EYLL. Karin Tsopelis geht es derzeit gut, erzählt sie. Die Inhaberin des Restaurants „Eyller See“ in Kerken hat trotz Corona gut zu tun und die Gäste sind wie immer wunderbar. Alles in Ordnung also? Nicht unbedingt. Zum einen hat sie, wie viele andere Menschen, wegen der Pandemie eine schwere Zeit hinter sich. Zum anderen ist auch die Zukunft weiterhin zu ungewiss, um sich in Sicherheit zu wiegen. Wie viele andere Unternehmer, die nicht in die Knie gezwungen wurden, hat auch Tsopelis noch ihre lieben Sorgen. Aber unterkriegen lassen möchte sie sich davon nicht, ganz nach dem Motto: Geht nicht, gibt’s nicht.

Aber erst einmal zurück zum Anfang. Für viele Unternehmer begann die Misere mit Corona. Tsopelis ist da keine Ausnahme, doch blieb es in ihrem Fall nicht nur dabei. Gleichzeitig zum Pandemiebeginn traf sie ein persönlicher Schicksalsschlag, als ihr Mann Vassilios Ende Februar 2020 verstarb. Ohne viele Emotionen hielt sie ihr Restaurant am Laufen. „Die Gäste haben Priorität“, sagt Tsopelis. Diesem Leitsatz folgt sie bereits seit mehr als 40 Jahren, ihre Leidenschaft für den Beruf brennt unverändert. Sie funktionierte zunächst wie eine Maschine, formulierten es einige ihrer Freunde manchmal. Vieles tat sie dennoch geistesabwesend, konnte sich nicht immer an alles erinnern, was passiert war.

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Hinzu kamen schließlich die coronabedingten Probleme: Zum ersten Lockdown und damit zur Restaurantschließung verlor sie ihre Mitarbeiter, die sich in andere Berufe retteten. Eine Ausnahme bildeten drei Köche, auch eine ihrer Servicekräfte kehrte später wieder zurück. Dennoch hat sie bis heute Probleme, passende Mitarbeiter zu finden. „Sie waren alle höflich“, sagt sie, „viele kapitulierten nur später wieder.“ Waren es früher 17 Mitarbeiter, ist das Team bis heute wieder auf neun angewachsen. Auch wenn es zwischendurch schlecht aussah, nie war sie ganz auf sich allein gestellt.

Hilfe von vielen Seiten

Tatkräftige Hilfe bekam sie nämlich von Familie und Freunden. Nicht nur bei Alltagsaufgaben wie Spülen leisteten sie wertvolle Unterstützung, auch bei einem Wasserrohrbruch packten sie mit an. „Geld für eine Firma war nicht da“, erzählt Tsopelis.
In einer schwierigen Zeit für alle waren sogar ihre Gäste für sie da. Einige kamen zum Beispiel immer wieder zum Essen vorbei, um ihr eigentlich für den Urlaub gedachtes Geld dort zu lassen, wo es gebraucht werde. „Und das waren von Corona betroffene Leute“, betont Tsopelis. Eine Familie stellte ihr als alternative Hilfe sogar eine Palme und Kräuter für die Küche vor die Tür, samt einem handgeschriebenen Brief. „Wir hatten alle Tränen in den Augen“, erzählt Tsopelis. „Ich bin unendlich dankbar für die Hilfe. Ohne all die Unterstützer hätten wir es nicht geschafft.“

Auch deshalb möchte sie den Gästen weiterhin ein gutes Gefühl vermitteln und sie ihren Corona-Alltag vergessen lassen. Auch möchte sie ihre eigenen Probleme von ihnen fernhalten. Das gilt auch für Preiserhöhungen. „Ich werde sie vermeiden, solange ich kann.“ Dafür macht sie lieber Abstriche für sich, verzichtet etwa auf eine Reinigungskraft. Aber auch das frische Frühstück strich sie. „Schon um 5, 6 Uhr morgens in der Küche zu backen, das war einfach nicht mehr machbar. Möchtest du deinen Standard und die Qualität halten, musst du Abstriche machen“, fasst sie den Gedanken dahinter zusammen. Stattdessen konzentrierte sie sich auf andere Bereiche.

Dennoch kommt sie nicht darum herum, auf Einkaufspreise zu achten und die besten zu wählen. So kann sie zudem nicht immer lokale Erzeuger vor Ort unterstützen, so gerne sie es würde. Sie spricht von einer „immensen Preiserhöhung“ von fast 30 Prozent. „Ich brauche Vorräte zu einem günstigen Preis, damit ich so lange wie möglich existieren kann. Ich müsste sonst alles auf den Gast umlegen und das ist einfach nicht fair“, sagt sie. Was die weiteren Preisentwicklungen angeht, bleibt die Zukunft vorerst ungewiss.

„Ich kann auch das Verhalten der Gäste nicht einschätzen“, ergänzt sie. Bei gutem Wetter gebe es „Zulauf ohne Ende“, bei schlechtem einen Einbruch. Gleichzeitig hätten viele potenzielle, vor allem ältere Besucher immer noch Sorge, sich anzustecken – trotz Impfung. „Die Leute möchten feiern, sind aber noch unsicher.“

Gastronomie sucht

Angesichts all dieser Unsicherheiten hat Tsopelis vorerst nur einen Wunsch für die Zukunft: „Ich hoffe, dass es so bleibt, wie es jetzt ist.“ Besser darf es aber gerne auch werden. Das würde für die gesamte Gastronomiebranche gelten. Vor allem motivierte Mitarbeiter würden fast überall händeringend gesucht.

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