GOCH. Noch bis zum 13. März zeigt das Museum Goch die Raumzeichnung „Conversazione“ der Künstlerin Beate Terfloth sowie einige ihrer Werkgruppen. Ab dem 24. April folgt die zweite Einzelausstellung mit Werken der italienischen Film- und Videokünstlerin Donatella Landi, die bereits 2009 in Goch ausgestellt hat.

Immer wieder ergibt sich aus der Ausstellungsarbeit der spannende Dialog mit der Sammlung des Museums, die von historischen Werken bis zur Kunst der Gegenwart reicht. „In langfristiger Perspektive lebt ein Museum von seiner Sammlung und ist deshalb immer bemüht, sie zu erweitern“, erklärt Museumsdirektor Dr. Stephan Mann. Jüngst habe das Museum seiner Sammlung einige „sehr gegensätzliche Arbeiten“ hinzufügen können. Da wären drei Büsten von Gil Shachar; lebensechte Abgüsse von Original-Portraits, deren wesentliches Merkmal die geschlossenen Augen sind. Die Büsten ruhen dabei ganz in sich selbst und fordern den Betrachter zu Interpretationen auf. So erzeugt etwa die Skulptur mit einem Leinensack über dem Kopf die Assoziation zu den Bildern der Häftlinge im berüchtigten Gefängnis von Abu Ghraib – auch wenn sie bereits 1998 entstanden ist.

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Die Büste von Gil Shachar fordert den Betrachter zu Interpretationen auf. Foto: privat

2005 hat Gil Shachar im Museum Goch ausgestellt. Damals wurde einer seiner Arbeiten für die Sammlung angekauft. Der Künstler, ehemaliger Lehmbruck-Stipendiat, lebt in Duisburg und ist aktuell mit „The Cast Whale Project“ in der Rotunde der Münchener Pinakothek vertreten. Hierfür hat Gil Shachar einen vor der Küs­te Südafrikas gestrandeten Wal 2018 in Lebensgröße abgeformt. „Momentan wäre es für uns unmöglich, seine Arbeiten auf dem Kunstmarkt zu erwerben“, so Dr. Mann. Umso mehr freut er sich, dass die drei Büsten ein großzügiges Geschenk an die Stadt, respektive das Museum waren: „Ein Sammler aus dem süddeutschen Raum hatte einige Arbeiten in seinem Besitz; nach seinem Tod wollte seine Frau die Sammlung auflösen.“ Sie kontaktierte den Künstler, der sich daraufhin an das Museum Goch wandte.

Schenkungen sind eine Säule für die Erweiterung der Sammlung. Sozusagen das zweite Standbein sind Werke, die von der Kunststiftung Goch angekauft werden. Zentrale Ziele der Stiftung sind die Förderung und das Sammeln von Kunst für das Museum. Drei Arbeiten aus der Ausstellung von Thomas Baumgärtel in 2020 wurden auf diesem Weg angeschafft. Unter anderem gehört dazu ein nur auf den ers­ten Blick typisches Madonnen-Bild, wie man es auch am Niederrhein kennt. Die Schmerzensmutter Maria weist auf ihr durchbohrtes Herz. Und dann wird dieser Eindruck plötzlich gebrochen.

Die Büste von Gil Shachar fordert den Betrachter zu Interpretationen auf. Foto: privat

Thomas Baumgärtel hat seinem Flohmarkt-Fund nur ein entscheidendes Detail hinzugefügt: Einen schwarzen, aufgesprayten Gesichtsschleier, wie ihn muslimische Frauen tragen. „Er bricht mit der katholischen Sozialisation durch kritische Akzente“, erklärt Dr. Mann. Dieses Bild hängt im Ausstellungsraum neben einer der Büsten von Gil Shachar; ein völliger Gegensatz, den der Museumschef genau deshalb umso spannender findet. „Das Schöne bei beiden Werkgruppen ist, dass es Künstler sind, die regelmäßige Besucher schon kennen und zu denen sie eine Verbindung haben – beide Künstler stellen wichtige Positionen dar.“

Keine einfache Erklärung

Die dritte Säule für Sammlungserweiterungen ist der Förderverein Museum Goch, der zum einen das Museums­programm in jeglicher Form bereichern will, und zum anderen die Anschaffung „herausragender Kunstwerke“, ermöglicht. So gehört nun die Arbeit „What happened/Secret Capsule 2010/2021“ von Brigitte Dams zur Museums-Sammlung. Die Künstlerin, die in Düsseldorf lebt und arbeitet, hat für dieses Werk Feuerwehrschläuche verflochten und auf einem Stahlgestell platziert. Auch hier wieder jede Menge Raum für Interpretationen, denn eine einfache Erklärung wird nicht „mitgeliefert“.

Hintergrund
Weitere Informationen zur aktuellen Ausstellung, zum Förderverein Museum Goch und zur Kunststiftung Goch sowie ein Ausstellungs-Archiv gibt es unter www.museum-goch.de

Großes Bild: Durch die Bahre verortet Brigitte Dams ihre Arbeit; egal wo das Kunstwerk steht, es hat immer seinen eigenen Platz. NN-Foto: CDS

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