XANTEN. Um die Grundschule in Gmünd in Schleiden nach der Flutkatastrophe zu unterstützen, verkaufen der Internationale Karl-Leisner-Kreis und der Verein zur Erhaltung des Xantener Domes derzeit historische Domfliesen. Gleichzeitig sind sie ein Beispiel für kreative Möglichkeiten, Geschichte lebendig zu halten. Das zeigte sich bei der Übergabe zweier Platten an Landrat Ingo Brohl.

Von der Aktion hatte Brohl zunächst in der Zeitung erfahren. „Ich war der Meinung, dass es eine wunderbare Sache ist, die ich gerne unterstützen wollte.“ Die jeweils 40 Euro teuren Platten kommen nun in sein Büro. Die Xantener Domtürme zieren die eine, die andere das Porträt von Märtyrer und NS-Regime-Gegner Karl Leisner. Dessen Seligsprechung jährt sich nun zum 25. Mal.

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Eigentlich hatte Brohl zunächst nur an das Portrait von Leisner gedacht. Aber: „Der Xantener Dom ist ein bewusstes Wahrzeichen gegen alle Gewalt und Tyrannei“, sagt Hans-Wilhelm Barking, Vorsitzender des Dombauvereins. Da habe es auf der Hand gelegen, dass man Brohl auch die Fliese mit den Domtürmen anbieten würde, erzählt Barking mit einem Lachen.

Das Angebot nahm dieser gerne an. Das hat auch damit zu tun, dass eine seiner ersten Kindheitserinnerungen ein Besuch des Doms und dessen Tieraltars ist. „Daher habe ich eine enge Beziehung zum Xantener Dom und zur Stadt.“ Auch kommt er aus einem katholischen Elternhaus. „Ich bin stark von meiner Großmutter geprägt“, erzählt er. Durch sie sei ihm auch der Widerstandsgedanke nicht fremd. „Für meine Kinder ist der Gang in die Krypta immer noch der Anker. Es gibt nämlich keine Großmutter mehr, die von damals erzählen kann.“ Es brauche Orte, an denen man Geschichte erzählen könne, wie hier in Xanten eben.

Aus dem Glauben heraus, auch in schwierigen Zeiten nein zu sagen: „Das ist, denke ich, etwas, das leider zeitlos ist. Wir haben uns alle nicht mehr vorgestellt, dass sich Entwicklungen in unserem Land abspielen, angesichts derer man deutlich Stellung beziehen muss.“

Eine gute Sache in doppelter Hinsicht

Aus historischen Platten noch etwas derartig Gutes zu machen, freut ihn daher. Sowohl in symbolischer Hinsicht, wie auch in praktischer durch die Unterstützung der Grundschule.
Angesichts „echter Bezüge“ zur Stadt, freut sich auch Monika Kaiser-Haas, Vizepräsidentin des Internationalen Karl Leisner Kreises und Nichte Leisners, dass einige der Platten nach Wesel kommen. So gibt es dort zum Beispiel ein Karl Leisner-Caritashaus. „Die ganze Familie Leisner hat die Domplatten bereits betreten“, ergänzt sie.

Bei den Fliesen handelt es sich um Fußbodenplatten aus dem Dom, die nach dem Krieg verlegt wurden. Durch das aufsteigende Salz im Boden musste dieser schließlich erneuert werden. Die gut erhaltenen Platten wurden zunächst noch ohne Verzierung verkauft. Weil Künstler Mika Springwald bereits für ein Bildungshaus in Köln eine riesige Platte aufbereitet hatte, wurde Kaiser-Haas auf ihn aufmerksam. „Daher fragte ich ihn, ob er das nicht auch hier machen möchte.“ Als dann die Idee mit den Domplatten aufkam, stellte man 50 Stück für die Aktion bereit. Einige davon wurden bereits großen Spendern geschenkt, die Restlichen werden nun verkauft.

Der Kontakt nach Schleiden besteht durch das Sommercamp der Xantener Messdiener, welches sie dort in diesem Jahr durchgeführt hatten.

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