Die Willkommens-Kirche

KRANENBURG. Vielleicht muss man antizyklisch denken. Was heißt hier vielleicht? Man muss. Die Kirche erlebt schlechte Zeiten. Da braucht es Optimismus und die Bereitschaft, Dinge zu verändern. Das Strichwort: Divine renovation – Wenn Gott sein Haus erneuert.

Alpha Treffen

„Wir müssen eine Kirche des Willkommenheißens sein“, sagt Jörg Monier, Pastor in Nütterden. Zusammen mit seinem Kollegen Christoph Scholten, Dechant in Kranenburg möchte Monier Neues ausprobieren, und so laden die beiden Geistlichen ab Donnerstag, 20 Oktober und bis zum 22. Dezember zehn Wochen lang alldonnerstäglich um 19.30 Uhr zu „Alpha“ ein. Auf dem Plakat zu „Alpha“ heißt es: „Abenteuerlustig? Willkommen bei Alpha.“ Es geht ums Entdecken von Dingen wie Leben, Glaube, Sinn. „Wir treffen uns in entspannter Atmosphäre“, sagt Monier. Aha. Und das bedeutet? „Jedes Treffen besteht aus drei Teilen. Alles beginnt jeweils mit einem gemeinsamen Essen. Danach schauen wir uns einen themenbezogenen Film an und am Schluss wird in Kleingruppen die Möglichkeit zum Austausch geben.“

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Gemeinsam essen

Und was hat es mit dem Essen auf sich? Monier: „Kaum etwas stärkt Beziehungen mehr als gemeinsames Essen. Daher startet jedes Treffen mit einem Essen, das von den Organisatoren vorbereitet wird. Danach schauen wir uns einen Video-Clip an, der die Grundlagen des christlichen Glaubens behandelt.“ Ist „Alpha“ eine Veranstaltung für eine geschlossene Gesellschaft? Monier: „Genau das ist nicht der Fall. Jeder ist eingeladen. Nichts ist an eine Konfession gebunden. Wir freuen uns über jeden Gast, der bereit ist, sich auf das Abenteuer Alpha einzulassen.“ Alpha, erklärt Monier weiter, sei übrigens keine Erfindung von ihm und Scholten: „Alpha gibt es auf der ganzen Welt in fast allen christlichen Konfessionen. Millionen Menschen haben in den letzten 32 Jahren weltweit teilgenommen.“

Zwei Stunden

Was Scholten und Monier anbieten, richtet sich an Menschen ab 17 Jahren. Die Treffen, die im Kranenburger Pfarrheim „Helleg Krüß“ stattfinden, starten jeweils um 19.30 Uhr und dauern zwei Stunden. Ein bisschen Zeit müssen Interessierte mitbringen und nach Möglichkeit sollten sie an allen Treffen teilnehmen. Monier: „Was da stattfindet, ist ja auch ein gruppendynamischer Prozess. in dem es darum geht, aufeinander einzugehen.“

Namensschild-Sonntage

Einen Teil des Konzeptes erleben Kirchgänger bereits an den Namenschild-Sonntagen, die seit den Sommerferien an jedem zweiten Wochenende im Monat stattfinden. Monier: „Die Menschen werden dann gebeten, mit einem Namensschild zum Gottesdienst zu kommen. Wer keines hat, dem wird am Eingang eines angeboten. Nach dem ersten Lied werden die Anwesenden dann gebeten, die Namen derer herauszufinden, die vor, hinter und neben ihnen stehen. Die sollen dann angesprochen und begrüßt werden und im weiteren Verlauf der Messe werden alle eingeladen, in Stille für die zu beten, die sie vorher begrüßt haben.“

Gemischte Reaktionen

Die Reaktionen auf die Namensschild-Gottesdienste reichen von ablehnend über verhalten bis gut. „Manche sagen mir: ‚Ich kenne doch jeden, der in meiner Gemeinde den Gottesdienst besucht‘, und fast immer stellt sich heraus, dass es nicht so ist“, erzählt Monier. Es geht, denkt er, manchmal bereits bei Kleinigkeiten auch einmal darum, die eigenen Komfortzonen zu überdenken und wenn möglich zu verschieben. In Moniers Vorstellung von einer Kirche des Willkommenheißens spielt es eine große Rolle zu wissen, mit wem man es zu tun hat.
Man mag sich unwohl fühlen, wenn die Sache mit dem Namensschild auftaucht – auf der anderen Seite gehört der eigene Name zum Wesentlichsten, was man vom ersten bis zum letzten Lebenstag „dabei“ hat.
Zurück zu den Alpha-Treffen. Die Themen der zehn Veranstaltungen lauten: 1. Hat das Leben mehr zu bieten? 2. Wer ist Jesus? 3. Warum starb Jesus? 4. Was kann mir Gewissheit im Glauben geben? 5. Warum und wie bete ich? 6. Wie kann man die Bibel lesen? 7. Wie führt uns Gott? 8. Wie widerstehe ich dem Bösen? 9. Warum mit anderen darüber reden? 10. Heilt Gott heute noch?
Zu den zehn Donnerstagstreffen findet am Samstag, 10. Dezember zwischen 9 und 16 Uhr noch ein „Heilig-Geist-Tag“ statt.

Anmeldung wünschenswert

Monier: „Für die Planung der Treffen bitten wir um eine Anmeldung. Das hat vor allem auch mit der Vorbereitung der Speisen zu tun.“ Anmeldungen sind möglich unter: StPeterUndPaul-Kranenburg@bistum-muenster.de oder Telefon 02826/266 sowie unter StAntoniusAbbas-Kranenburg@bistum-muenster.de oder Telefon 02826/338. Monier: „Möglich ist eine Anmeldung auch über das Whatsapp-Unternehmenskonto St. Antonius Abbas.
Unter den katholischen Gemein im Kreis Kleve sind diejenigen von Christoph Scholten und Jörg Monier die ersten, die das Alpha-Experiment durchführen.
Monier: „Wir brauchen viele Menschen (Ungetaufte, Ausgetretene, Nicht-Kirchgänger und praktizierende Katholiken, die sich darauf einlassen und bereit sind, eine Vision von Kirche zu teilen.“ Circa acht Jahre, schätzt Monier, könne der Prozess von der ersten Vision einer wachsenden Gemeinde bis hin zu deutlichen Erfolgen in Anspruch nehmen. Man denkt an den Altkanzler Schmidt, der gesagt haben soll, wer Visionen habe, solle zum Arzt gehen. Nicht-Schmidtscher Zusatz: Vielleicht aber auch in die Kirche.

Helfer-Treffen

Wer Interesse hat, bei der Vorbereitung und Durchführung der Alpha-Treffen mitzuhelfen, ist am Mittwoch, 5. Oktober um 20 Uhr herzlich zu einem Treffen ins Pfarrheim „Helleg Krüß“ in Kranenburg eingeladen. HFrost

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