BÜDERICH. Große Probleme kann man allein nicht lösen, da ist die Biodiversität keine Ausnahme. Für das Projekt „Eine Chance für das Niederwild und Insekten“ ziehen die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, der Kreis Wesel und die Kreisjägerschaft Wesel an einem Strang, um den Bestand von Niederwild und Insekten zu fördern. In Büderich stellte man vor kurzem an einer Fläche von Landwirt Hermann Verweyen-Thenagels stellvertretend für alle 22 am Projekt teilnehmenden Landwirte die auf fünf Jahre ausgelegten Maßnahmenpakete vor. Darunter Anlagen von Saumstreifen, Wildäckern, Hecken, Wildenergiepflanzen und Altgrasstreifen sowie spätere Mähtermine. Bis jetzt wurden bereits über 50 Maßnahmen auf rund 15 Hektar Land umgesetzt.

Das Projekt setzt auf das Umweltbewusstsein vieler Räder im Getriebe: die Jäger kennen das Revier und somit geeignete Flächen und die naturverbundenen Flächeneigentümer und Landwirte stellen es zur Verfügung.

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Alle Teilnehmer legen jedoch Wert darauf, dass sich die Maßnahmen gut in die Abläufe der landwirtschaftlichen Betriebe integrieren lassen. Landrat Ingo Brohl fasst die Bedeutung der Maßnahmen zusammen: „Blühstreifen und Wildäcker sind wichtige Lebensräume, Rückzugsorte, Brutstätten und Nahrungshabitate für Insekten, Vögel und Niederwild. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Biodiversität in der Kulturlandschaft des Kreises Wesel und ihrer nachhaltigen Nutzungsfähigkeit.“ Aber auch für den Tourismus sei es von Belang. „Auch die Menschen, die sich hier mit ihren Fahrrädern bewegen, wissen unsere niederrheinische Kulturlandschaft mit all ihrer Vielfalt zu schätzen.“

Laut Projektleiter Torsten Quinkenstein von der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft sei es für die Hühnervögel wie Fasan und Rebhuhn wichtig, Protein- und Eiweißquellen zu erschließen. „Es ist ein Problem, dass viele Wildarten oft zu wenig Nahrung finden und dementsprechend das Immunsystem geschwächt wird, wodurch sie sich nicht weiterentwickeln können.“

Vernetzung der Biotope

Ganz allgemein verfolgt das Projekt, nimmt man die benachbarten Flächen zusammen, eine Biotop-Vernetzung im großen Stil. Nach Vertragsabschluss mit den Partnern erhalten diese das Saatgut, um die Veränderungen anzustoßen. Verweyen-Thenagels Fläche in Büderich für sich genommen hat eine Größe von etwa 1,3 Hektar. Hier wurden entsprechend der Größe mehrere Maßnahmen kombiniert, zwei Mischungen sorgen für Heterogenität. Die Regiomischung aus heimischen Wildpflanzen umfasst zum Beispiel Kornblume, Klatschmohn und Schafgarbe. Die Wildackermischung bietet einige Kulturpflanzen, darunter Ringelblume, Phacelia und Leindotter.

Markus Reinders, stellvertretender Geschäftsführer der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, weiß, wie effektiv solche Maßnahmen sind, zumindest für den Insektenbestand. Messungen bei früheren Projekte hätten gezeigt, dass Blühstreifen bereits nach einem Jahr für eine starke Veränderung sorgen. „Wenn man es über mehrere Jahre laufen lässt, dann ist es fast eine exponentielle Kurve, was die Individuen- wie auch die Artenanzahl angeht.“ Sogar als ausgestorben geltende Arten seien wiedergekehrt.

Verweyen-Thenagels freut sich seinerseits über die Gelegenheit, die Biodiversität anzukurbeln. „Es lässt sich gut in den Betrieb integrieren und der Aufwand ist überschaubar“, sagt er über die Vorteile. Als der Kreis Wesel damals die Kreisjägerschaft angesprochen habe, „waren wir gleich Feuer und Flamme“, sagt Alfred Nimphius, Vorsitzender der Kreisjägerschaft. Es gehe aber nicht darum, dass die Jäger mehr jagen könnten. „Es geht um die Biodiversität. Damit wir wieder dahin zurückkommen, wo wir früher waren, dass wir Rebhühner, Fasane, Feldlerchen, Kiebitze zurückbekommen.“

Finanziert wird das Projekt vom Kreis Wesel mit Ersatzgeldern. Diese stammen aus Projekten mit einem Eingriff in die Natur, der nicht ausgeglichen werden konnte.TL

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