KREIS WESEL. Schaut man sich die Zahlen an, zeigt sich, dass sich bei der Verkehrsunfallentwicklung 2021 wieder einiges getan hat. Eine sehr gute Nachricht vorweg: Es herrscht der niedrigste Stand von Verkehrsunfällen (VU) mit Todesfolge seit 2013. Zurückgegangen sind zudem die Zahlen der verunglückten Radfahrer und die der VU-Fluchten. Eine negative Entwicklung gibt es dagegen mit dem Anstieg der Zahlen von Verunglückten bei VU, von Unfällen unter Beteiligung von Kindern und von verunglückten Pedelec-Fahrern. Gleichbleibend ist die Tendenz bei verunglückten Senioren. Einen Schwerpunkt setzt die Polizei bei Rad- und Pedelec-Fahrern.

Auch wenn die VU insgesamt gemäß dem Landestrend von 12.415 in 2020 auf 13.054 (2021) angestiegen sind, ist der aktuelle Stand noch immer deutlich unter dem von 2019 (15.218). Zieht man die Unfallhäufigkeitszahl (VU pro 100.000 Einwohner) heran, zeigt sich zwar auch hier mit 2.838 ein Anstieg zum Vorjahr (2.699), dennoch liegt der Kreis Wesel damit unter dem Landesdurchschnitt mit 3.236 (2020: 3.102). Anders formuliert es der leitende Polizeidirektor Rüdiger Kunst: „2019 hatten wir 42 Unfälle pro Tag. Jetzt haben wir eine deutliche Reduzierung auf knapp 36 pro Tag. Aber natürlich sind das noch zu viele Unfälle.“

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Die generelle Zahl der VU mit Personenschaden (leichte und schwere Verletzungen sowie Todesfolge) liegt für 2021 bei 1.304 (2020: 1.240; 2019: 1.513). Erfreulich: Die Zahl der Toten ist von 20 in 2020 auf 12 gesunken. „Aber auch das sind noch immer zwölf zu viel.“ 1976 sei die Zahl noch um das zehnfache größer gewesen (123 Tote). „Häufig handelt es sich um eine Verkettung unglücklicher Umstände.“ Aber nicht nur. „Es gibt auch Unfälle mit Todesfolge, bei denen man nur mit dem Kopf schütteln kann, weil alles falsch gemacht wurde, was man falsch machen kann.“ Ein Beispiel aus Xanten im letzten Jahr: Ein alkoholisierter Pedelec-Fahrer missachtete zwei Mal eine rote Ampel und wurde anschließend von einem alkoholisierten Autofahrer mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit angefahren.

Gute Entwicklung bei Kindern

Die Zahl verunglückter Kinder ist mit 124 zwar höher als 2020 (96), aber noch niedriger als 2019 (185). Gerade in der Langzeitentwicklung sei ein positiver Trend zu erkennen. Das läge nicht zuletzt an der Prävention. Kunst rät gerade in der dunklen Jahreszeit zu heller Kleidung und immer zu Schutzhelmen. Eltern sollten zudem mit dem Nachwuchs das richtige Verhalten auf der Straße üben. Auch die Polizei setzt hier mit eigenen Maßnahmen und Kontrollen an Schulen an.

Auch bei VU mit jungen Erwachsenen sei die Prävention in den letzten zehn Jahren erkennbar wirksam. Dafür sorgt zum Beispiel seit elf Jahren der „Crash Kurs NRW“, wo reale Schicksale und die Menschen als solche im Fokus stehen: Polizisten, Notfallseelsorger, Ärzte, Feuerwehrleute und Verunglückte berichten von ihren Unfallerlebnissen. Diese Veranstaltung richtet sich zudem an die potenziellen Akteure der Kfz-Rennen, ein Schwerpunkt der Polizei. 15 solcher Rennen wurden 2021 im Kreis registriert, wobei auch Einzeltaten den Tatbestand erfüllen können. Zu den weiteren Zahlen: 2021 gab es 478 VU mit jungen Erwachsenen (2020: 461; 2019: 552), die Zahl der Verunglückten liegt hingegen bei 225 (2020: 206; 2019: 272).

Verkehrsunfälle mit Senioren lagen 2021 bei 757 (2020: 755; 2019: 888). Dabei verunglückten 270 Senioren (2020: 274; 2019: 319).

Mehr Pedelec-Fahrer

Einen Unterschied gibt es zwischen Rad- und Pedelec-Fahrern: In erstgenannter Gruppe gab es 2021 weniger Unfälle: 383 (2020: 448; 2019: 506) mit 344 verunglückten Radfahrern (2020: 392; 2019: 436). Bei den Pedelecs sind sie angestiegen: 169 VU (2020: 121 ; 2019: 97) mit 158 verunglückten Fahrern (2020: 117; 2019: 93). „Das hat auch damit zu tun, dass Pedelecs häufiger gekauft werden“, sagt Landrat Ingo Brohl. „Aber auch hier setzen wir einen Behördenschwerpunkt.“ Kunst rät zu permanentem Licht und Warnwesten. „Der Radfahrer ist nicht so erkennbar wie ein Auto.“

Der landesweite Aktionstag „sicher.mobil.leben“ im Mai, den die Polizei auch 2022 wieder umsetzen möchte, gehört zu den Maßnahmen, die sich der Unfallprävention für Radfahrer annehmen. Hier werden Teilnehmer auf Gefahren hingewiesen und für die Nutzung von Schutzmaßnahmen wie Helme sensibilisiert. „Von 285 kontrollierten Fahrradfahrern waren 204 ohne Helm unterwegs“, sagt Polizeihauptkommissar Rainer Benjamins. Bei 120 Pedelec-Fahrern seien es hingegen 58 ohne Helm gewesen.

Andere Maßnahmen der Polizei – neben Sanktionen – sind unter anderem Radfahreraufbaukurse an weiterführenden Schulen, Ausbildungen in Grundschulen, die Schullotsen-Ausbildung, die Puppenbühne in Kindergärten oder Trainings für Menschen mit Handicap. Aber auch darüber hinaus bietet die Polizei Gelegenheit zum Pedelec-Training oder andere Möglichkeiten für Gruppen. Mehr dazu unter Telefon 0281/1077777.

Eine andere, laut Kunst „gute Entwicklung“, zeigt sich bei der VU-Flucht. Der aktuelle Stand liegt bei 2.586 (2020: 2.698; 2019: 3.158). Aufgeklärt werden konnten davon 1.064 (2020: 1.134; 2019: 1.189). Damit lag die Aufklärungsquote insgesamt zuletzt bei 41,14 Prozent (2020: 42,03; 2019: 37,65). Bei Flucht mit Personenschaden liegt sie sogar bei 68,54 Prozent (2020:63,73; 2019: 62,99). Kunst betont: „Unfallflucht ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine schwere Straftat.“

Kommunen im Überblick

Die Zahlen für einige Kommunen des Kreises Wesel im Überblick:
Alpen: 260 VU gesamt (2020: 227).
Rheinberg: 564 VU gesamt (2020: 551).
Xanten: 427 VU gesamt (2020: 399).
Sonsbeck: 231 VU gesamt (2020: 225).
Wesel: 1.660 VU gesamt (2020: 1.442).

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