KERKEN. Mit ihrer Idee, ein Stück Heimat trinkbar zu machen, haben Ole, Timo und Lars Looschelders den Nerv der Zeit getroffen. Was als „Schnapsidee” der drei Brüder begann, hat sich, ganz nüchtern betrachtet, zu einer Erfolgsgeschichte gemausert. Die ersten Auflagen ihres Brüdergeist Kornbrands und des Tante Dele Likörs waren in und rund um Kerken schnell ausverkauft. Jüngst gab es den Ritterschlag: Beide Produkte wurden mit dem DLG-Gütesiegel in Gold ausgezeichnet. Jetzt möchten die drei Jungs aus Eyll auch den restlichen Niederrhein auf den Geschmack bringen.

Im Mai diesen Jahres starteten Lars (46), Timo (42) und Ole Looschelders (38) unter dem Slogan „Lovecrafter x Niederrhein“ mit dem Verkauf. „Wir waren selbst überrascht von dem Erfolg“, sagt der älteste der drei Brüder, der den „Klassensprecher“-Posten inne hat und sich um das Marketing und den Kontakt zum Einzelhandel kümmert, während sich Timo mit dem Bereich Social Media befasst und Ole mit „viel Liebe zum Detail“ dafür sorgt, dass auch die Optik stimmt. „Heimischer Genuss steht hoch im Kurs“, weiß Lars Looschelders, dass das junge Unternehmen von der steigenden Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln profitiert.

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(K)eine Schnapsidee

Den Wunsch, gemeinsam ein Start-up zu gründen, hatten die drei Betriebswirte mit ausgeprägter Liebe zum Niederrhein schon länger. Zwar zog es sie beruflich vorübergehend auch in die Ferne, doch die Verbundenheit blieb. Die zündende Idee kam ihnen schließlich (wie sollte es anders sein) bei einer geselligen Kneipenrunde. Was dabei fehlte, war schlichtweg das edle Getränk mit Heimat-Bekenntnis. Schnell war klar: trinkbar sollte es sein, bodenständig, dabei hochwertig und zeitlos. Stets im Hinterkopf: Noch erhobenen Hauptes durch das Dorf gehen können. Weil das Schnapsbrennen in Kerken Tradition hat (diesbezüglich hat sich Timo im Gemeindearchiv schlau gemacht), fiel die Wahl schließlich auf einen milden Korn. „Einer, bei dem man sich nicht schütteln muss“, war den drei wichtig, dass sich ihr Gebrannter nicht nur als Longdrink, sondern auch pur genießen lässt.

Und weil die Erinnerungen an Scheunenfeten und Dorffeste noch ziemlich präsent waren, sollte ein süßer Likör die Sache rund machen. „Ein ganz ähnlicher Holunderbeeren-Likör wird traditionell beim Kränzen für das Schützenfest in Obereyll gereicht“, erklärt Lars Looschelders, warum der „Rote“ unbedingt mit von der Partie sein sollte. Bevor es zu Spekulationen kommt: Der Likör heißt zwar „Tante Dele“, eine „echte“ Tante Dele gibt es aber nicht. „Eigentlich wäre es eine Agathe geworden“, verrät Lars, „daraus wurde Adele und weil uns das für ein Getränk zu sperrig klang, kam die Dele ins Spiel.“

Was folgte, waren monatelange Selbststudien im Familien- und Bekanntenkreis, später auch Live-Tastings mit probierfreudigen Testtrinkern. Holunderbeeren wurden eingekocht, Rezepte kreiert und wieder verworfen, Zulieferer und Vertriebspartner gesucht. Hergestellt und in Eichen-Fässern veredelt wird in Goch. „Wir haben von Anfang an auf Qualität gesetzt und darauf geachtet, dass es so regional und nachhaltig wie möglich bleibt. Dass sich diese Kompromisslosigkeit auszahlt, ist eine tolle Bestätigung der harten Arbeit der letzten Monate“, sind die Brüder stolz.

Angefangen mit zwei Händlern in Aldekerk, gibt es Brüdergeist und Tante Dele mittlerweile an rund 30 Standorten. Dazu gehören Lebensmitteleinzelhändler und Getränkemärkte sowie ausgesuchte Kneipen, Feinkostläden und regionale Restaurants. Zudem wird Tante Dele bald auch im Onlineshop des renommierten Anbieters Rum & Co. erhältlich sein.

Gold-Prämierung

Ein Meilenstein war Mitte September der Eintrag der Bezeichnungen Brüdergeist, Tante Dele und Lovecrafter in das deutsche Markenregister. Anfang Oktober folgte die Gold-Prämierung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). „Das positive Feedback und die jüngste Auszeichnung sind Motivation und Ansporn zugleich auch zukünftig ausschließlich Produkte anzubieten, die hier am Niederrhein mit einer gehörigen Portion Liebe und Leidenschaft entstehen”, sagt Lars Looschelders und verrät, das aktuell an einem Kräuter-Bitter getüftelt wird.

Da sollen dann natürlich auch nur Kräuter rein, die hier am Niederrhein wachsen. „Und es gibt jede Menge heimischer Früchte, die in Vergessenheit geraten sind“, stellt er klar, dass es an hochprozentigen Ideen absolut nicht mangelt.

Die Brüder sind zuversichtlich, dass sich die Erfolgsstory im kommenden Jahr fortsetzen wird. „Bald wird es unsere Produkte sicher auch im weiteren Radius rund um Kerken geben“, setzt Lars auf die wachsende Fan-Gemeinde – und das „Lovecrafter x Niederrhein“-Gefühl.

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