EMMERICH. Nach rund eineinhalb Jahren Suche hat die Stadt Emmerich seine Klimaschutzmanagerin gefunden: Hanna Kirchner hat die unbefristete Stelle zum 1. November angetreten und möchte auf dem Weg in eine grünere Zukunft unter anderem auf Bürgerdialog setzen. Es ist die erste Stelle dieser Art, die in Emmerich besetzt wird.

„Wir mussten etwas länger suchen, bis wir die Stelle besetzen konnten, da derzeit viele Kommunen auf der Suche nach Klimaschutzbeauftragten sind“, erzählt Bürgermeister Peter Hinze. Umso glücklicher ist er, in Kirchner eine kompetente Expertin gefunden zu haben.

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Schon fast ihr ganzes Leben lang hat die 30-Jährige einen Bezug zum Niederrhein, schließlich lebte sie seit ihrem dritten Lebensjahr in Kleve – wie jetzt auch wieder – und verbrachte dort einen Großteil ihrer Kindheit und Schulzeit. Für das Studium zog es sie nach Aachen: Entsorgungsingenieurwesen im Bachelor. Als Neuzugang im Lehrangebot waren es im Master dann die Umweltingenieurwissenschaften, mit der Vertiefungsrichtung Water Resources Management. „Das heißt Starkregen, Überflutung, aber auch urbane Hitzeinseln, die ja auch mit dem Ausbleiben des Niederschlags zu tun haben“, erläutert Kirchner.

Im Anschluss daran arbeitete sie in der Industrie, wo sie sich mit Regenwasserbewirtschaftung und Regenwassermanagement auseinandersetzte, „aber auch mit Innovation, besonders für nachhaltige Projekte.“

In Emmerich warten nun viele neue Aufgaben auf sie. In ihr sieht Hinze unter anderem „ein wichtiges Bindeglied“ nach außen hin „ob es nun die Schulen sind oder die Emmericher Bürger.“ Es gehe darum, alle mitzunehmen.

Deshalb legt Kirchner einen Fokus auf den Bürgerdialog. „Man kann nicht einfach irgendwelche Maßnahmen aufdrücken, das muss im Dialog geschehen.“ Auf diese Art möchte sie unter anderem zeigen, dass es sich angesichts steigender Rohstoffpreise finanziell lohnen kann, die Sanierungsquote zu erhöhen „Das ist übrigens auch ein Ziel des bestehenden Klimaschutzkonzepts.“ Klimaschutz soll nicht nur nebenbei geschehen, sondern mit Fokus nachverfolgt werden, „damit wir auch die festgesetzten Klimaziele erreichen können.“

Strategisch arbeiten

Sie ist überzeugt, dass jede Altersgruppe etwas unternehmen könne. Schon im Kindergarten könne man mit Umweltbildung ansetzen, zum Beispiel mit kleinen Aufräum-Aktionen im Wald. Mit Aktionen in Schulen könne man wiederum nicht nur die Schüler selbst mitnehmen, sondern erreichen, dass diese auch zu Hause „eine Strahlwirkung“ entfalten.

Zunächst einmal wird sie sich aber vor allem in den Status Quo in Emmerich einarbeiten, um zu sehen, welche Maßnahmen angegangen werden sollten.

„Wir wechseln aktuell vom European Energy Award auf den European Climate Award. Das ist für mich die perfekte Einstiegsmöglichkeit, um direkt mitzuarbeiten und nicht erst in ein schon seit Jahren bestehendes Projekt hineinzukommen.“ Dabei geht es um das Thema CO2-Bilanzsicherung und die Findung weiterer Maßnahmen. „Strategisch, als Gesamtkonzept“, sagt sie. Um nicht auf Biegen und Brechen irgendetwas zu machen, sondern es effizient zu gestalten. Es gelte zu schauen, ob die Maßnahmen gut passen, schließlich sei die Bandbreite groß. „Was macht Sinn? Gehen wir erst in Richtung Solaranlagen oder Windenergie? Müssen wir auch über Wasserstoff nachdenken?“, nennt sie Beispiele.

Auch Kosten spielen eine Rolle. Klimaschutz dürfe zwar etwas kosten, aber dennoch müsse man etwa die Augen nach Förderungsmöglichkeiten aufhalten. Vor allem das Klimakonzept sei eine langfristige Angelegenheit mit immer wieder neu anstehenden Maßnahmen.
Für die bisherige Vorarbeit hat sie lobende Worte. „Nur weil es die erste Stelle dieser Art in Emmerich ist, heißt es nicht, dass es vorher kein Klimaschutzmanagement gab.“ So könne sie auf sehr viel zugreifen. „Ich hätte nicht gedacht, dass eine Kommune so viel im Bereich Klimaschutz macht. Das finde ich bemerkenswert.“

Hinze ist sich seinerseits sicher, dass es eine Tätigkeit ist, die bleiben wird. Sei das eine Thema abgearbeitet, komme gleich der nächste Schwerpunkt dazu. „Man muss die Lage immer wieder neu betrachten und den Gegebenheiten anpassen.“
Thomas Langer

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