NIEDERRHEIN. Die Landesregierung hat die Coronaschutzverordnung an die aktuellen Entwicklungen des Infektions- und Pandemiegeschehens in Nordrhein-Westfalen angepasst. Seit gestern fällt unter anderem die Maskenpflicht im Freien weg, ein PCR-Test kann durch Schnelltests ersetzt werden, die nicht älter als sechs Stunden sind, in der Innengastronomie sind keine besonderen Abstände oder Trennwände zwischen den Tischen mehr erforderlich, und die Obergrenzen für Großveranstaltungen entfallen.

Diese Entwicklung begrüßt auch Dr. med. Frank Bergmann, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO), zumal dies auch die Akzeptanz von Seiten der Bevölkerung erhöhe, sollten im Zuge von wieder steigenden Zahlen erneut Einschränkungen erforderlich werden. Insgesamt bleibt die Zahl der Infektionen und Hospitalisierungen aktuell auf niedrigem Niveau. Die Zahl der Impfungen nimmt allerdings weiter ab. Bei den Erstimpfungen liegt die Quote in NRW aktuell bei 72,3 Prozent, bei den Zweitimpfungen bei 67,3 Prozent. Etwa jede fünfte Impfung in der vergangenen Woche (22 Prozent) war eine Auffrischungsimpfung in den besonders gefährdeten Gruppen.

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„Die bundesweiten Zahlen bestätigen die sehr gute Schutzwirkung der Impfung“, betont Bergmann. Die Risiken der Geimpften reduzieren sich gegenüber den Ungeimpften meist um mehr als 90 Prozent. Bergmann: „Das Hospitalisierungsrisiko der 18- bis 59-Jährigen lag unter Ungeimpften bei 31 Fällen je 100.000, unter Geimpften bei 1,3 Fällen. Das entspricht einer Reduzierung um 96 Prozent.“ Bei den Über-60-Jährigen liege die Risikoreduktion ebenfalls bei 96 Prozent. Deutlicher könne man die Vorteile einer Impfung nicht darstellen. Deshalb gelte weiterhin sein Appell: „Impfen hilft!“

Wer sich für Zahlen interessiert: Mit der Schließung der Impfzentren wurde die regionale Datendarstellung auf der von der KV Nordrhein betriebenen Seite www.coronaimpfung.nrw durch eine interaktive Tabelle mit den Daten des RKI-Impf-Monitorings ersetzt.

Stiko-Empfehlungen

Nach Ansicht des Vorsitzenden bilde die jüngste Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) gut ab, was die KVNO schon vor Wochen betont habe: Gerade bei Auffrischungs­impfungen sollte mit Bedacht vorgegangen werden. „Ärzte sollten nach individueller Abwägung und eigenem Ermessen entscheiden, welche Patienten zu welchem Zeitpunkt eine Dritt­impfung bekommen“, sagt Bergmann. In einem ers­ten Schritt habe die Stiko die Booster-Impfungen vor allem für Menschen mit einer Immunschwäche empfohlen. Er gehe aber davon aus, dass eine allgemeine Empfehlung für Auffrischungsimpfungen in den kommenden Wochen erfolgt.

Empfohlen hat die Stiko auch die Kombination von Grippe- und Coronaschutz-Impfstoffen. Bisher sollte zwischen den Impfungen ein Mindestabstand von zwei Wochen eingehalten werden. Bergmann begrüßt das grundsätzlich, stellt aber klar: „Der Arzt wird sorgsam entscheiden, um Patienten, die vielleicht schon in der Vergangenheit empfindlich auf die Grippe-Impfung reagiert haben, keinem unnötigen Risiko auszusetzen.“ Die KVNO habe keine Angst vor einem erneuten großen Ansturm auf die Praxen. Eine erhöhte Nachfrage im Herbst und Winter sei „normales saisonales Geschehen“, auf das die Arztpraxen eingestellt seien. „Ich gehe davon aus, dass die Situation entspannt bleibt“, sagt Bergmann.

Der KVNO-Chef bedankte sich mit Blick auf die Impfzentren, die zum 30. September geschlossen wurden, ausdrücklich für die „hervorragende Zusammenarbeit mit den Städten und Kreisen“. Man habe in den vergangenen acht Monaten sehr viel geleistet und viele Menschen vor schweren Krankheitsverläufen schützen können.

Sechs Millionen Impfungen

Insgesamt hat es in den Impfzentren im Rheinland mehr als sechs Millionen Impfungen gegeben, über 750.000 Menschen sind über mobile Teams geimpft worden. 7.700 Ärzte sind über die KV Nordrhein in den Impfzentren und mobilen Teams eingesetzt worden. Darüber hinaus haben 2.500 Mitarbeiter in und für die 28 nordrheinischen Impfzentren gearbeitet. Es galt, über 57.000 Arbeitsschichten und fast 340.000 Arbeitsstunden für die Ärzte zu planen. Bergmann betonte, dass die mit dem NRW-Gesundheitsministerium und den Kommunen gemeinsam gemachten Erfahrungen von unschätzbarem Wert seien – dadurch hätten sich Netzwerke auch für mögliche künftige Herausforderungen gebildet und gefestigt.

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