GELDERN. Das Homeoffice gehört zu den umwälzenden Konsequenzen, die die Corona-Pandemie mit sich bringt. Vor allem für die Berufsausbildung ist das eine besondere Herausforderung. Wie stellt man eine qualitativ hochwertige Ausbildung sicher, wenn jeder für sich von Zuhause arbeiten muss? Was ist mit Azubis überhaupt möglich? Die Niederrhein Nachrichten haben einen Weg für sich gefunden: die NN-Lernagentur. In fünf Monaten haben vier NN-Azubis im Homeoffice unter anderem gelernt, echte Websites für Unternehmen zu entwickeln.

„Es ist eine von unseren Auszubildenden geleitete Agentur, die echten Unternehmen teils kostenlose Agentur-Dienstleistungen zur Verfügung stellt“, erklärt Michael Jansen, Ausbilder bei den NN. In diesem Rahmen lernen die Auszubildenden, Medien zu erstellen. Mit einem Fokus auf Printprodukte wäre das Projekt im Homeoffice jedoch schwer umsetzbar gewesen, daher setzte man auf digitale Alternativen. Da der Lernerfolg im Fokus steht, können die Azubis nach dem Prinzip „Trial and Error“ verschiedene Ansätze ausprobieren.

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Fokus auf Praxis

„Viel Praxis, wenig Theorie“, fasst Jansen ein weiteres Projektmerkmal zusammen. Dass die Azubis die Theorie selbst anwenden, sei ein großer Vorteil. Schließlich sei es einfacher, etwas zu lernen, wenn man es tatsächlich selbst umsetze. Und als ganzheitliches Medium sei die Website gut geeignet, um möglichst viel zu lernen, erläutert Jansen. Egal ob texten, Bilder aufbereiten oder die Bedeutung von Suchmaschinenoptimierung (SEO). „Es ist ein umfangreiches, digitales Medium, vergleicht man es zum Beispiel mit einem Podcast.“

Ein anderer Vorteil: Das Ergebnis der NN-Lernagentur wird tatsächlich von Unternehmen verwendet. „Für die Auszubildenden ist das eine tolle Sache, worauf sie wirklich stolz sein können“, sagt Jansen. Von rund 60 Bewerbern, die das Angebot einer Websiteerstellung durch die Lernagentur in Anspruch nehmen wollten, wurden vier über ein Losverfahren ausgewählt: Der Naturschutzbund Kreis Kleve (NABU), der Strumpf und Wäscheladen Geerkens in Kerken, Schuh Winkels in Kleve und der Euro Elektro Market in Kevelaer erhielten 2021 ihre neue Website aus der NN-Lernagentur.

Ein echtes Team

Dass unterschiedliche Ausbildungsberufe während der Projektphase zusammenfinden mussten und die Aufgabe eher fachspezifischer Natur war, stellte sich als weiterer Vorteil heraus. So lernen etwa die beiden Auszubildenden Medienkauffrauen Luisa Bauer und Katja Beitz im Bereich Print und Digital zwar aus allen Abteilungen des NN-Verlags, eher aber mit dem Fokus auf die Veröffentlichung von Medien und deren kaufmännische und rechtliche Komponenten. Simon Winkels, Auszubildender Mediengestalter und Felix Pertz, dualer Student im Bereich Marketing und digitale Medien, brachten gestalterische und technische Inhalte mit in das Projekt.

Die NN-Azubis konnten sich durch ihre eigenen Stärken und sich unterscheidenden Berufsbereiche gegenseitig unterstützen und ergänzen. „So haben wir nebenbei den Teamgedanken gestärkt“, sagt Jansen. Die angehende Medienkauffrau Luisa Bauer sieht das genauso. „Was das Miteinander unter uns Azubis angeht, hat es uns mehr zusammengeschweißt, als hätten wir die Zeit in verschiedenen Abteilungen des Verlages verbracht. Wir haben nie den Austausch verloren.“ Immer wieder ließen sie sich etwa hilfreiche Erkenntnisse aus den eigenen Fortschritten zukommen. „Da konnten wir uns wirklich gut ergänzen und auf den Erfahrungen der anderen aufbauen“, sagt Bauer.

Hilfe von Experten

Fachliches Know-How – vom ersten technischen Konzipieren über die Liveschaltung bis hin zum Datenschutz – vermittelten den Azubis interne sowie externe Experten, unter anderem ehrenamtlich das Unternehmen „Bridge4IT“ aus Geldern. Beginnend mit der ersten Konzeption der vier Webseiten erarbeiteten und recherchierten die Azubis Inhalte, die für Website-Besucher der Lernagentur-Kunden zu sehen sein sollten: Bilder, Texte, gestalterische Elemente, Logos und mehr. Dabei unterstützten auch Fotograf Theo Leie und Ausbilderin Milena Kaufer.

Waren alle Inhalte zusammengetragen, starteten sie mit der Entwicklung der Webseite bis zur Fertigstellung und Präsentation beim Kunden. Die Veröffentlichung wiederum war ein Aspekt für sich: Hierfür mussten noch Themen wie Datenschutz und die Sichtbarkeit bei Google überprüft werden. „Man möchte ja auch gefunden werden“, sagt Jansen.

Sinnvolle Projekte

Sein Fazit fällt positiv aus: „Wir haben es mit der NN-Lernagentur geschafft, während der Homeoffice-Phase eine qualitativ hochwertige Ausbildung zu bieten und es ist gelungen, mit den digitalen Medien die Digitalisierung bei uns im Verlag zu fördern.“ Durch die Lernagentur habe man mit der Website-Produktion für Kunden zudem ein neues Geschäftsfeld erschlossen.

Auch Bauer empfindet die Zeit in der Lernagentur als wertvolle Erfahrung. Gerade die Gelegenheit, in den digitalen Bereich zu gehen, hat ihr gut gefallen. „Vieles, was wir in der Schule theoretisch gelernt haben, hat die Lernagentur praktisch ergänzt.“ Hilfreich war sie daher auch für die Zwischenprüfung. Prüfungsfragen zu digitalen Medien oder speziell zum Datenschutz konnte sie wegen des Projekts sofort beantworten, „weil dieser praktische Hintergrund vorhanden war.“

Auch mit Blick auf die Zukunft kann Bauer der Lernagentur und den gewonnenen Erfahrungen großen Nutzen abgewinnen. Vor allem wegen der Anwendbarkeit: egal ob beruflich oder im privaten Rahmen.

Für die Zukunft gibt es bereits Ideen, weitere Produkte in die NN-Lernagentur aufzunehmen. Es wird auch darüber nachgedacht, sie für Auszubildende anderer Unternehmen zu öffnen.

Weitere Informationen gibt es unter nn-verlag.de/lernagentur.

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