Essen und die soziale Kompetenz

KLEVE. Wer sich zur Mittagszeit durch die Fernsehlandschaft zappt, müsste sich sehr anstrengen, dabei nicht auf eine Koch-Show zu treffen. Überall wird gekocht. Die Küchen: Edel und fernsehgerecht. Das ist die eine Seite.

Man muss nicht weit fahren

Dass nicht alle Kinder sich täglich satt essen können gehört auf die andere Seite. Und nur, dass es niemand falsch versteht: Hier ist nicht die Rede von Entwicklungsländern. Man muss nicht weit fahren, um Kinder zu finden, für die regelmäßige Mahlzeiten keine Selbstverständlichkeit sind. Eigentlich kann man zu Fuß ans Ziel gelangen.
KiKuKü heißt ein neuer Verein in Kleve. Das steht für „Kinder, Kultur, Küche“. Einer der Gründer: Max Knippert. Das Ziel: Warme Mahlzeiten für Kinder zwischen 7 und 17. Gemeint ist nicht die Uhrzeit – gemeint ist das Alter. Andererseits: So genau genommen wird das nun auch wieder nicht. Im Flyer heißt es darüberhinaus „…auch jüngere oder ältere Geschwister sind herzlich eingeladen.“ „Tut mir leid – du bist erst sechs, dann bekommst du leider nichts“ wäre ein ziemlich blöder Satz.

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Gemeinnützig

Max Knippert hat im Zusammenhang mit Kunstprojekten viel an Schulen gearbeitet. „Da ist mir dann irgendwann aufgefallen, dass regelmäßige Mahlzeiten nicht für alle eine Selbstverständlichkeit sind.“ Die Idee für „KiKuKü“ entstand. Gegründet wurde der Verein im Januar – die Gemeinnützigkeit ist seit April festgeschrieben.
Das Ziel „Fünf Mal die Woche eine warme Mahlzeit für Kinder“ ist längst noch nicht erreicht. „Derzeit kochen wir immer mittwochs um 16 Uhr und freitags um 13 Uhr“, erklärt Knippert. „KiKuKü“ ist auf dem Panier-Gelände an der Ackerstraße in einer Garage untergrbacht (Kaltmiete: 350 Euro pro Monat.) Man sieht Bierzeltgarnituren, Warmhalteapparaturen. Gekocht wird nicht vor Ort. Knippert: „Das wäre derzeit nicht möglich. Wir haben aber vier Köchinnen, die das Essen zuhause vorbereiten und dann hierher bringen.“

Neue Küche

Womit wir bei den nächsten Zielen wären: Der Bauantrag ist gestellt. Sobald die Formalien erledigt sind, könnte der Bau der Küche beginnen. Geschätzte Kosten: 100.000 Euro. „Davon haben wir derzeit rund 17.000 Euro zusammen“, erzählt Knippert. Wie läuft es überhaupt mit der Finanzierung? Knippert: „Von der Landesregierung haben wir Zuschüsse von 70.000 Euro bekommen.“ Die sind als Honorare für zwei Stellen (30 Stunden, 10 Stunden) gedacht. Vom Kreis Kleve sind 15.000 Euro geflossen.

Kein Geld von der Stadt

Und von der Stadt Kleve? „Wir haben da einen Antrag gestellt, aber der wurde abgelehnt“, sagt Knippert. Beschluss: Der Haupt- und Finanzausschuss beauftragt die Verwaltung, den Antrag […] auf jährliche Bezuschussung der Betriebskosten […] hinsichtlich der Angemessenheit zu prüfen und die Ergebnisse zeitnah […] vorzustellen. … Der Haupt- und Finanzausschuss lehnt den Antrag […] aufgrund der nicht eindeutigen Antragsinhalte einstimmig ab. Es wird die Möglichkeit gegeben, den Antrag im Jugendhilfeausschuss konkretisierend vorzustellen.“ Gestellt wurde der Antrag übrigens vom Theater im Fluss. Knippert: „Die sind noch bis Januar offizieller Mieter der Garagen. Die Antragsinhalte hält Knippert für eindeutig: „Es ging um die Übernahme der Mietkosten. Ich finde das eindeutig.“

Keine Stigmatisierung

Zurück zu den Mahlzeiten und den Kindern. Es kommt vor, dass Menschen, die eigentlich bedürftig sind, keine Hilfen in Anspruch nehmen. Das habe, so Knippert, mit der Angst vor einer Stigmatisierung zu tun. Das Angebot von KiKuKü kommt also nicht als Armenspeisung daher. Das wäre kontraproduktiv.
Studiert man den Flyer des Vereins, findet sich ein Hinweis auf finanzielle Notlagen erst im Mittelteil. „Das haben wir eben deswegen gemacht.“ Im Flyer heißt es: „Besonders möchten wir aber Kindern ein Angebot machen, deren Familien in finanziellen Notlagen sind. Gesundes Essen kostet Geld.“ Wenn es am Geld mangele, leide die Qualität, heißt es weiter. Eben hier springt KiKuKü ein. Unterstützt wird die Aktion schon jetzt von REWE (Rumpcza) und EDEKA (Schroff). Bremst man eigentlich beispielsweise die Tafel-Initiative aus? Knippert; „Ich habe Gespräche geführt. Da wurde eindeutig Entwarnung gegeben.“

Förderung

Gefördert wird KiKuKü übrigens unter anderem von der Europäischen Union, dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (NRW) und dem Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Kleve. Knippert: „Mit Blick auf die Installation einer Küche, in der dann nicht zur zusammen gegessen, sondern auch gekocht werden soll, brauchen wir dringend noch Spenden.“ Bei KiKuKü geht es aber nicht nur um Kochen und Essen – Knippert und seine Mitstreiter sind sicher: „Gemeinsames Essen fördert auch die soziale Kompetent bei Kindern.“ Wohl wahr. Schließlich sind Küche und Esszimmer die wichtigsten sozialen Orte für fast jede Familie.

Max Knippert ist einer der Mitbegründer von KiKuKü. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

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