KEPPELN. Da hat sich der Bauernmarkt „Lindchen“ ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Innerhalb von zehn Jahren will er mehr Apfelbäume pflanzen als Bäume im Reichswald stehen. Auf einem guten Weg ist man schon: Insgesamt kann der Bauernmarkt bereits 750.000 Exemplare verzeichnen, die pro Jahr zusammen etwa 15.000 Tonnen CO2 speichern. Nun hat Dr. Barbara Hendricks, ehemalige Bundesministerin für Umwelt, die Schirmherrschaft über die größte Apfelbaum-Pflanzaktion am Niederrhein übernommen.

Schon der Start 2018 war eine groß angelegte Aktion: Gemeinsam mit dem niederländischen Partner Botden und van Willegen startete Lindchen-Inhaber Bernd Hesseling auf sieben Hektar mit 210.000 Bäumen. Dieses Jahr hat man die Zahl der Pflanzungen mit 450.000 auf 22 Hektar mehr als verdoppelt. Andere Wege geht Johannes Hesseling auf der zwei Hektar großen Bio-Fläche mit 60.000 Bäumen, um die sich das Lindchen-Team ohne den niederländischen Partner kümmert. Auf dieser Fläche geht es um Sortenresistenzen, Böden, Beikräuter, Pflanzen und unzählige weitere Dinge.

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Doch auch die reguläre Fläche hat besondere Merkmale. Bernd Hesseling betont den hervorragenden Mutterboden, der die Bäume gedeihen lässt. „In Uedem befinden wir uns auf einer Endmoräne.“ Bis zu 300 Liter Wasser pro Quadratmeter könnten diese Böden durch Kapillarwirkung wieder an die Pflanzen abgeben. Das garantiere die Lehmschicht unter dem Mutterboden. „Das ist eine Einzigartigkeit, daher brauchen wir keine Beregnung oder nur minimal zum Anpflanzen und Befeuchten der Wurzel.“ Zum Vergleich: Ein Spazierstock in der Erde wäre nach zwei Wochen grün, sagt Hesseling.

Verkauf in die ganze Welt

Auf den Feldern entstehen sogenannte Knip-Bäume: Auf einen zweijährigen Stamm kommt eine einjährige Krone. Durch ihre Bonität haben die Böden laut Hesseling eine so starke Nachhaltigkeit und Nährstoffhaltekraft, dass die Apfelbäume innerhalb von zwei Jahren gut und schnell gedeihen und dicke Stämme bilden. Das fällt auch den Kunden positiv auf. Verkauft werden die jungen Bäume meist innerhalb Deutschlands, aber auch nach Norwegen, England oder sogar Kanada.

Betriebe, die bereits 50 bis 100 Jahre Obstbau betreiben, hätten meist müde Böden mit Ergebnissen von verringerter Qualität. Wohl unter anderem deshalb hat sich die Nachfrage an den kräftigen, auf ausgesuchten Unterlagen veredelten Lindchen-Bäumen in den vergangenen vier Jahren verdoppelt. Diese lassen sich gut auf die Plantagen der Käufer verpflanzen. Eine Apfelplantage auf dem heimischen Boden kommt aber nicht in Frage. Die gute Qualität des Uedemer Bodens und das schnelle Wachstum darauf bringen nämlich große Herausforderungen mit sich: Eine so große Stückzahl in Schuss zu halten ist keine leichte oder schnelle Arbeit. So müssen die Blüten immer wieder von den Arbeitern beschnitten werden, um den Baum zurückzuhalten und die Kraft in die Krone fließen zu lassen.

Darüber hinaus arbeiten das Lindchen und Botden und van Willegen mit der Landschaftspflege im Kreis Kleve zusammen, um für Streuobstwiesen Hochstammbäume in alten Sorten zu veredeln und zu vermehren. Hesseling freut sich darauf, den entsprechenden regionalen Apfelsaft bald auch im Lindchen anbieten zu können. Freuen würde er sich auch darüber, wenn sich die Politik dafür einsetzen würde, Schulkinder, Krankenhäuser und andere öffentliche Einrichtungen regelmäßig mit regionalen Äpfeln zu versorgen.

Im Rahmen einer Kutschfahrt zur Anbaufläche haben die Produktionspartner nicht nur Schirmherrin Barbara Hendricks und ihre Begleiter, die SPD-Landtagskandidaten Christin Becker und Lars Aengenvoort überrascht, sondern auch die anwesende Grünen-Kandidatin Paula Backhaus. Mit „Dr. Barbara Sonnenglanz“ und „Paula Sonnenglanz“ wurden die beiden Politikerinnen vor Ort mit einer eigenen Apfelsorte geehrt – die erstgenannte rot, die zweite grün.

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