Der Arbeitsmarkt erholt sich, aber es gibt Herausforderungen

Die Agentur für Arbeit legt Zahlen vor und betont die Bedeutung der Beratungsangebote

NIEDERRHEIN. Barbara Ossyra, Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Wesel, zieht trotz einer noch immer schwierigen Lage ein positives Fazit des Jahres 2021 und sieht die Kreise Wesel und Kleve auf einem guten Weg: „Im Agenturbezirk haben wir einen sehr robusten Arbeitsmarkt.“ So habe sich der vorsichtige Optimismus bewahrheitet. Die leichte Erholung des Arbeitsmarktes 2020 hat sich auch 2021 fortgesetzt. So ist die Arbeitslosigkeit in beiden Kreisen niedriger als im Vorjahr, aber noch nicht auf Vorkrisenniveau. „Das hat auch mit der Förderung des Kurzarbeitergelds zu tun“ Dennoch: Trotz der neuen Routine sei die Situation in vielen Unternehmen und für Beschäftigte weiterhin schwierig.

Im Arbeitsagenturbezirk Wesel, der die Kreise Wesel und Kleve umfasst, lag die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt bei 24.571 Personen (Kreis Wesel 15.721, Kreis Kleve 8.849 Personen). Das sind 674 Personen oder 2,7 Prozent weniger als 2020 (Kreis Wesel -2,3 Prozent, Kreis Kleve -3,2 Prozent). Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag bei 6,0 Prozent (Kreis Wesel 6,5 Prozent, Kreis Kleve 5,3 Prozent) und damit 0,1 Prozentpunkte niedriger als im Durchschnitt des Vorjahres.

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Die durchschnittliche Jugendarbeitslosigkeit (15 bis unter 25 Jahre) lag bei 2.097 (Kreis Wesel 1.314, Kreis Kleve 783) und damit um 225 Personen oder 9,7 Prozent (Kreis Wesel -7,8 Prozent, Kreis Kleve -12,7 Prozent) unter dem Durchschnitt des Vorjahres. Dagegen lag die Langzeitarbeitslosigkeit (länger als ein Jahr) um 1.298 Personen oder 13,5 Prozent (Kreis Wesel 14,7 Prozent, Kreis Kleve 11,4 Prozent) über den Werten des Vorjahres; sie betrug im Durchschnitt 10.930 (Kreis Wesel 7.028, Kreis Kleve 3.902).

Kontinuierliche Bewegung auf dem Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt ist durch kontinuierliche Bewegung gekennzeichnet. Insgesamt 29.094 Personen meldeten sich bei der Agentur für Arbeit Wesel und dem Jobcenter Kreis Wesel im Jahresverlauf arbeitslos (1.643 Personen/13,9 Prozent weniger als im Vorjahr). Im Gegenzug meldeten sich von Januar bis Dezember 31.205 Personen aus der Arbeitslosigkeit ab, davon 9.791 Personen in eine Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt (802 Personen/8,9 Prozent mehr als im Vorjahr). Bei der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter Kreis Kleve meldeten sich 16.075 Personen im Jahresverlauf arbeitslos (1.640 Personen/19,6 Prozent weniger als im Vorjahr). Im Gegenzug meldeten sich von Januar bis Dezember 17.373 Personen aus der Arbeitslosigkeit ab, da-von 6.390 Personen in eine Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt (67 Personen/1,1 Prozent mehr als im Vorjahr).

Die Zahl der gemeldeten Stellenangebote hat zugenommen. Von Januar bis Dezember wurden dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Wesel und des Jobcenters Kreis Wesel (8.776) sowie dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Kleve (5.651) insgesamt 14.427 Stellen gemeldet. Das sind 2.405 Stellen oder 20,0 Prozent mehr als 2020.

Wie Ossyra sagt, sei die Kurzarbeit auch 2021 für Unternehmen unverzichtbar gewesen, um konjunkturelle Schwierigkeiten durch die Lockdown-Einschränkungen auszugleichen. „Für Arbeitnehmer ist die Kurzarbeit hingegen eine soziale Sicherung, ein Schutz vor Arbeitslosigkeit.“ Auch wenn die Nachfrage 2021 nachgelassen habe, ergänzt sie: „Das Thema wird in den Wintermonaten noch ein wenig anziehen, da die erleichterten Rahmenbedingungen verlängert wurden.“ Zuletzt sei die Zahl der Anzeigen von Kurzarbeit bereits angestiegen. Im Arbeitsagenturbezirk Wesel betrug das ausgegebene Kurzarbeitergeld 2021 insgesamt 203,6 Millionen Euro. Bundesweit waren 42 Milliarden Euro.

In der Spitze haben im Februar 23.343 Menschen in 3.375 Betrieben verkürzt gearbeitet. Über die folgenden Monate ging die realisierte Kurzarbeit zurück. Aktuellen Hochrechnungen zufolge haben im Agenturbezirk im August noch 3.411 Personen und 965 Betriebe verkürzt gearbeitet.

Wirtschaft verbessert sich trotz Unsicherheiten

„Die Aussichten für 2022 sind mit Unsicherheiten verbunden“, sagt Ossyra. Das gelte unter anderem für die weitere Entwicklung der Omikron-Variante. In wirtschaftlicher Hinsicht sei der Bezirk aber aufstrebend.

Qualifizierung steht für die Arbeitsagentur an hoher Stelle, um zukünftige Herausforderungen zu meistern, wie den Fachkräftemangel. Mit einem breiten Angebot möchte die Agentur die Menschen beratend unterstützen, sowohl Beschäftigte als auch Arbeitssuchende. „Wir wollen noch stärker als bisher als Lotse fungieren und mit guten Angeboten zur Weiterbildung unterstützen.“ Wichtig sei auch der Ausbildungsmarkt sowie die Jugendlichen bereits in der Schule zu erreichen und zu unterstützen. Die Azubis von Morgen hätten laut Ossyra vor allem wegen des besagten Fachkräftemangels gute Zukunftsaussichten, sei es im Rahmen einer Ausbildung oder eines dualen Studiums.

Nach dem bisherigen Ausbau des Dienstleistungsangebotes sollen auch die zukünftigen Veranstaltungsformate weiterentwickelt werden. Nach einer Gesetzesänderung bietet die Agentur für Arbeit darüber hinaus seit 1. Januar eine Online-Arbeitslosenmeldung an. “Ein notwendiges und zeitgemäßes Angebot. Wir möchten unsere E-Services gerne weiter ausbauen“, erläutert Ossyra.

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