Haldern Pop 2022: Zurück auf die Wiese

HALDERN. Das mal vorneweg: Haldern Pop 2022 (laufende Nummer 39) soll, wenn alles glatt läuft, wie Haldern Pop 2019 sein. Reitplatz, große Bühne – was man so kennt. Trotzdem ist klar: Irgendwie kann das Nachher nicht wie das Vorher werden. „Die Zukunft ist klein“, sagt Stefan Reichmann. Das könnte man jetzt als riesengroßen Pessimismus nehmen. Ist es aber nicht. Ganz und gar nicht, aber dazu später mehr.

Auto-Korrektur

Jetzt zum Motto des Haldern Pop 2022. Nichts für den eiligen Leser: ‚Volkswirkschaft‘ steht da und der Computer will‘s gleich ändern – will aus dem ‚k‘ ein ‚t‘ machen. Autokorrektur. Volkswirkschaft – das steht in keinem Wörterbuch. Gibt‘s das denn? Antwort: Spätestens ab jetzt. Haldern ist ja auch eine Brutstätte für Ideen. Nein – Brutstätte klingt auch schon wieder zu wolkenverhangen. Haldern ist ein Nest. Aber: wo ‚genestet‘ wird, sollte auch gebrütet werden: Kommt ja sonst nix bei raus.
Nochmal: Es wird ein Haldern Pop 2022 geben. Es wird die Nummer 39 tragen und auch das Datum steht fest: 11. bis 13. August. Nur gut, dass der 13. ein Samstag ist. „Über die Künstler kann ich noch nichts sagen“, sagt Stefan Reichmann.

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Vorfreudenverstärkung

Aber: Am 20. November startet der Vorverkauf. Wieder so eine Geschichte: Natürlich arbeiten auch die Halderner am Jetzt: Es gibt E-Tickets. Das ist die Zeit. Aber. Es gibt Menschen, die möchten das, was sich Hard-Ticket nennt: Sie möchten die Pappkarte, die man in der Hand hat – die man irgendwohin stecken kann: Vorfreudenverstärkung. an der Kühlschranktür.
Es ist wie bei der Zeitung. Die Leute erzählen dir, dass sie Zeitung am Rechner lesen. Aber. Wenn sie drin vorkommen, hätten sie dann doch schon gern die Hard-Copy. Wer rahmt schon einen Monitor und hängt ihn dann an die Wand. Das wäre eine Kunstaktion. Hard-Tickets also: Nur das ist die Wirklichkeit.

Wärmespender

Konzerte sind auch so. Natürlich kann man streamen, aber ein Stream taugt nicht als Wärmespender. Okay – wenn nichts anderes geht: let us stream. Aber die virtuelle Welt ersetzt nicht die seelische Komponente: den Regen auf dem Platz, die knallheiße Sonne, die anderen, die auch da sind, das Schlangestehen vor der Bäckerei, das Hinreisen und Ichbindannmalweg-Sein. Man kann das großpumpen, aber Haldern ist kein Sensationsvergößerer. Haldern ist – jetzt also wieder das neue Wort: Volkswirkschaft. Wirkung muss. Wirtschaft kann.
Apropos Wirtschaft: Die Ticket-Preise steigen, weil auch die Preise für alles, was sie in Haldern nicht an Technik vorhalten können, gestiegen sind. „Wir haben lange über die Ticketpreise diskutiert“, sagt Stefan Reichmann. Im Pressetext liest sich das wie folgt: „Ihr werdet gesehen haben, dass der Kartenpreis deutlich angehoben wurde. Dieser Schritt ist der Tatsache dieser schwierigen Zeit geschuldet und begründet sich ausschließlich auf den extern in Anspruch genommenen Aufwand für Material- und Personalkosten, der um ein Vielfaches gestiegen ist.“

Mehr-soll-nicht

Das Ergebnis: 162,80 Euro. Mein lieber Schwan! Die Zukunft ist klein, der Preis ist groß. berklärbar groß (siehe oben). Der Preis ist auch ein Signal: Man muss das wollen. Und: Man muss es sich leisten können. Natürlich kann man mit 50.000 Besuchern anders kalkulieren. Aber Haldern-Pop ist wachstumsbefreit. Es ist kein Mehr-Geht-Nicht. Es ist ein Mehr-Soll-Nicht.
Vielleicht ist im Preis auch ein bisschen Raritätspauschale enthalten. Ach ja: Die 162,80 (hätten es da nicht auch gleich 63 Euro sein können?) gilt für digitale Tickets (Gebühren und Camping inbegriffen.) Wer das Ticket für die Kühlschranktür (Magnet nicht inbegriffen) möchte, muss zehn Euro mehr zahlen: 172,80 (inklusive Gebühren, Camping und versichertem Versand). Also doch: Keine Volkswirkschaft ohne Volkswirtschaft. Tickets also ab Samstag, 20. November, 10 Uhr auf www.pop-tickets.de.
Was das Line-Up angeht, werden Haldern Pop Fans bis Heiligabend warten müssen. Vorfreudenverstärkung. Es ist davon auszugehen, dass bis dahin das Kontingent der Karten (E-Version oder Hard-Copy) stark geschrumpft sein dürfte. Das ist ein Stück Vergangenheit, dem man den Transfer in die Zukunft wünscht.
P.S. Wie war das mit „Die Zukunft ist klein“? Das gilt in erster Linie für das Halderner Nichtwachstum und für die Beständigkeit des Kleinen im vemeintlich Großen – volkswirkschaftlich gesehen …

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