REES. Es ist ein Neuanfang im doppelten Sinne, der sich auf Schloss Bellinghoven in Rees vollzieht. Zum einen für die jungen Menschen mit psychischer Behinderung, die bedarfsgerecht wieder in ein normales, selbstständiges Leben mit Perspektiven geleitet werden sollen. Dann aber auch für den Träger, die Caritas Oberhausen. Durch eine neue Gesetzeslage stellt sie nun ihr Angebot neu auf und wechselt dazu den Unterstützer: statt des Landschaftsverbands ist nun die Bundesagentur für Arbeit für die Finanzierung der Ausbildung verantwortlich.

Damit einher geht nun auch, dass die Arbeitsagenturen dem Schloss Teilnehmer zur Reha-Ausbildung zuweisen. Aber auch selbstständig kann man Kontakt aufnehmen.

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Schloss Bellinghoven ist offiziell eine „besondere Wohnform der Eingliederungshilfe“. Ziel ist die Inklusion von vornehmlich jungen Menschen mit psychischer Behinderung. Oft sind es sogar Doppeldiagnosen und die Beeinträchtigung geht mit Problemen aus dem sozialen Umfeld einher, vom Suchtmittelmissbrauch bis hin zum Verlust der Wohnung. „Die Leute, die hierherkommen, haben oft eine sehr belebte Geschichte“, sagt Einrichtungsleiter Klaus-Jürgen Monz. Viele sähen hier die letzte Chance, etwas zu verändern.

Lukas (Name geändert) lebt bereits seit drei Jahren vor Ort. Vor seiner Zeit in Rees war er in einer Ausbildung zum Altenpfleger in Duisburg. Wegen seines Drogenkonsums musste er sie jedoch abbrechen. Durch die Abhängigkeit entwickelte er zudem eine Psychose, nach einer Langzeittherapie kam er schließlich auf Empfehlung nach Rees ins Schloss. „Vor meiner Ausbildung hier war ich in der Trainingswerkstatt“, erzählt er. Hier führte man ihn wieder an einen geregelten Tagesablauf heran, inklusive Arbeit. Das Praktikum absolvierte er in der Schlosserei. „Das hat mir sehr gut gefallen, daher bin ich gleich geblieben.“ Anfang September hat er seine Ausbildung zum Metallbauer begonnen. „Es hat mir eine Menge gebracht“, fasst er seinen Aufenthalt zusammen. „Ich bin weiterhin abstinent und wenn etwas ist, habe ich hier Leute, an die ich mich wenden kann.“ Passend zur neuen Chance hat er darüber hinaus neue Freundschaften geknüpft.

Hilfe für ein normales Leben

„Es geht nicht nur um Wohnen und Essen, sondern um eine Begleitung, um möglichst wieder selbstständig leben zu können“, fasst Caritasdirektor Michael Kreuzfelder die Idee zusammen. Die Menschen bekommen ganz unterschiedliche Unterstützung für die spätere Selbstständigkeit. „Es fängt an beim Kochen oder beim Ordnunghalten“, sagt Einrichtungsleiter Klaus-Jürgen Monz. Die Tagesstruktur nimmt eine große Rolle im Konzept der Einrichtung ein. Dazu gehören auch Freizeitangebote wie Sport- oder Fotografiegruppen. Das Angebot orientiert sich am Leben, so bekommt auch jeder Neuankömmling ein Fahrrad.

„Daraus ergibt sich oft der Wunsch, eine Berufsausbildung zu beginnen“, sagt Monz. Die Orientierung geschieht mittlerweile auch nach außen, es geht also nicht nur um die hauseigenen Berufe. „Wir haben einen Bewohner, der seine Erzieherausbildung beginnt. Wenn jemand kommt, schauen wir zunächst, was sein Wunsch ist.“

Das Besondere am Schloss war bereits früher die Kombination von Eingliederungshilfe und Berufsausbildung – letzteres damals noch in sechs Gewerken. Das Bundesteilhabegesetz und seine Folgen legten den Fokus jedoch noch stärker auf einen Erfolg solcher Maßnahmen, was dafür sorgte, dass die Caritas hier Änderungen vornehmen musste. „Wir mussten schauen, wo hatten wir Erfolge?“, sagt Monz. Kreuzfelder ergänzt über die Gesetzeslage: „Hätten wir nichts getan, hätten wir die Ausbildung schließen müssen.“
Nun lernen bis zu 21 Teilnehmer in der Schreinerei, im Metallbau oder der Zweiradmechanik, die jeweils alle zwei Wahlmöglichkeiten bieten. Das bedeutet aber nicht, dass keine weiteren Berufe hinzukommen werden. „Das muss die Zeit zeigen. Und ist die Ausbildung beendet, betreuen wir die Teilnehmer noch ein halbes Jahr nach und versuchen, sie in den Arbeitsmarkt zu vermitteln“, sagt Monz.

Schulabschluss und Wohnen

Wer keinen Schulabschluss hat, kann ebenfalls im Rahmen der besonderen Wohnform und der damit einhergehenden Unterstützung nachholen. Im letzten Schuljahr waren es vier Haupt- und drei Realschulabschlüsse.

30 Wohnplätze gibt es im Schloss. Einen weiteren Schritt in Richtung Selbstständigkeit geht das ambulant betreute Wohnen, zum Beispiel in sechs WG’s mit insgesamt 35 Plätzen. Aber auch für die eigenen vier Wände besteht das Angebot.

Teilnehmer kommen vor allem aus den Gebieten der Arbeitsagenturen Wesel, Dinslaken, Emmerich, Bocholt, Oberhausen und Duisburg. Aber auch aus ganz Deutschland können die Teilnehmer dazustoßen. Weitere Infos unter caritas-oberhausen.de/psyche/wohnen/schloss-bellinghoven und bei Monz unter Telefon 02857/91448651 oder Mail an klaus-juergen.monz@caritas-oberhausen.de.

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