PONT. Auch wenn die Feier um ein Jahr verschoben werden musste: So einen Geburtstag gibt es nicht alle Tage. Die Pfarrkirche in Pont feiert am Sonntag, 19. Juni, ihr 150-jähriges Jubiläum. Nicht zuletzt die bewegte Entstehungsgeschichte macht deutlich, was für ein außergewöhnliches Wahrzeichen Pont mit der Pfarrkirche zu bieten hat.

Auch wenn Kirche heute einen schwereren Stand habe als früher, weiß Dr. Frank Greshake vom Ortsausschuss Pont, dass die Pfarrkirche für die Anwohner einfach zu Pont gehört. Viel bekannt ist aus den alten Zeiten jedoch nicht mehr: „Das 100-jährige Jubiläum wurde nicht gefeiert.“ Daher gibt es keine Festschriften und kaum mündliche Überlieferungen.
Das bedeutet aber nicht, dass gar nichts mehr bekannt ist. Damals wollte man in Eigenregie die alte Kirche abreißen und eine neue errichten. Unterlagen aus einem Wiener Museum zeigen: „In ihrem Größenwahn haben sie ernsthaft eine dreischiffige Kirche geplant.“ Man bedenke: Hat Pont heute rund 2.300 Einwohner, waren es damals nur ein paar hundert. Gebaut wurde die Kirche zwar nicht so wie geplant, dennoch: „Sie müssen die Steine selbst gebrannt haben, mit einem enormen finanziellen und personellen Aufwand.“

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Es gab aber noch ein ganz anderes Problem: Die neue Kirche wurde erst 1871 geweiht, einige Jahre nach ihrer Entstehung. Schuld daran war der Kulturkampf zwischen Preußen und der katholischen Kirche, sollte doch der Einfluss des Katholizismus eingedämmt werden. „Katholische Institutionen wurden verboten und Menschen ins Gefängnis gesteckt“, fasst Greshake zusammen. So gestalteten sich die ersten Jahre schwer. Es stand nicht einmal fest, welcher Geistliche zuständig war.

Den Stil bewahrt

Auch wenn der neugotische Stil nicht selten ist, ist die Pfarrkirche in Pont heute eine der wenigen Kirchen im Bistum Münster, die in ihrem Stil weitestgehend so erhalten ist, wie sie damals war. Seien es der Haupt- und die Nebenaltäre, die Bänke oder die Leuchter. „Das sieht man heute selten.“ Ein echtes Wahrzeichen eben.

Renoviert werden musste sie über die Jahre dennoch. Einmal Anfang der 1990er Jahre und zuletzt vor etwa sechs Jahren, da die Kirche stark mit Feuchtigkeit zu kämpfen hatte. Finanziert werden konnte das durch einen Glücksfall für die Kirchengemeinde: Die Ponterin Christel Siemes vermachte ihr zahlreiche Grundstücke mitsamt Häusern. Diese verkaufte die Kirche schließlich zu einem fairen Preis an Familien mit Kindern. Der Erlös floss in die laufende Renovierung. Dem besonderen Status trägt mittlerweile auch die nächtliche, von weitem zu sehende Beleuchtung der Kirche Rechnung. „Das schafft Identität“, ist sich Greshake sicher. So erstrahlt zum Beispiel das in tiefen, dunklen Farben gehaltene Glasfenster über dem Hauptportal. Für die richtigen Einstellungen kam eine professionelle Messung zum Einsatz. So entstanden verschiedene Lichtprogramme, die für die Beleuchtung von vorne und hinten verwendet werden. „Das war nicht leicht hinzubekommen.“

Eine Anekdote weiß Greshake noch über den dazugehörigen Friedhof zu erzählen, der früher dort gelegen habe, wo heute All’Arco stehe und unter Regenproblemen gelitten habe. „Wenn man dort jemanden beerdigte, schwamm der Sarg auf dem Wasser.“ Später habe man den Friedhof seitlich der Kirche angelegt. „Dafür mussten die Bauern ohne LKWs etliche Fuhren Erde heranholen, um ihn einen guten Meter höher anzulegen und die Verstorbenen vernünftig unter die Erde zu bringen.“

Das Programm

Das Geburtstagsprogramm beginnt am Samstag, 18. Juni, um 20 Uhr. Dann sorgen der „Voices“-Gospelchor aus Wankum und Theo Bühren mit „Orgelmusik mal anders“ für passende Abendmusik.

Am Sonntag, 19. Juni, beginnt um 10.30 Uhr der Festgottesdienst mit Weihbischof Rolf Lohmann unter Mitgestaltung des Kirchenchores. Daran schließt sich ein gemütliches Beisammensein mit Essen und Trinken vor der Kirche an. Die Kinder erwartet ein kleines Unterhaltungsprogramm und der Musikverein Pont sorgt für die musikalische Untermalung. Um 13 Uhr startet eine Kirchenführung, um 13.30 Uhr eine Führung für die Kinder. Um 14 Uhr beginnt dann die Vorsitzende des Pfarreirates St. Maria Magdalena Geldern, Claudia Wagenknecht, in der Kirche ihr Grußwort. Danach wird Bürgermeister Sven Kaiser ein paar Worte an die Anwesenden richten, ehe Dr. Frank Greshake Heiteres und Besinnliches zur Geschichte von St. Antonius Pont zum Besten gibt. Um 16 Uhr findet das Jubiläum seinen musikalischen Abschluss.

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