EMMERICH. Nach gut zehn Jahren Arbeit ist die Sammlung zur Emmericher Stadtgeschichte um einen kompakten Beitrag mit ganz viel Persönlichkeit reicher: „Die Bürgermeister der Stadt Emmerich. Stadtdirektoren – Beigeordnete – Ortsvorsteher. 1945 bis 2020“ heißt das 200-seitige Buch. Begonnen hatte das Projekt der ehemalige Ehrenvorsitzende des Emmericher Geschichtsvereins, Walter Axmacher. Da er es jedoch nicht vollenden konnte, übernahm Wolfgang Urbach diese Aufgabe. „Es ist eine Gemeinschaftsarbeit, an der ich den geringsten Anteil habe“, betont er.

Der 40. Band der Schriftenreihe zur Stadtgeschichte ist die Fortsetzung des vor 40 Jahren erschienen ersten Bandes der Bürgermeister von Heinz Evers. Nachdem er bereits Evers Buch über die Straßen Emmerichs vervollständigt hatte, machte sich Axmacher 2012 unter anderem auf Bitten von Evers an die Fortsetzung und daran, die Biografien der einzelnen Bürgermeister in einen größeren historischen Kontext zu stellen. Er verknüpfte dabei zunächst die Bürgermeister des 19. Jahrhunderts mit stadtgeschichtlichen Ereignissen, um dann mit dem 20. Jahrhundert fortzufahren. Es war auch Axmachers Idee, die Stellvertreter der Bürgermeister mit in das Buch aufzunehmen. Allerdings konnte er dieses Projekt nur bis 2015 verfolgen, ehe er schließlich im März 2020 verstarb.

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Als sein Nachfolger gingen mit Urbach einige Änderungen einher. So wollte der Geschichtsverein vermeiden, ein weiteres riesiges Werk herauszubringen und beschränkte sich bald auch der Zugänglichkeit halber darauf, die letzten 75 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg aufzubereiten. Zumal sich bereits der Vorgängerband und andere Bücher dem 19. Jahrhundert gewidmet hätten.

Urbach betont, dass es keine kritische oder wissenschaftliche Analyse der Bürgermeister von Emmerich sei. Vielmehr habe man geplant, ein handliches und übersichtliches Werk zu schaffen, mit einigen persönlichen Daten der Bürgermeister in Verbindung mit den damaligen politischen Ereignissen. „Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es ist eine subjektive Auswahl.“

Die stellvertretenden Bürgermeister und Stadtdirektoren waren zwar schon zu Axmachers Zeiten Teil des Plans, aber erst mit Urbachs Übernahme kamen die Beigeordneten und Ortsvorsteher auf Bitte des Vereins hinzu. Diese werden zwar nur nominell erwähnt, dennoch wollte man so auf ihre wichtige Rolle hinweisen und darauf, dass sich nach 1945 einiges in der Verwaltungsgeschichte getan hat.

Biografien erstellt

Urbach überarbeitete Bestehendes, fügte neue Ergänzungen hinzu und setzte mit seiner Arbeit auch die Geschichte von heute noch lebenden Amtsträgern fort. So erfährt man zum Beispiel, inwiefern die ehemalige Bürgermeisterin Irene Möllenbeck noch in den letzten Jahren tätig war. „Ich habe auch Biografien für die beiden letzten Bürgermeister erstellt sowie über ihre Stellvertreter“, sagt Urbach.

Eine Grundlage des Buchs bildeten vor allem Zeitungsberichte. Bereits Axmacher ließ jedoch jedem Bürgermeister und den Stellvertretern einen Fragebogen zukommen, auf dem diese Stellung nehmen konnten. Zudem hat auch Urbach den Bürgermeistern das Manuskript vorgelegt. „Zu 90 Prozent ging es ohne große Diskussion über die Bühne“, erläutert er. „Das Manuskript habe ich mit den letzten Wahlen von Frau Trüpschuch und Herrn Gertsen zu stellvertretenden Bürgermeistern pünktlich im Dezember 2020 abgeschlossen.“

Herbert Kleipaß, Vorsitzender des Geschichtsvereins und ehrenamtlicher Leiter des Rheinmuseums, zeigt sich zufrieden. „Von 1945 bis 2020 haben wir so ziemlich alles abgedeckt. Man wundert sich, was zwischen 1981 und 2020 so alles passiert ist.“ Er selbst hat viele der beschriebenen Persönlichkeiten miterlebt, dementsprechend hat er noch einige lebhafte Erinnerungen an sie. „Ich bin froh, dass dieses Buch jetzt zu Ende geführt werden konnte.“

Dem stimmt auch Bürgermeister Peter Hinze zu. „Es steckte ja schon viel Vorarbeit darin.“ Auch darüber, dass das Buch nicht 2015 aufhört, ist er froh, wie er mit einem Lächeln zugibt. „Wann liest man schon mal etwas über sich selbst, womit man schon jetzt weiß, was die Nachwelt zu lesen bekommt.“ Interessant sei aber vor allem, dass auf diese Weise die politischen Eckpfeiler Gesichter und Namen bekämen. „Das Ganze bekommt so nicht nur einen geschichtlichen, sondern auch einen sehr persönlichen Aspekt.“

Das Buch, dessen Cover wie beim Vorgängerband das Rathaus ziert, ist im lokalen Buchhandel für zwölf Euro erhältlich. Von den 700 Exemplaren gehen 550 an die Mitglieder des Geschichtsvereins.

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