NIEDERRHEIN. Vor einem Jahr hat Corona das Weihnachtsfest in vielen Familien bestimmt und verändert. Auch die Mitarbeiter in den Pflegeeinrichtungen standen vor teils großen Herausforderungen, waren doch liebgewonnene Traditionen plötzlich nicht mehr möglich. So auch im Altenpflegeheim Haus Boeckelt in Geldern. Doch es wurden kurzerhand neue Traditionen ins Leben gerufen. „Wir versuchen, in der schwierigen Situation das Bes­te für unsere Bewohner zu machen“, sagt Nina Härtlein (27), examinierte Altenpflegerin und seit viereinhalb Jahren im Haus Boeckelt.

Für sie und ihre Kolleginnen ändert sich über die Feiertage relativ wenig, die Arbeitsabläufe bleiben unverändert. „Wir versuchen, weihnachtliche Stimmung ins Haus zu bringen. Wir feiern schon zusammen das Nikolausfest, schmücken das Haus und die Zimmer der Bewohner“, erzählt Härtlein. Auf jeder Station steht ein Tannenbaum, der gemeinsam mit den Bewohnern geschmückt wird. An Heiligabend findet dann ein gemeinsamer Brunch statt – coronabedingt allerdings nicht mehr im großen Kreis, auch mit Angehörigen, sondern nur mit den Bewohnern auf ihren jeweiligen Stationen. Doch der Stimmung tut dies keinen Abbruch, verrät Härtlein: „Allgemein sind unsere Bewohner sehr feierlustig. Die Feste bei uns sind immer locker und fröhlich.“

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Die Mitarbeiterinnen sind derweil bemüht, möglicher aufkommender Schwermütigkeit gegenzusteuern. „Im vergangenen Jahr haben wir Pflegekräfte ein Krippenspiel aufgeführt, das kam sehr gut an“, sagt Härtlein. Wichtig für die Bewohner ist, dass sie trotz Corona die Möglichkeit haben, an den Feiertagen ihre Angehörigen zu besuchen – natürlich unter Beachtung bestimmter Regeln. „Die meisten nutzen dies auch“, sagt Härtlein. „Vielleicht nicht alle an Heilig­abend, aber über die Feiertage verteilt.“ Mit denen, die hierbleiben, feiern die Pflegekräfte Weihnachten. „Wir brunchen mit ihnen, sie bekommen ein Geschenk, dazu gibt es auch den Wunschbaum“, erzählt Härtlein. Stichwort neue Traditionen: Im vergangenen Jahr konnten die Bewohner zum ers­ten Mal Wunschzettel an einen Tannenbaum im Vorgarten der Einrichtung hängen. Menschen aus der näheren und weiteren Umgebung – keineswegs nur Angehörige – holten diese ab und erfüllten die kleinen Wünsche. „Die Aktion kam sehr gut an“, erinnert sich Härtlein. Auch in diesem Jahr waren die Wunschzettel innerhalb kürzester Zeit vergeben.

Das Fest der Familie

Weihnachten ist das Fest der Familie – das gilt auch in einem Altenpflegeheim. „Die meisten Bewohner freuen sich sehr auf die Zeit mit der Familie.“ Diejenigen ohne Angehörige oder mit nur wenig Kontakt zu ihnen seien vielleicht mehr in sich gekehrt. „Ob wir für diese Bewohner, die über Weihnachten hierbleiben, weil sie keine Angehörigen haben, eine Art ‚Ersatzfamilie‘ sind, hängt von ihnen selbst ab“, so Nina Härtlein. „Wir würden es uns nicht rausnehmen, uns als solche zu bezeichnen. Wir sagen vielmehr: Es ist ihr Zuhause, wir sind Gäste.“
Natürlich bestimmt Corona auch jetzt den (Arbeits)Alltag. „Inzwischen haben sich die Bewohner aber gut arrangiert mit der Situation“, sagt Härtlein. „Es sind alles sehr tapfere Menschen.“ Und es zeigt sich auch ein Vorteil einer kleinen Einrichtung: „Die Bewohner kennen sich gut, achten aufeinander – niemand soll sich allein fühlen“, berichtet Härtlein. „Sie machen gemeinsam das Beste aus der schwierigen Zeit. Wir versuchen, alles so normal wie möglich zu halten.“

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