Das Medicenter Uedem ist mit seinen 1.100 Quadratme- tern Therapiefläche klimaneutral konzipiert. Foto: BraunArchitektur

UEDEM. Nicht mehr lange, dann wird gefeiert: Am Samstag, 2. Oktober, öffnet das Medicenter Uedem, auf der Tönisstraße 36, seine Türen und präsentiert sich den Besuchern. Aufregende Monate liegen dann hinter der Bauherrin Dr. Tatiana Witkiewicz und ihrem Mann, Dr. Markus Witkiewicz.

Die Idee, die dem Projekt zugrunde liegt: Ein Ärztehaus, in dem die Patienten auf kurzen Wegen zwischen verschiedenen Fachrichtungen umfassend betreut werden können. Denn: „Es herrscht Mangel an Ärzten auf dem Land, die Gebiete sind unterversorgt – auch der Kreis Kleve ist hochrot“, weiß Tatiana Witkiewicz, „es sind einfach zu viele Patienten für zu wenige Ärzte – das eigentliche Arztsein geht dabei verloren.“

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Dem wollten die beiden engagierten Mediziner etwas entgegensetzen und entwickelten die Idee des Ärztehauses. Die Standortsuche endete schließlich in der Schus­tergemeinde, seit zehn Jahren die Wahlheimat des Ehepaares; hier konnten sie das erforderliche Grundstück kaufen und die Umsetzung des für Uedem einmaligen Projektes starten. Künftig werden im Medicenter sieben Dienstleister aus dem Gesundheitsbereich vertreten sein: Die Bereiche Allgemeinmedizin, Osteopathie, Podologie, eine Heilpraktikerin, eine Kinderarztpraxis, ein Pflegedienst und ein Vitalcentrum sind unter einem Dach versammelt. „Bricht sich jemand den Finger, dann kann er vor Ort chirurgisch versorgt werden, bekommt direkt eine Schiene, ohne noch woanders hinfahren zu müssen und wird weiter hier versorgt“, erläutert Markus Witkiewicz das Prinzip, das man unter dem Begriff „Versorgungscampus“ zusammenfassen kann. So baue man auch eine Bindung zu den Menschen auf: „Das hat uns immer Spaß gemacht.“

Zusammenarbeit

Der Patient steht im Mittelpunkt, ebenso wie die kollegiale Zusammenarbeit im Haus. „Die Mitwirkenden sind uns bekannt und finden die Idee toll“, freut sich Tatiana Witkiewicz, „sie sehen es als eine Gemeinschaft an.“ Der Austausch untereinander soll gepflegt werden, unter anderem mit Team-Sitzungen: „Wir wollen nicht alleine arbeiten“, betont Tatiana Witkiewicz. Auch an weiteren Ärzten sei man in Zukunft interessiert, sagt Markus Witkiewicz, zum Beispiel mit der Fachrichtung Diabetologie. Ein solches Netzwerk aufzubauen, das könne auch im Hiblick auf immer weiter steigende Kosten für stationäre Behandlungen interessant sein, so Markus Witkiewicz. Nicht zuletzt kann das Medi­center auch als Beweis dafür dienen, dass Landmedizin weitaus attraktiver ist als ihr Ruf – Stichwort Nachwuchsförderung. Hinzu kommt, dass Markus und Tatiana Witkiewicz Kollegen weiterbilden dürfen, ihre Praxis ist eine Lehrpraxis der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Auch beim Gaesdonck-Projekt „Advanced Class Medical Science“ arbeiten sie mit.

Klimaneutral

Unter architektonischen Gesichtspunkten ist das Medicenter mit seinen 1.100 Quadratmetern Therapieflächen von Prof. Dr. Dirk H. Braun, Architekt und Professor an der RWTH Aachen, klimaneutral konzipiert. „Verbaut sind Holz, Glas und Sichtbeton“, beschreibt der Gestalter des Gebäudes. „Wir nutzen Erdwärme und haben eine Photovoltaikanlage mit gro­ßem Speicher installiert – damit wir so wenig Energie wie möglich zusätzlich brauchen.“ Im Haus wird energieeffiziente LED-Technik genutzt. Da keine Duschen benötigt werden, gibt es im Gebäude ein Kaltwassersystem, dessen Leitungen sich selber spülen. „Das verringert die Gefahr von Legionellen“, erklärt der Professor für Gebäudetechnologie. Zum Händewaschen erwärmt ein kleiner Durchlauferhitzer das Wasser. Holzelemente sorgen für einen verbesserten Wärmeschutz im Sommer. Selbstverständlich ist das Medicenter Uedem bar­rierefrei: „Auf dem neuesten technischen Stand zu sein, ohne den Verbrauch hochzutreiben, das ist das Ziel.“ Für Elektroautos und E-Bikes stehen außerdem Ladesäulen zur Verfügung. „Uns wurden von der Firma Elten und Jansen Photovoltaik zwei Elektroautos für Hausbesuche gesponsert“, freut sich Tatiana Witkiewicz über diese Unterstützung.
Großen Dank möchten Markus und Tatiana Witkiewicz vor allem dem visionären Ansatz des Architekten Braun, sowie Freunden und Helfern aussprechen, die tatkräftig auf der Baustelle mit angepackt haben: „Es sind tolle Menschen, die uns aus Verbundenheit helfen.“
Wer sich ein Bild vom Medicenter Uedem machen möchte, der hat am 2. Oktober, von 10 bis 16 Uhr, Gelegenheit dazu. Die Homepage des Medicenters ist in Arbeit und wird bald zur Verfügung stehen.

Fotos (7): BraunArchitektur

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