BÜDERICH. Es ist ein stolzes Jubiläum, das Büderich demnächst feiert. Vor allem angesichts einer bewegten Geschichte im Ort. Nachdem im letzten Jahr die katholische Kirche an der Reihe war, feiert nun die evangelische Kirche ihren 200. Geburtstag. Begangen wird das im Sommer und Herbst mit einer Reihe von Veranstaltungen. Den Anfang macht das Gemeindefest am 21. August.

Neben Büderich selbst haben auch die ansässigen Kirchen und Kirchengemeinden eine bewegte Geschichte. Konfliktpotenzial gab es zwischen den Katholiken und Protestanten in Büderich damals mehr als genug. Das ging 1675 sogar soweit, dass man die gemeinsame Kirche im Ort durch eine Mauer trennte – eine Seite für jede Gruppe. Dann kam das Jahr 1813 und die Franzosen machten das alte Büderich dem Erdboden gleich.

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Mit der Neuentstehung Büderichs an anderer Stelle ein paar Jahre später entstanden schließlich zwei separate Kirchen am Marktplatz. In den letzten 200 Jahren hat die evangelische Kirche viel mitgemacht, hat sich verändert. Der erste Entwurf ging auf Otto von Gloeden zurück, mit der Beteiligung durch Karl Friedrich Schinkel kam das heute als Schinkel-Kirche bekannte Gotteshaus schließlich im klassizistischen Stil daher. „Ganz schlicht“, wie Pfarrerin Susanne Kock sagt. Über die Jahre entfernte sich die reformierte Kirche jedoch durch stetige Änderungen von diesem Erscheinungsbild, war zwischenzeitlich auch sehr dunkel gehalten. Ein starker Gegensatz zum heutigen weißen, lichtdurchfluteten Erscheinungsbild.

Evangelische Kirche Büderich
Die evangelische Kirche feiert ihren 200. Geburtstag.

Wie viele Gebäude wurde auch die Kirche im zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wieder aufgebaut und 1949 neu geweiht. In den Jahren danach ist ebenso vieles passiert. Von 1957 bis 1959 gab es Restaurierungsarbeiten, 1986 trat der Denkmalschutz in Kraft. Erneute Bauschäden waren 1990 der Anlass für das Presbyterium, über eine Neugestaltung zu beraten. In Anlehnung an einen Entwurf von Karl Friedrich Schinkel wurde dann die ursprüngliche Gestalt des Kirchturms wiederhergestellt. So fand die Kirche wieder zum Klassizismus zurück. „Also wieder ganz schlicht mit wenig Ablenkung, eher bezogen auf den Gottesdienst darin“, sagt Kock. Eigentlich schon minimalistisch und damit wieder sehr modern, könnte man sagen. Oder wie Manfred Mielke, Pfarrer im Ruhestand, es ausdrückt: „kein Schnickschnack.“ Gehe man laut ihm davon aus, der Glaube sei dafür da, etwas zu erheben und atmen zu lassen, dann sei diese Architektur bestens dafür geeignet.

1993 erneuerte man den Dachstuhl des Kirchenschiffs, besonders spektakulär war 1997 hingegen die Entfernung des Kirchturmdaches. Ein Jahr später stand das Turmkreuz wieder – dann allerdings verziert mit einem vergoldeten Schwan. Ein bedeutender Meilenstein war 1996 zudem die Gründung des Fördervereins Baudenkmal evangelische Kirche Büderich. Denn: „Es hat alles sehr viel Geld gekostet“, sagt Förderverein-Vorsitzende Angela Richter. Federführend war hierbei Pfarrer Joachim Wolff. Die Unterstützer halfen aber nicht nur mit Geld aus, sondern auch mit den eigenen Händen. „Das zeugt von einer tollen Gemeinde. Es war ein sehr großes ‚Wir‘.“

Ökumene zum Start

Im Vergleich zu den alten Zeiten, als das Verhältnis zwischen katholischen und evangelischen Büderichern alles andere als rosig war, hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan. „Die Ökumene vor Ort ist in den letzten Jahren gewachsen“, erzählt Susanne Kock. In diesem Sinne steht daher auch die Eröffnung des Gemeindefests am Sonntag, 21. August, um 11 mit einem ökumenischen Gottesdienst auf dem Marktplatz an. Ein weiteres Symbol des Zusammenhalts: „Wir feiern zwischen den zwei Kirchen“, erläutert Mielke. Ab 12 Uhr ist ebenfalls einiges geplant: dazu gehört ein Interview mit Angela Richter, bis 14 Uhr eine Rallye für Groß und Klein in und um die Kirche, ein Kindergottesdienst und auch die Kita bietet verschiedene Angebote auf ihrem Gelände an. An den Hunger ist mit einem Mittagessen mit Pommes und Co. gedacht.

Von 13 bis 16 Uhr ist Kaffeezeit, um 13.15 Uhr finden Interviews mit Vertretern des Eine-Welt-Stands und der Tagespflege der Diakonie statt. Um 13.30 Uhr tritt der Chor „Cantemus“ auf, um 14.30 erzählt in der Kirche ein Puppenspiel von Heidrun Viehweg die 45-minütige Kurzfassung der Geschichte von „Noah“. Abrunden wird den Tag der Posaunenchor Sonsbeck um 16 Uhr.

Im Rahmen des Festprogramms findet auch die Teilnahme am Tag der offenen Kirchen am Freitag, 23. September, statt. Ab 16.30 Uhr können Besucher einen Teil des Films „Zeitreise Büderich“ des Bürgervereins sehen und die Geschichte von Neu-Büderich nachverfolgen. Um 18 Uhr präsentiert der Förderverein Baudenkmal einen Kurzvortrag und eine Ausstellung mit Bildern der Kirche. Um 18.30 Uhr tritt das Ensemble „La Passione della Musica“ mit Vertonungen von Gebeten auf. Darüber hinaus planen die Veranstalter derzeit noch weitere Programmpunkte.

Am Sonntag, 23. Oktober, beginnt um 17 Uhr das Konzert „Zeitreise“ mit Auftritten der ökumenischen Chorgemeinschaft Büderich und des Chors „Cantare et Sonare“.
Den Abschluss der Feierlichkeiten bildet dann am Sonntag, 6. November, um 14 Uhr ein Festgottesdienst mit einer Predigt von Okko Herlyn. Dieser ist nicht nur emeritierter Professor der Theologie, sondern vielen auch bekannt als Kabarettist. „Er ist ein wenig wie Hüsch“, erklärt Mielke.

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