Schlüsselprojekt: Neue Pläne für CAP-Markt in Sevelen

Ehepaar Voortmann und Architekt Bousart planen Wohnen, Gewerbe und Praxen im neuen "Dorf-Carrée - Alte Molkerei"

CAP-Markt Dorf-Carée Sevelen
Blick auf den Vorplatz des neuen Dorf-Carées an der Ecke Dorfstraße/Oettelsweg in Sevelen. Grafik: Architekt Bousart

SEVELEN. Es kommt Bewegung in die „Schlüsselposition für einen attraktiven Sevelener Ortskern“, freut sich Clemens Brüx berichten zu können. Issums Bürgermeister spricht dabei vom CAP-Markt an der Ecke Dorfstraße/Oettelsweg. Hierzu hat das Ehepaar Jutta und Freddy Voortmann nun, gemeinsam mit Architekt Jörg Bousart, seine Pläne vorgestellt. Demnach sollen künftig Arztpraxen, Gewerbe und Wohnungen im neuen „Dorf-Carée – Alte Molkerei“ untergebracht werden.

Der CAP-Markt hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Einst war hier die Molkerei- und Warengenossenschaft ansässig, später dann zwei Lebensmittelmärkte. „Das zeigt: Es war schon immer ein wichtiger Standort für Handel und Gewerbe“, sagt Architekt Bousart. Doch mittlerweile sei ein solcher Markt an dieser Stelle „städtebaulich längst überholt und deplaziert“. Daher gibt es bereits Ende 2015, als die Gemeinde Issum den CAP-Markt erwirbt, einen ersten Plan für ein Wohn- und Geschäftshaus mit Arztpraxen.

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CAP-Markt wird 2018 zur Notunterkunft

Bevor diese Pläne jedoch weiter verfolgt werden können, wird der CAP-Markt in Sevelen zwischen Frühjahr 2016 und Herbst 2018 zur Notunterkunft für Flüchtlinge. Nach dem Ende der Flüchtlingswelle und dem Rückbau ist der Weg frei für die Gemeinde, mit Ausschreibungen potenzielle Investoren zu finden. Doch es dauert bis 2020, bevor es zu ernsten Gesprächen mit zwei Interessenten kommt. „Beide sind ins Leere gelaufen“, erinnert Brüx. In diesem Jahr gibt es dann schließlich zwei neue Investoren, die ihr Interesse bekunden – darunter auch Jutta und Freddy Voortmann. Am 19. August stellen sie ihre Pläne in nicht-öffentlicher Sitzung dem Rat vor, der sich einstimmig dafür entscheidet.

Voortmann Bousart CAP-Markt
Präsentieren ihre Visionen für den ehemaligen CAP-Markt: (v. l.) Jutta und Freddy Voortmann, Architekt Jörg Bousart.
NN-Foto: MB

Zu ihren Beweggründen sagt das Ehepaar Voortmann: „Wir wollen Sevelen etwas Gutes tun.“ Jutta Voortmann ist hier aufgewachsen, ihr Mann in Issum. „Wir fühlen uns der Gemeinde sehr verbunden“, betont Freddy Voortmann. Mit dem Bauvorhaben wollen sie in Sevelen etwas schaffen, dass den Ort nicht nur optisch bereichert, sondern auch nützlich ist.

Mit ihren Plänen wollen das Ehepaar Voortmann und ihr Architekt an der Dorfstraße in Sevelen „städtebaulich eine Landmarke setzen, die sich aber ins Gesamtbild des Ortes einfügt“, erläutert Jörg Bousart, der angesichts des aktuellen Erscheinungsbildes des CAP-Marktes in Sevelen von einer „städtebaulichen Reparatur“ spricht.

“Dorf-Carrée” wird markanter Komplex mit zwei Gebäudeteilen

Mit dem „Dorf-Carée – Alte Molkerei“ soll eine markante Ecksituation entstehen, die einen attraktiven Vorplatz fassen und sich in die bestehende Baustruktur einbinden soll. Der Komplex besteht aus zwei Gebäuden, jeweils mit Erd-, Ober- und Dachgeschoss. Während Gebäude A zur Dorfstraße hin über Arkarden verfügt, verfolgt Bousart bei Gebäude B entlang des Oettelsweges „eine Rhythmisierung der Fassade“: Mit unterschiedlichen Klinkern – ihre Verwendung ist für Sevelen ortstypisch – soll eine Eigenständigkeit betont und gleichzeitig eine durchgehende Baustruktur aufgebrochen werden. Bousart verspricht sich davon „mehr Lebendigkeit“.

