Limes
Die originalgetreue Abbildung des Patrouillenschiffs „Quintus Tricensimanus“ ist in der „Schiffswerft“ auf dem APX-Gelände zu sehen. NN-Foto: SP

XANTEN. Der Rhein war schon immer eine beliebte Verkehrsader – auch in der Antike. „Zahlreiche Schiffswracks belegen die intensive Nutzung des Rheins als Transportweg für Personen und Güter aller Art in römischer Zeit“, informiert die neue Landesausstellung „Der Limes am Niederrhein – Roms fließende Grenzen“ im LVR-Archäologischen Park (APX) und Römer-Museum in Xanten, die am Donnerstag eröffnet wurde und nun bis zum 16. Oktober 2022 zu sehen ist. 

Im noch provisorischen Schiffszelt zeigt die Ausstellung originalgetreue Rekonstruktionen solcher Schiffswracks. Die Originale werden in das späte vierte Jahrhundert nach Christus datiert und sind im Museum für Antike Schifffahrt in Mainz zu sehen. Der LVR hat sie in knapp zweijähriger Bauzeit im Rahmen eines inklusiven Projekts nachbauen lassen: Über fast 18 Meter erstreckt sich das Patrouillenschiff „Quintus Tricensimanus“, das, wie die zweite originalgetreue Abbildung, der Lastensegler „Minerva Tritonia“, für die römische Versorgung und Sicherung der Rheingrenze von großer Wichtigkeit war. Beide Schiffe sind schwimmfähig und sollen künftig sogar auf der Xantener Südsee zum Einsatz kommen. Das Patrouillenschiff „Quintus Tricensimanus“ ist dabei mit seinen 16 Verteidigungsschildern an beiden Bordwänden, die drachenähnliche Wesen vor einem blauen Hintergrund zieren, ein besonderer Hingucker. 30 Personen hätten hier Platz.

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Das Thema Schiff und der Rhein als Transportweg ist auch Thema im LVR-Römermuseum, wie Christoph Heger zeigt. NN-Foto: SP

Knapp zwei Jahre hat der LVR an den Ausstellungen zum „Limes am Niederrhein“ gearbeitet. Neben Xanten nehmen auch das Lippische Landesmuseum Detmold, das LVR-Landesmuseum Bonn, das LWL-Römermuseum in Haltern am See sowie das LVR-Jüdische Museum im Archäologischen Museum Köln in Kooperation mit dem Römisch-Germanischem Museum der Stadt Köln an den Ausstellungen teil. „Alle fünf Standorte präsentieren die neuesten Forschungsergebnisse zum Niedergermanischen Limes, beleuchten dabei aber jeweils unterschiedliche Aspekte der Rheingrenze“, erklärt Christoph Eger. 

Unesco-Weltkulturerbe

Ganz besonders freut es den LVR natürlich, dass der Niedergermanische Limes bereits im Juli zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt wurde. Schließlich war der Rhein über 400 Jahre die Grenze und Hauptverkehrsader der Römer zugleich. Er markierte das äußere Ende des Römischen Reiches und ermöglichte gleichzeitig eine rasche Entwicklung der Provinzen an seinem Ufer mit ihren zahlreichen Militärlagern und Siedlungen. „Die Städte Köln, Bonn und Xanten sind noch heute von dieser Zeit geprägt und können ein reiches römisches Erbe vorweisen“, sagt Eger. Anders als andere Limes-Abschnitte, wie etwa der Hadrianswall in Großbritannien, sei die Grenzlinie am Niederrhein jedoch kein befestigtes Bollwerk. Das Imperium endete am früheren Flusslauf des Rheins.

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Diese Münzen waren früher ein Zahlungsmittel. NN-Foto: SP

Zur Ausstellung „Der Limes am Niederrhein – Roms fließende Grenzen“ in Xanten gehören neben dem Schiffszelt noch zwei weitere Ausstellungsbereiche. Mittelpunkt eines eigens für die Archäologische Landesausstellung errichteten Pavillons ist ein begehbarer Limes, der den unteren Niederrhein mit seinen Fundplätzen zeigt. Das Herzstück ist eine maßstabgetreue Landkarte am Fußboden. Hier kann man entlang des (heutigen) Rheinlaufs die Grenzregion abgehen und dabei zehn antike Fundstätten zwischen Alpen-Drüpt und Kleve-Keeken erkunden, die alle Teil des Unesco-Welterbes sind.

Darunter befinden sich Kultstätten wie das Heiligtum der germanischen Kriegsgöttin Vagdavercustis bei Kalkar, florierende Städte wie die Colonia Ulpia Traiana, auf deren Überresten der APX erbaut ist, aber auch zahlreiche militärische Lager, darunter der Kastellplatz Vetera I auf dem Fürstenberg in Birten, der in seinem Endausbau das größte verstetigte Legionslager des gesamten Römischen Imperiums darstellte. An zum Teil digitalen Info-Tafeln können sich Besucher hier noch eingehender zu einzelnen Plätzen informieren. Sie beleuchten jeweils unterschiedliche Themenschwerpunkte. Modelle, Info-Filme und Repliken antiker Originale geben tiefe Einblicke in den Alltag am Limes, aber auch in die spannende Spurensuche der heutigen Wissenschaft.

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Auch ein lebensecht wirkender Römer ist Teil der Ausstellung, die insgesamt über 400 Exponate umfasst. NN-Foto: SP

Im Untergeschoss des LVR-Römermuseums präsentieren sich darüber hinaus die neuesten Forschungsergebnisse am Niederrhein. Hier geben mehr als 400 Exponate – größtenteils Originalfunde – und Lebensbilder einen anschaulichen Einblick in den Alltag der Provinzbewohner – einer ist sogar originalgetreu nachgestellt – sowie des Militärs. Besucher können sich interaktiv an die Techniken zur Erforschung von archäologischen Stätten herantasten und das größte römische Legionslager auf dem Fürstenberg erkunden. Ein besonderes Highlight ist eine mediale Installation zur Schlacht bei Gelduba (Krefeld-Gellep), welche die dramatischen Ereignisse jener Tage vermittelt. 

Limes-Fest

Zahlreiche Vorträge, Themenführungen sowie offene Führungen für Erwachsene, Familien mit Kindern und Schulklassen begleiten diese Ausstellung bis zum 16. Oktober 2022. Die komplette Ausstellung kann zum regulären Museumseintritt besucht werden. Am Eröffnungswochenende lädt das APX heute und morgen jeweils von 10 bis 18 Uhr zum Limes-Fest ein. Rund 150 Akteure zeigen in historischer Gewandung ihr Können. Höhepunkte sind die großen Exerzierübungen, das Artillerieschießen und die Präsentation der prachtvollen Reiter auf den Aktionsfeldern rund um das LVR-Römermuseum. An ihren Zelten geben Akteure zudem Einblicke in das tägliche Leben an der Grenze. Auf dem gesamten Außengelände besteht Maskenpflicht. Es gelten die regulären Eintrittspreise. Kinder unter 18 Jahren haben freien Eintritt.

Weitere Infos online unter www.apx.lvr.de.

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