Austria Connection

Beginnen wir so: Schräg ist das schon. Ein Hotel in Graz mit dem Namen „Maria hilf“, eine Studentin, die an der Rezeption jobbt und dann – eines Tages – geht die Tür auf (Palim, Palim): Herein spaziert ein ausgiebig tätowierter Herr aus … Kranenburg.

Kunstgeschichte vs MMA

So beginnen spannende Geschichten. Diese handelt von Valentina Vlasic und Ralf Seeger. Sie – Valentina, Studentin der Kunstgeschichte – er Ralf, unterwegs in Kampfmission: MMA – Mixed Martial Arts. Ein Ding für harte Hunde. Der Ralf also spaziert ins Hotel, sieht die junge Dame an der Rezeption: Funkenflug. Zündung der ersten Stufe: Wer gab jetzt wem die Telefonnummer? Irgendwie fast egal. Der MMA-Kämpfer und die Kunsthistorikerin – vielleicht hätte man sie nicht gematcht. Andererseits: Stufe zwei der Operation „Matchpoint“: Telefonschlachten. Landesgrenzenübergreifend und – wir schreiben das Jahr 1999 – nicht eben kostengünstig. Die Vlasic nutzt das Handy vom Papa (man wünscht sich diesen Satzteil österreichich gesprochen: der Papa). Als der Papa die erste Rechnung sieht, passieren zwei Dinge: Kurzatmigkeit einerseits und Telefonnutzungsverbot andererseits. „Ich musste mir ein eigenes Handy anschaffen mit einem eigenen Vertrag“, erinnert sich Valentina und Ralf nickt und sagt: „Ja Spatzl.“ Schräg ist das schon.

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Fernbeziehung und Bischofshofen

Kennenlernen im Mai – im Juni dann: gemeinsame Reise nach Slowenien. Der Beginn einer fünf Jahre währenden Fernbeziehung. „Eigentlich war das schön“, sagt Valentina. „Man hat sich immer gefreut.“ Zwischendurch: Eine Grazerin reist an den Niederrhein. Schlimmste Erinnerungen werden wach. Sie haben nichts mit der Beziehung zu tun. „Wenn ich im Winter mit dem Zug gefahren bin – das war schon fürchterlich.“ Der Ort des Schreckens: Bischofshofen. „Da hatte ich dann nachts drei Stunden Aufenhalt. Im Winter.“ (Ja Spatzl, denkt man.) Auch Ralf hat Erinnerungen: Sie haben mit Autobahnen zu tun. Valentina reiste mit dem Zug an den Niederrhein, Ralf mit dem Wagen Richtung Österreich. Kein Bischofshofen; dafür – an schlechten Tagen Staustunden. „Da war ich dann 14 oder 15 Stunden unterwegs.“ Ja, ja: die Liebe.

Irgendwie krass

Nachdem die Vlasic ihr Kunstgeschichtestudium abgeschlossen hatte, erfolgte der Lebensraumwechsel. Von Graz nach Kranenburg. Irgendwie krass. Man erinnert sich: Die Vlasic wurde Kuratorin am Museum Kurhaus Kleve und in der ersten Pressekonferenz wird sie gefragt, wie – um alles in der Welt – man aus Graz an den Niederrhein kommt. Die Vlasic trommelt ihr charmantes Lächeln und sagt nur vier Worte: „Ja, ja – die Liebe.“
Der Ralf kämpft jetzt in anderen Arenen. Er ist – man kann das sagen – bekannt aus Funk und Fernsehen. Setzt sich für Tiere ein, ohne die Menschen aus den Augen zu verlieren. 2018 haben die beiden geheiratet: Das kleine Besteck. Standesamt. Ja-Wort mit anschließendem Frühstück im kleinen Kreis.
Der Ralf ist nicht nur Fernsehmensch. Er ist auch Influencer. 150.000 Follower. Und die Valentina? Wer sie im Kurhaus erlebt hat – in ihrem Element also – merkt: Auch Spatzl ist Influencerin. Wer aussucht, was andere zu sehen bekommen, muss Influencer genannt werden.
Zuhause in Nütterden wohnen die beiden zusammen mit Hunden und drei Schweinen. Valentina zeigt Fotos. Ralf nickt. Nach 60 Minuten denkt man: Nichts an dieser Geschichte ist schräg. Alles passt so wunderbar als wär`s geplantgewesen …

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