Für das Eckgebäude ist im Erdgeschoss ein Ladenlokal angedacht, dazu werden bereits Gespräche mit Bäckereien geführt, die in den Arkarden und auf dem Vorplatz auch eine Außengastronomie anbieten könnten. Im Ober- und Dachgeschoss ist Platz für Gewerbe, Büros oder Arztpraxen. „Auf Wohnungen wollen wir hier möglichst verzichten“, sagt Bousart. Zwölf barrierefreie Mietwohnungen finden sich im Gebäude B im Ober- und Dachgeschoss. Da das Gebäude teilweise über Flachdächer verfügt, sind die Dachgeschoss-Wohnungen fast genauso groß wie die Einheiten im Obergeschoss. Im Erdgeschoss sind Praxis- und Therapieräume vorgesehen.

Zwölf Wohnungen am ehemaligen CAP-Markt in Sevelen

CAP-Markt Sevelen Dorf-Carrée
Gesamtansicht des neuen Dorf-Carées; links der Vorplatz und das Gebäude A mit seinen Arkarden, rechts das Gebäude B entlang des Oettelsweges.
Grafik: Architekt Bousart

Auf der Rückseite des CAP-Marktes sollen den Mietern der zwölf Wohnungen elf Carport-Stellplätze mit begrüntem Dach zur Verfügung stehen; hinzu kommen 14 Stellplätze für Patienten und Kunden der Praxen und des Gewerbes sowie zwei Behinderten-Stellplätze. Eine Tiefgarage stand ebenfalls zur Debatte, doch aufgrund des hohen Grundwasserspiegels mussten diese Pläne schnell wieder zu den Akten gelegt werden.

Für die Praxisfläche im Gebäude B am Oettelsweg gibt es bereits ernsthafte Interessenten: Dana und Navid Adyani-Fard. Das Geschwisterpaar will mit seiner zahnärztlichen Gemeinschaftspraxis von der Dorfstraße 42 an den CAP-Markt umziehen. „Unser Team ist immer größer geworden“, sagt Dana Adyani-Fard; sechs Ärzte und 18 Mitarbeiter, teils in Teilzeit, sind in der Praxis beschäftigt. Zudem wachse der Patientenstamm durch weitere Fachrichtungen, sagt Dana Adyani-Fard, so dass die aktuellen Räume nicht mehr ausreichen. Die Geschwister hoffen, wie auch die Gemeinde, dass sich weitere Ärzte im Neubau ansiedeln. „Ein Kinderarzt oder ein HNO-Arzt wäre ein Traum“, sagt Adyani-Fard mit Blick auf einen „Kompetenzkomplex“, die die Chance auf viele Synergien biete.

Hoffen auf “Dynamik” und neue Mieter

Gleichzeitig hofft der Bürgermeister, dass sich auch für die dann freigewordenen Praxisräume an der Dorfstraße schnell Nachmieter finden. „Vielleicht ergibt sich ja eine gewisse Dynamik“, sagt Clemens Brüx, der sich freut, dass „ein super Ankermieter in Sevelen bleibt und nur den Standort wechselt“.

Nutzungskonzept
Gebäude A (Dorfstraße)
Erdgeschoss: Ladenlokal/Gastronomie, 135 Quadratmeter
Obergeschoss: Gewerbe/Büro/Therapie, (171 Quadratmeter)
Dachgeschoss: Gewerbe/Büro/Therapie, 155 Quadratmeter

Gebäude B (Oettelsweg)
Erdgeschoss: Praxis/Therapie, 362 Quadratmeter
Obergeschoss: sechs Wohneinheiten, 49 bis 76 Quadratmeter
Dachgeschoss: sechs Wohneinheiten, 47 bis 74 Quadratmeter

Die nächsten Schritte im „Schlüssel-Projekt“, wie es Brüx nennt, sind bereits geplant: Nachdem der Kreis Kleve in Sachen Bau- und Planungsrecht grünes Licht gegeben hat, „gehen wir jetzt in die Detailausarbeitung“, sagt Jörg Bousart. Anfang 2022 soll der Bauantrag gestellt und dann der weitere Zeitrahmen erstellt werden.

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