Kulturen kennenlernen

REES. Sebastian Hiller ist „Umfeldmanager“ und arbeitet für „European Homecare“. Das müsste man jetzt mal googeln: „European Homecare ist ein mittelständisches Familienunternehmen, das sich auf soziale Dienstleistungen spezialisiert hat. Wir helfen der Politik in ganz praktischer Hinsicht bei der Erfüllung bestimmter Aufgaben, die sich zum Beispiel aus dem Grundrecht auf Asyl ergeben.“

 

Randgruppen

Süpielt mit seinem Bruder im Bürgerhaus: Hellgurd Dehaty

Und weiter: „Über allem steht die Devise: Wirtschaftlichkeit und Soziales dürfen sich nicht ausschließen. Gerade im verantwortungsbewussten Umgang mit sozialen Randgruppen verbinden wir im Sinne des Auftraggebers wirtschaftliches Handeln mit sozialer Kompetenz.“
Hiller ist Sozialarbeiter und kümmert sich also unter anderem um Asylsuchende. Nicht eben eines der Felder, bei deren Bestellung man allzu sehr von Lobbyisten bedrängt wird. Hiller jedenfalls ist eine Art Bindeglied zwischen den Menschen, die – mit unklarem Status – zu Gast in Deutschland sind und deren Umfeld. In Rees gibt zwei „Zentrale Unterbringungseinheiten“, kurz ZUE genannt. Kein Wort, aus dem sich Zuwendung entnehmen ließe. Hiller aber ist einer von denen, die ihren Auftrag ernst nehmen – er ist einer, der sich einsetzt.

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Kulturen unterscheiden, Kulturen verbinden

Spricht man mit ihm darüber, was Menschen unterschiedlicher Herkunft unterscheidet, ist man – abseits der Sprache – schnell bei: Kultur. Ein Begriff, bei dem man zunächst glaubt, ihn eingrenzen zu können, um beim zweiten Denkansatz zu merken, wie wenig Werkzeug man besitzt, um Kultur zu definieren. Hillers Gedanke: „Wenn es die Kultur ist, die Menschen voneinander unterscheidet, dann kann es eben diese Kultur sein, die Menschen verbindet. Man muss sie nur kennenlernen – ins Gespräch kommen.“ Die Devise: Kennenlernen: Wer lernt, lernt kennen.

Sebastian Hiller

Plattform für Begegnungen

Vom 30. September an hat Hiller zusammen mit Kollegen die „Interkulturellen Tage“ in Rees geplant. „Die Interkulturellen Tage in Rees wollen verbinden und eine Plattform bieten für Begegnung zwischen Kindern, Erwachsenen, Reesern, Zugezogenen und Migranten.“ Noch ein Wort steht in der Zustandsbeschreibung: Augenhöhe. Ein eigentlich gut gemeintes Wort, aber es birgt die Frage, wer die Höhe definiert.
Es geht also um Kommunikation – am besten auf einer identischen Ebene, einer Ebene, die nicht die einen wichtiger erscheinen lässt als die anderen. Es geht um Integration – und es geht um Inklusion.
Alles beginnt am Freitag, 30. September im Reeser Bürgerhaus. Hiller: „Wir zeigen dann die Ausstellung ‚An(ge)kommen. Augenblicke. Begegnungen. Geschichten.“ Im Anschluss: ein Konzert. Ein Brüderpaar (Hellgurd Dehati, Violine und Chia Dehati, Kontrabass) spielen „Eine morgenländische und abendländische Serenade“. Die Brüder spielten einst im irakischen Jugendorchester. Beide haben Musik studiert und man darf auf ihre Programmauswahl gespannt sein.

Ein Familienfest

Hiller: „Am 2. Oktober soll dann ein interkulturelles Familienfest stattfinden. Der Erntedanksonntag steht dann unter dem Motto Zusammenkommen. Es geht um Spiel und Spaß, Streetfood und Selbstgemachtes. Das Ganze findet auf dem Marktplatz in Rees statt.“
Ab dem 4. Oktober soll dann – jeweils donnerstags – in ‚Mittags am Markt‘ ein internationales Café stattfinden. Hiller: „Es wird dann mittags jeweils ein Essen aus einem anderen Land angeboten und nachmittags trifft man sich bei Tee oder Kaffee und süßen Köstlichkeiten.“
Auch die Stadtbücherei in Rees ist mit im Boot. Am Mittwoch, 12. Oktober, findet um 19.30 Uhr eine Lesung mit Burak Yilmaz statt. Yilmaz wuchs als Sohne türkisch-kurdischer Eltern in Duisburg auf und erhielt für sein vielfältiges Engagement gegen Rassismus und Antisemitismus das Bundesverdienstkreuz und wird in Rees sein Buch ‚Ehrensache: Kämpfen gegen Judenhass‘ vorstellen.

Ausstellung

Vom 14. bis zum 30. Oktober wird unter dem Titel „Jeder Punkt zählt“ im Schloss Ringenberg Kunst von Bewohnern der ZUE Rees ausgestellt.
Am Dienstag, 18. Oktober, laden die evangelische und die katholische Kirche zum ökumenischen Friedensgebet ein. Treffpunkt ist um 18 Uhr der Stadtgarten in Rees.
Am 22. Oktober geht es um Selbstverteidigung für Kinder. Hiller: „Der Judoclub Haldern lädt dann zwischen 11 und 12.30 Uhr alle Kinder und Jugendlichen zwischen von fünf bis zehn Jahren zu einem Schnuppertraining ein. Wir haben mit dem Judoclub schon öfter zusammengearbeitet. Daher ist es klar, dass wir den Schnuppertag in die Veranstaltungsreihe integrieren.“

Filmabend

Am Sonntag, 30. Oktober, findet dann um 20 Uhr (Einlass 19 Uhr) ein Filmabend in der Pop Bar in Haldern statt. Das Thema: Kultur. Gut. Gezeigt werden Filme vom Filmfest Niederrhein. Das Motto: Lieber ein guter Nachbar als ein ferner Freund.
Ermöglicht werden die interkulturellen Tage in Rees vom Verein ‚Fremde werden Freunde‘, von ‚European Homecare‘, vom Berufsbildungszentrum Kleve, der Volksbank Emmerich-Rees, der evangelischen Kirchengemeinde Rees, der Caritas in Kleve, Permakultur Niederrhein und dem Verein Filmkultur am Niederrhein.

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