Hermann Tecklenburg, Sandra von Lobenstein und der Gerd Paaßen (v.l.) bei der Abschiedsveranstaltung im Tömpke. NN-Fotos: Thomas Langer

STRAELEN. Alles findet mal ein Ende, auch eine Kultkneipe wie das Tömpke. Auch wenn das Lokal schon lange geschlossen ist, verschwindet bald mit dem Gebäude der letzte Rest der guten, alten Zeit, um einer neuen Zukunft Platz zu machen: den „Markt Höfen”, ein moderner Wohn- und Geschäftskomplex. Was dennoch bleibt, sind die vielen Erinnerungen an zahlreiche schöne Stunden im Tömpke. In diesem Sinne konnten sich Interessierte nun zahlreiche Andenken sichern. Die für das neue Projekt verantwortliche Firma Tecklenburg hatte zum Abschied zur Veranstaltung „Tschüss Tömpke… willkommen Markt Höfe” eingeladen.

Alte Instrumente, Straßenschilder, Werbetafeln, Krüge, Fotos, Bilder und vieles mehr erwarteten die Besucher vor der alten Kneipe am Markt. Wer wollte, konnte sich ein Andenken sichern und dabei eine Spende an die Hochwasseropfer hinterlassen – ganz im Geist der Gemeinschaft, das auch das Tömpke als Treffpunkt für ganz Straelen symbolisierte.

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„Wir wollten den Menschen Gelegenheit geben, sich zu verabschieden”, erklärt Sandra von Lobenstein, Leiterin Vertrieb und Marketing bei Tecklenburg. Viele Menschen seien wehmütig, andere aber auch froh, dass das alte Gebäude wegkomme. „Das Tömpke war eine Institution. Dass man es nicht einfach abreißt, sondern noch einmal Erinnerungen weckt, finde ich nur richtig”, betont Hermann Tecklenburg, geschäftsführender Gesellschafter. Wie viele das so sehen, zeigt auch der Zulauf der Straelener.

Viele Erinnerungen

Hier und da hört man noch heute, wie die einen es eine „Spelunke” oder „Räuberhöhle” nennen, aber der liebevolle Ton verrät, welchen Charme die Atmosphäre stets versprühte. Selbst in ihren letzten Tagen noch. Die Besucher der Abschiedsveranstaltung berichteten gerne von ihren Erlebnissen hier. „Gerade hat eine Frau eine alte Zither mitgenommen. Die hatte ihr Schwiegervater im Besitz und selbst gespielt. Nach 50 Jahren hat sie sie wieder hier eingesammelt, das war schon schön”, sagt von Lobenstein. Auch Gerd Paaßen, früherer Besitzer des Tömpke, hat seine besonderen Erinnerungen – zu viele, um sie alle aufzuzählen. Ein Beispiel hat er aber doch: der Besuch des Deutschrockers Klaus Lage. „Sein Bassist spielte regelmäßig bei uns live, mit Künstlern aus der ganzen Welt. Handgemachte Musik, das war traumhaft. Der Eintritt war frei und die Bude natürlich knüppelvoll. Das machte immer richtig viel Spaß!”

Zum Ende hin steht er noch einmal in seiner alten Kneipe, mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ab 1980 hatte er sie 18 Jahre lang geführt, ehe er sie für „unmoralisch viel Geld” verkaufte, wie er mit einem Lachen erzählt. Mitnehmen durfte er damals noch nichts. „Die Kneipe wurde gekauft, wie sie war.” Jetzt konnte er das nachholen. Er sicherte sich einen „Optimisten und einen Pessimisten”, eine Reliefdarstellung auf einem Stück Eichenbrett, das sein Schwiegervater vor vielen Jahrzehnten gefertigt hatte.

Ein Neustart

Ins Tömpke zogen schließlich nach und nach für ein paar Jahre neue Wirte ein, aber seit einigen Jahren steht das Gebäude leer. Jetzt gibt es einen Neuanfang. „Ich freue mich, dass hier jetzt etwas schönes Neues entstehen kann”, sagt Paaßen. Was die 17 neuen Eigentumswohnungen von „Markt Höfe” angeht, sind 13 bereits verkauft oder reserviert. Laut von Lobenstein sei nicht nur die zentrale Lage am Markt ein großer Pluspunkt, sondern auch die Barrierefreiheit. „Auf dem Land wird so etwas gesucht.” Die Geschäftsräume sollen wieder von Gastronomen besetzt werden. Dafür laufen derzeit Gespräche. Der Baubeginn ist ab Oktober geplant, die Fertigstellung für Juni 2023.

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