WESEL. Eine der negativen Folgen des Klimawandels ist die ansteigende Gefahr von Starkregen und Überflutungen. Um dem vorzubeugen, hat die Stadt Wesel nun unter anderem eine Starkregengefahrenkarte veröffentlicht. Mit dieser können alle Grundstückseigentümer überprüfen, ob und wie sehr ihr Eigentum wegen seiner Höhenlange bei Starkregenereignissen von Überflutungen gefährdet ist. Hinzu kommen Informationen zu Vorsorgemaßnahmen für Eigentümer.

Die Zeiten, in denen Starkregen und dazugehörige Überflutungen nur mit fernen Ländern in Verbindung gebracht wurden, sind vorbei. „In Wesel sind wir eher in einer guten Situation“, sagt Bürgermeisterin Ulrike Westkamp, verteile sich das Wasser hier doch eher auf die Fläche. Dennoch sei auch hier die Wahrscheinlichkeit solcher Vorfälle, die das Kanalnetz überfordern könnten, gestiegen. Zuletzt hat sich das im Juli 2021 in Blumenkamp gezeigt. Deshalb setzt die Stadt Wesel auf verschiedene Schutzmaßnahmen, die auch Eigentümer betreffen.

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Mit der neuen Starkregengefahrenkarte kann nun jeder Bürger unter www.wesel.de/wirtschaft-planen/klimafolgenanpassung/starkregenvorsorge überprüfen, wie gefährdet das eigene Grundstück ist: je dunkler das Blau, desto größer die Bedrohung.

Zwei Szenarien

Dabei werden insgesamt zwei Szenarien betrachtet. Einmal geht es um 90 Millimeter pro Quadratmeter die Stunde. „Das ist etwa die Menge, die im Ahrtal gefallen ist“, sagt der Klimaschutzmanager von Wesel, Ulrich Kemmerling, sowie das Doppelte dessen, was als hundertjähriges Starkregenereignis bezeichnet wird. Da man in Wesel aber nicht nur den schlimmsten Fall abbilden wollte, arbeitet das zweite Szenario mit 47 Millimetern pro Quadratmeter die Stunde.

Eine Starkregenrisikokarte und die dazugehörige Datenbank listen darüber hinaus gefährdete Einrichtungen der kritischen Infrastruktur auf, die die Stadt für geeignete Maßnahmen ansprechen wird. Gemeint sind damit zum Beispiel Schulen, Krankenhäuser, Stromverteiler und Pflegeeinrichtungen. Aus Gründen des Datenschutzes sind diese Informationen jedoch nicht öffentlich zugänglich. Mit rund 40 Objekten an der Zahl seien es verglichen mit anderen Städten aber wenige Objekte, sagt Westkamp. Am gefährdetsten seien Unterführungen, wie jene auf der Kurt-Kräcker-Straße.

Tipps für Eigentümer

Da die Eigentümer die Verantwortung für ihr Grundstück selbst tragen, nennt die Stadt im Internet einige wichtige Vorsorgemaßnahmen. Im Sinne des Gebäudeschutzes zählen dazu etwa Grundstückseinfassungen, Verwallungen oder Schwellen, die dem Wasser den Zutrittsweg abschneiden sollen. Wichtig seien auch erhöhte Hauseingänge oder wasserdichte Kellerfensterklappen.

Der Schutz gegen Kanalisations-Abwasser sollte hingegen durch eine Rückstausicherung an allen Ablaufstellen unterhalb der Rückstauebene gewährleistet sein. „Ganz wichtig ist auch eine Elementarschadenversicherung“, betont Henning Wagner von den Stadtwerken. Er weiß: „Kleine Maßnahmen können schon einen großen Effekt erzielen.“ Wie in der Vergangenheit bietet die Stadt noch heute eine kostenfreie, individuelle Bürgerberatung vor Ort an. Im Herbst sollen unter Umständen weitere Infoveranstaltungen folgen.

Die neue Regenkarte nutzt die Stadt übrigens auch für Maßnahmen im Rahmen der Klimafolgenanpassung. So können die Fachleute sehen, wo möglicherweise Wasser zurückgehalten und gespeichert werden kann, um Dürren vorzubeugen.

Denn schon jetzt ist erkennbar, dass das Grundwasser absinken wird. Wichtig ist in diesem Kontext vor allem die Entsiegelung von Flächen. Darüber hinaus sollen Grünflächen das Regenwasser aufnehmen und dem Grundwasser zuzuführen. Entsprechende Maßnahmenbündel spielen auch bei den Straßenbaumaßnahmen eine Rolle.

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