Eva Bühnen: Morde in Aussicht

NIEDERRHEIN. KLEVE. Geboren 1996 in Kleve. Körpergröße 159 Zentimeter. Statur schlank. Konfektion 36. Augenfarbe grün. Ethnische Erscheinung mitteleuropäisch. Haarlänge mittel. Stimmlage Sopran. Eckdaten einer Schauspielerin – zu finden unter Eva Bühnen bei ‘crew united’

Kleve, Bochum, Frankfurt, Hamburg

Eva Bühnen ist seit 2019 Mitglied des Ensembles am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Angefangen hat sie beim Theater im Fluss in Kleve. Nächste Station: ein einjähriges Projekt bei TheaterTotal (TT) in Bochum. Mit TT war sie im Rahmen einer Deutschlandtournee auch in der Klever Stadthalle zu Gast. Es folgte ein Studium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt.
Sieht man die Liste der Theaterproduktionen, an denen Bühnen seit 2018 beteiligt war, kommt einiges zusammen. Gespräch mit einem Phantom: „Lieber Eichhorn. Wenn es dir recht ist, möchte ich an deinem Geburtstag eine kleine Ansprache halten. Ich habe nämlich etwas entdeckt …“ Eine Sprechprobe von Eva Bühnen: Auszug aus ‚Briefe vom Eichhorn an die Ameise‘ von Toon Tellegen. Apropos Entdeckung: Eva Bühnen spielt ab März in der Neuauflage von „Mord mit Aussicht“. Fernsehen also. Bundesweit. Das ist natürlich anders als das Spielen auf der Theaterbühne.

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NN: Fangen wir bei den Basics an. Bühne hier – Film und Fernsehen dort. Geht das eine ohne das andere?
Bühnen: Ja, das geht. Man kann natürlich nur Theater machen, aber man braucht schon ein bisschen Glück, um dann auch davon leben zu können. Ich habe das Glück, festes Ensemblemitglied am Hamburger Schauspielhaus zu sein. Eine Festanstellung macht die Sache – gerade jetzt in Corona-Zeiten – sehr viel einfacher.

NN: Tut es eigentlich weh, dass die große Aufmerksamkeit erst mit Film und Fernsehen kommt?
Bühnen: Nein. Ich muss mir klarmachen, dass die Zuschauerzahlen beim Fernsehen andere sind. Du erreichst einfach viel mehr Menschen.

NN: Das stimmt natürlich. Man hat sich schnell vor den Fernseher gehockt und kann Eva Bühnen erleben. Eine Fahrt nach Hamburg ist da schon eine andere Hausnummer.
Bühnen: Für Theaterleute ist es nicht einfach, an die Menschen heranzukommen, die nicht ohnehin Fans sind.

Eva Bühnen. Foto: Henning Kretschmer

NN: Da geht es dann wohl auch um das, was man Einstiegshöhe nennt.
Bühnen: Auf jeden Fall.

NN: Kommen wir zu „Mord mit Aussicht“. Wie kam es zu der Rolle? Läuft so was über eine Agentur?
Bühnen: Es ist bei mir tatsächlich über meine Agentur gelaufen. Da habe ich irgendwann die Einladung zu einem E-Casting bekommen. Da nimmst du erst mal zweidrei Szenen auf – da ist dann auch Improvisation dabei – und das schickst du ab. Ich wurde daraufhin zu einem Casting eingeladen mit Sebastian [Schwarz] und Katharina [Wackernagel], die schon besetzt waren. [Anmerkung der Redaktion: Katharina Wackernagel und Sebastian Schwarz gehören – zusammen mit Eva Bühnen – zur neuen Besetzung von „Mord mit Aussicht.]

NN: Wie lange habt ihr gedreht?
Bühnen: Zweieinhalb Monate.

NN: Wie viele Folgen?
Bühnen: Insgesamt sechs Folgen.

NN: Ist „Mord mit Aussicht“ das erste Großprojekt in Sachen Film und Fernsehen?
Bühnen: Tatsächlich. Es war jetzt nicht das erste Mal, aber die Sachen, die ich vorher gedreht habe, waren eher Tagesrollen, bei denen ich ein paar Sätze gesagt habe – gut, um sich mal zu orientieren. In der Rückschau würde ich da schon einiges anders machen. Das liegt eben daran, dass ich bei „Mord mit Aussicht“ ganz viel Erfahrungen machen durfte. Niemand hat mich spüren lassen, dass ich quasi noch neu war.

