele gebe es auf der anderen Seite der Grenze schließlich mehr als genug.

Zur Person
Guido Winkmann wurde 1973 in Goch geboren, ist aufgewachsen in Nütterden und hat bis 2001 in der Klever Unterstadt gewohnt. Seit 2001 wohnt er in Kerken. „Ich kenne damit sowohl den Norden als auch den Süden des Kreises Kleve“, betont Winkmann. Nach seinem Abitur 1993 am Konrad-Adenauer-Gymnasium in Kleve absolvierte er seine Ausbildung bei der Polizei NRW- Bis 1999 arbeitete er im Wach- und Wechseldienst in Krefeld, eher er 2001 an der Fachhochschule für öffentliches Verwaltungsrecht (FHöV) in Duisburg sein Studium zum Diplom-Verwaltungswirten abschloss. Danach war er unter anderem im Landeskriminalamt NRW (Interpolangelegenheiten, Wirtschaftskriminalität), als Lehrender beim Landesamt für Aus- und Fortbildung der Polizei NRW (Abteilung Kripo) sowie in leitender Funktion in der der Task Force im Bereich der Bekämpfung Finanzierungsquellen organisierter Kriminalität und Terrorismus“ tätig. Seit April dieses Jahres ist er im Innenministerium des Landes NRW in der Geschäftsführung der SoKo „Bekämpfung Geldautomatensprengungen“ beschäftigt. Zudem war Winkmann 20 Jahre lang Schiedsrichter beim DFB und leitete bis 2021 unter anderem Fußballspiele in der ersten Bundesliga. Seit seinem altersbedingten Ausstieg ist er nur noch als Video-Schiedsrichter aktiv.

Als Winkmann seine erneute Kandidatur bekanntgegeben habe, habe er zahlreiche Zuschriften mit Themenvorschlägen, in denen es Nachholbedarf gebe, erhalten. Diese würde von der Ärzteversorgung über die Digitalisierung, Integration, Bürgerbeteiligung, Abfallentsorgung, Sportvereine, Verkehrsinfrastruktur, Senioren, Präventionsarbeit, Schwimmkurse für Kinder, kommunale Kooperation bis hin zu Gefahrenstellen an Radwegen gereicht. Winkmann hat das auf Idee gebracht, dass er als Landrat gerne eine Koordinierungsstelle mit dem Titel „Lob, Anregungen, Kritik, Ideen, Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“ (KOST LAKIB) unter seiner Leitung einrichten möchte. Bürger und Mitarbeiter sollen sich mit ihrem Lob, ihren Anregungen, ihrer Kritik, ihren Ideen und ihren Beschwerden direkt (auch anonym) an ihn wenden können – egal ob persönlich, telefonisch oder digital.

Schnelle Umsetzung von Ideen

Dabei geht es Winkmann auch um die schnelle Umsetzung von guten Ideen. „Der Kreis Kleve ist an vielen Stellen bereits gut so wie er ist, aber es gibt überall noch Stellen, die besser werden können. Dafür müssen aber gute Rahmenbedingungen geschaffen werden, um jeden Tag etwas besser werden zu können“, sagt Winkmann. Auch konstruktive Kritik könne dabei helfen. „Als Schiedsrichter habe ich auch nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen, aber ich habe versucht, immer besser zu werden“, sagt Winkmann, der am Tag der Landratswahl seinen 49. Geburtstag feiert.

Den Süden nicht vernachlässigen

Wie Winkmann bereits 2020 bei seiner ersten Kandidatur deutlich gemacht hat, möchte er auch weiterhin den Süden des Kreises Kleve nicht vernachlässigen. Er forciert als Landrat den Süden weiter fördern und stärken, indem er zum Beispiel die Präsenzzeiten der Verwaltung im Südkreis weiter ausbaut oder mögliche (digitale) Alternativen schafft. Auch wenn Winkmann dieses Mal von den Vereinigten Wählergemeinschaften Kreis Kleve unterstützt wird, sei er, so betont der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter, als Landrat „für gute Ideen aller Farben und Parteien“ offen. Die bunten Schiedsrichter-Karten begleiten ihn deshalb auch in diesem Jahr auf seinen Wahlkampf-Plakaten.

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