GELDERN. Corona schafft neben vielen Problemen auch die ein oder andere Gelegenheit: Im Falle der Künstlerin Nanni Wagner aus Geldern präsentiert sie die Ergebnisse dieser Gelegenheit in ihrer kommenden Ausstellung mit dem Titel „Unter dem Meer“. Die Vernissage findet statt am Freitag, 5. November, um 19 Uhr in der Heilig-Geist-Gasse 5 in Geldern.

Damit widmet sich Wagner seit knapp 10 Jahren zum ersten Mal wieder einer Einzelausstellung. Grund dafür ist die Pandemie. „Normalerweise arbeite ich gern in Gruppen“, gibt sie zu. Als ihr Tageserwerb durch die Kurse, die sie für gewöhnlich in ihrem Atelier und in sozialen Einrichtungen anbietet, von 100 auf Null fielen, „hatte ich auf einmal wahnsinnig viel Zeit. Die Frage war, was mache ich jetzt?“ Mit 25 bis 30 Stunden pro Woche war die Antwort eine besonders intensive und entschleunigte Beschäftigung mit der Kunst, die eine andere Qualität hervorbrachte. „Da kommt was zusammen“, erzählt sie mit einem Lächeln.

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Mit meditativen Tonarbeiten fing es an. Die so entstandenen würstchen- oder säulenförmigen Gebilde erinnerten sie an alte Dinge aus dem Meer, Verkalkungen etwa. „Dann habe ich zeitgleich dazu gemalt.“ So stieß sie schließlich auf ihr jetziges Thema. Die bald ausgestellte Malerei lässt sich vor allem als nicht-gegenständlich und abstrakt beschreiben. Wagner arbeitet dafür in der Regel mit Tuschen, Gesteinsmehlen und zwischendurch mit Pigmenten. Bei den Keramikarbeiten experimentiert sie vor allem gerne mit der Glasur. „Das ist ein bisschen wie Malerei“, sagt Wagner. Nur, dass man das Ergebnis hier nicht sofort sieht, da die Farben erst später zustande kommen. „Die Endfarbe bekommt es erst, wenn es geschmolzen wird. Es entstehen immer Dinge, die ich nicht vorhersehen kann.“ Das halte die Spannung stets am Leben.

Eine Symbiose von Malerei und Keramik

Die „unzählbaren“, oft kleinteiligen Keramikarbeiten und die 28 Bilder der Ausstellung bilden eine Symbiose, die Gemälde sind ein Spiegel zu den Objekten. „Die Werke beziehen sich immer aufeinander.“ Etwa beim „Umhüller“, der wie ein geschlossener Raum und uralt wirkend, von etwas Lebendigem aufgebrochen worden zu sein scheint. Das entsprechende Bild dazu präsentiert den „Umhüller“ dagegen als etwas Kommendes, nicht als etwas Altes.

Spannend findet Wagner vor allem, den Betrachtern Empfindungen zu entlocken. So bereits geschehen bei der „Brandung“ am Meer. Eine Schülerin sprach sie auf das Bild an und davon, die Brandung regelrecht hören zu können. Für ihre Motive greift Wagner aber weniger auf die Realität zurück, als vielmehr auf ihre Fantasie. Das Bild „Meeresleuchten“ zum Beispiel war eine Gegenreaktion auf die im Meer herrschende Dunkelheit. Aufgrund der vielen Zeit hat sie sich nicht nur verstärkt der eigenen Kunst widmen können, sondern dabei auch aufwendigeren Arbeiten. Ein Beispiel dafür ist das in Kästen ausstehende „Strandgut“. Gerade wegen der Kleinteiligkeit sei das „eine Mordsarbeit“ gewesen. Eine glückliche Fügung für die Ausstellung ergab sich durch die Kulturförderung NRW. So hatte Wagner genug Mittel, um 80 Exemplare ihres Ausstellungskatalogs drucken zu lassen.

Geöffnet ist die Ausstellung am Samstag, 6., Sonntag, 7., sowie am Samstag, 13., und Sonntag, 14. November, jeweils von 11 bis 17 Uhr. Am letzten Sonntag gibt es zudem einen besonderen Programmpunkt: Frank Preuss und die Formation „Wesen“ lassen dann ab 14 Uhr mit Gong, Klangschalen, Xylophon, Perkussioninstrumenten, Gitarre und Flöte passende Musik zum Thema „Unter dem Meer“ erklingen. Der Eintritt ist frei, es gelten die 3G und Maskenpflicht. Und Ende November steht schon das nächste Event für Wagner an: Dann bringt sie ihre Ausstellung in leicht abgespeckter Form für vier Tage nach Köln. Mehr Infos zur Künstlerin gibt es unter www.malraum-geldern.de.TL

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