NN: Was waren die wichtigsten neuen Erfahrungen? Lässt sich das in zwei Sätze packen?
Bühnen: Film funktioniert ganz anders als Theater. Das größte Geschenk ist, dass ich das über eine so große Zeitspanne machen durfte. Ich hatte also Zeit, um relativ viel zu lernen – vor allem auch technische Dinge.

NN: Zum Beispiel?
Bühnen: Zum Beispiel die Markierungen auf dem Boden: An denen muss du dich, während gespielt wird, entlangarbeiten. Es geht ja darum, nicht plötzlich ‚aus der Schärfe zu laufen‘ oder aus dem Bild. Film – das bedeutet ja auch ein ungeheuer großes technisches Drumherum. Und dann geht es natürlich auch darum, dass du nicht für die hintere Reihe im Theater spielst. Die Kamera ist sehr viel direkter.

NN: Kann es passieren, dass man einfach ‚over the top‘ spielt?
Bühnen: Das war zumindest meine Sorge, denn ich komme nun mal vom Theater. Es ist etwas anderes, ob du in einem Raum spielst, in dem – wie bei uns in Hamburg – über 1.000 Menschen Platz haben. Da ist ein Filmset eine andere Welt. Es hat etwas mit den Dimensionen zu tun. Dazu kommt bei „Mord mit Aussicht“, dass wir es ja mit einem komödiantischen Genre zu tun haben. Da werden ja Dinge auch schon mal leicht überspitzt. Es geht darum, den richtigen Grad zu finden.

NN: Die Suche nach der richtigen Dosis?
Bühnen: Genau. Und wie gesagt: Es war wirklich ein Geschenk, über einen ausgedehnten Zeitraum diese Arbeit tun zu dürfen.

NN: Wie nähert man sich einer neuen Rolle?
Bühnen: Ich funktioniere als Schauspielerin relativ spontan. Ich setze mich nicht hin und schreibe einen Lebenslauf der Rolle. Natürlich musst du dich einfinden. In diesem Fall haben Katharina, Sebastian und ich eine Woche gebraucht, um uns einzugrooven. Das alles hat sich total gut angefühlt.

NN: Theater – das bedeutet ja irgendwie, dass man genau einen Schuss pro Abend hat. Film ist anders. Man kann Dinge wiederholen. Wie wirkt sich das auf die Innenspannung aus?
Bühnen: Beim Theater hast du zwar nur einen Schuss, aber ein Stück läuft natürlich nicht nur einmal. Dazu kommt, dass beim Theater immer der große Bogen entsteht. Alles ist im Fluss. Film – das ist ja häufig auch einfach Warten auf die nächste Einstellung. Du musst beim Film wesentlich schneller in eine Situation hineinfinden – hineinspringen. Ich glaube, man kann diese beiden Dinge nur schwer vergleichen. Es ist eine andere Herangehensweise. Gut sein willst du immer.

NN: Die Zusammenarbeit …
Bühnen: Einfach nur gut. Ich habe – auch das ist ein gutes Gefühl – unserem Regisseur Markus Sehr vertraut.

NN: Hast du das Endprodukt schon gesehen?
Bühnen: Tatsächlich konnten wir uns das Ergebnis schon anschauen.

NN: Und?
Bühnen: Es war ganz schwierig, mich da selber zu sehen.

NN: Wirst du dir die erste Folge im Fernsehen anschauen – also sozusagen live – oder hast du Vorstellung am Theater?
Bühnen: Tatsächlich habe ich am 8. März frei und ich werde mir – zusammen mit ein paar Freunden – das Ganze ansehen. Es ist schon eigenartig: Du freust dich, weil es ein tolles Projekt war und dann ist da dieses Gefühl, dass es unangenehm ist, sich da zu erleben … und dann ist da wieder der Stolz auf die Arbeit. Eine ganz komische Mischung. Ich bin daran noch nicht gewöhnt.

Zurück zum Anfang. Zurück zur Hörprobe. Briefe vom Eichhorn an die Ameise. Irgendwie passt es. „Lieber Eichhorn. Wenn es dir recht ist, möchte ich an deinem Geburtstag eine kleine Ansprache halten. Ich habe nämlich etwas entdeckt, das Gleichgewicht heißt. […] Ich glaube, dass das alle sehr interessant finden werden. Ich stelle mir vor, dass ich die Ansprache vom Wipfel der Buche aus halte und alle anderen sind unter mir auf dem Erdboden. Ich werde mich kurz fassen …“

Die erste Folge von „Mord mit Aussicht“ ist am Dienstag, 8. März, um 20.15 Uhr in der ARD zu sehen. Diagnose: Bester Sendeplatz. Viel mehr geht nicht.

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