NIEDERRHEIN. 70.000 Frauen erkranken jedes Jahr in Deutschland an Brustkrebs. Die in Pont aufgewachsene Katrin Lange ist eine von ihnen. Trotz der harten Diagnose und den erschwerenden Pandemie-Umständen hat sie sich der Krankheit entschlossen entgegengestellt und sogar ein Buch über ihre Erfahrungen geschrieben. Mit „Bei Gegenwind loslaufen. Mein Leben zwischen Brustkrebs und Corona-Pandemie“ möchte sie nicht nur anderen von Brustkrebs Betroffenen Mut machen, sondern auch Menschen mit anderen Schicksalsschlägen. Denn heute weiß sie: Es gibt zwar die schlimmen Verläufe, aber so muss es längst nicht immer sein. Es sei wichtig, auch von guten Verläufen zu erzählen – wie dem ihren. „Und ich bin nicht die Einzige.“

Als der Arzt ihr 2020 die Brustkrebs-Diagnose stellte, katapultierte es sie aus ihrem bisherigen Leben. Aber die heute 44-Jährige fand wieder aus dem Loch heraus, auf ihre eigene Art und Weise. Ihr Ansatz zur Verarbeitung: schreiben.

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Wer das Ergebnis liest, findet nicht nur eine offen und chronologisch erzählte sowie in sinnvolle Abschnitte gegliederte Schicksalsgeschichte vor, sondern auch hilfreiche Links für weitere Informationen und wissenswerte Hilfestellungen in Form von „Gut zu wissen“-Passagen. Im Laufe der Zeit sammelte Lange viele wertvolle Erfahrungen, etwa über den Anspruch auf psychoonkologische Unterstützung oder über die Bedeutung von Selbst- und Vorsorgeuntersuchungen. Denn je früher Krebs erkannt wird, desto größer sind die Heilungschancen.

Abstand von der Schwarzmalerei

Horrorvorstellungen von Brustkrebs und dessen Behandlung sind weit verbreitet: zum Beispiel Erbrechen, Bettlägerigkeit, Appetitlosigkeit. Selbst in Filmen sei die Darstellung oft sehr dramatisch – und meist todbringend, sagt Lange. Aber so ein Verlauf sei keinesfalls zwangsläufig. „Auch ich musste mein Umfeld überzeugen, dass es mir entsprechend der Umstände gut ging“, erzählt Lange. Was nicht heißen soll, dass sie keine Folgen gespürt hätte: Haarausfall und Müdigkeit begleiteten auch sie.

Mehr noch als der Krebs beunruhigte sie hingegen die Pandemie. „Plötzlich war ich Risikopatientin, ich habe mich verwundbar gefühlt.“ Die Welt war eine andere. Überhaupt machte die Diagnose ihr ihre Sterblichkeit zum ersten Mal wirklich bewusst, öffnete den Gedanken an andere Schläge, die ihr Leben verkürzen könnten, Tür und Tor. „Seither denke ich über ein paar Sachen mehr nach“, gesteht sie.

Diese Sorgen änderten jedoch nichts an ihrer grundlegenden kämpferischen Haltung, von der sie glaubt, dass sie für die Genesung nur förderlich sein kann – auch in geistiger Hinsicht. „Ich bin ein positiver Mensch und wollte für meine Gesundheit kämpfen.“ Dazu gehörte eben auch, sich nichts einreden zu lassen über das, was wohl passieren wird. Stattdessen informierte sie sich selbst auf sachliche Weise. Das gab ihr einen Teil der Kontrolle zurück, erzählt sie, auch wenn andere verständlicherweise lieber so viel Abstand wie möglich von der Thematik nähmen. Auch stimmte sie ihr näheres Umfeld auf ihre Haltung ein.

Mental gerüstet hat sie sich zudem, indem sie das Positive aus allem zog und sich mit positiven Dingen beschäftigte. „Ich habe meine Kreativität wiederentdeckt“, erzählt sie. Sie begann zu stricken und zu basteln. Auch aus Sprüchen konnte sie Kraft ziehen und erkannte, dass es besser ist, abzuwarten, ehe man sich verrückt macht. „Das kann man auch später noch.“

Trotzdem betont Katrin Lange, dass Sorgen und Angst völlig normal seien. Ihr erging es nicht anders, schließlich war und ist es auch heute noch eine ernste Situation für sie. „Es ist eine anstrengende und herausfordernde Therapie.“ Nur vollends nachgeben sollte man den Ängsten nicht, empfiehlt sie. „Man sollte darüber aufklären, dass Krebs kein Todesurteil sein muss. Erst recht nicht, wenn er früh erkannt wird.“ Die Therapie wird möglichst genau auf den jeweiligen Körper zugeschnitten, um eine effektive Behandlung zu gewährleisten. Überhaupt steht die Forschung nicht still.

Eine Chemotherapie bringt naturgemäß gute und schlechte Tage mit sich. Katrin Lange hörte dabei immer auf ihren Körper, ging, wenn sie konnte, spazieren und ruhte sich aus, wenn nicht. Weiteren schädlichen Stress vermied sie durch eine Krankschreibung. Als dann die möglicherweise noch auftretenden schlimmen Folgen ausblieben, gab ihr das einen weiteren Motivationsschub. So blieb auch später ihre größte Sorge eher die Coronainfektion.

Gutes aus schlechten Ursprüngen

So schlimm eine Diagnose wie Brustkrebs auch ist: Selbst aus etwas sehr Schlechtem kann sich etwas Gutes entwickeln, wie der Fall Katrin Lange zeigt. Denn schon allein durch die gezwungene Konfrontation mit der Krankheit wuchs sie über sich hinaus und erkannte etwas Wichtiges: „Man ist stärker, als man denkt.“ Es gibt zwar Beziehungen, die unter solchen Umständen zerbrechen, Lange brachten sie hingegen ihrem Mann noch näher: im Mai haben die beiden geheiratet. Aber die wohl positivste Folge für sie war, dass sie endlich ihren Traum vom eigenen Buch wahrgemacht hat. „Ich wollte immer mal einen Bestseller-Roman oder zumindest ein Buch schreiben“, erzählt sie mit einem Lachen.

Das Schreiben war für sie der richtige Weg, um mit der Situation umzugehen. „Man reflektiert dadurch intensiver. Und ich glaube, so habe ich erst wirklich verstanden, was mir passiert ist.“ Daher kann sie diese Herangehensweise zwar empfehlen, für diejenigen ohne Hang dazu „gibt es aber bestimmt auch andere Wege.“

Mittlerweile hat Katrin Lange nicht nur ihre zweite Reha abgeschlossen, sondern auch einen ausgedehnten Wanderurlaub in der Toskana genossen. Denn, so viel ist sicher: das Leben geht weiter.

Online und im Buchhandel
„Bei Gegenwind loslaufen“ ist für 19,80 Euro im Hardcover und für 9,80 Euro als EBook über die bekannten Online-Portale erhältlich oder kann im Buchhandel bestellt werden. Herausgegeben wurde das Buch vom KLHE Verlag. 
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