RHEINBERG. „Das Thema schwelt schon lange in Rheinberg“, sagt der stellvertretende Fraktionssprecher der Grünen, Jürgen Bartsch, über klimafreundliches Bauen. Angesichts von Klimawandel, Hochwasser und Hitze werde es immer wichtiger. Daher hat die Partei nun einen neuen Antrag gestellt, um das Thema in die Verwaltung und Maßnahmen auf den Weg zu bringen.

Für die zukünftige Siedlungsentwicklung sehen die Grünen einige Herausforderungen. Zum einen wäre da der Flächenverbrauch und die Versiegelung von Flächen, was sie mit Zahlen des Statistischen Bundesamts untermauern: Demnach hat sich die Siedlungs- und Verkehrsfläche von 1992 bis 2019 bundesweit um rund 28 Prozent auf 51.489 Quadratkilometer erhöht. Pro Tag ist das ein Verbrauch von 52 Hektar im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019. Von diesen Flächen sind zudem rund 45 Prozent versiegelt. Für andere Nutzungsarten wie die Landwirtschaft fallen sie damit weg. „Wir müssen sorgsam mit der Ressource Boden umgehen“, sagt Bartsch.

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Dem möchte das Bundesumweltministerium bisher mit dem Plan Rechnung tragen, bis 2030 den Verbrauch auf 20 Hektar pro Tag zu reduzieren. „Das ist anspruchsvoll“, sagt Bartsch. In Rheinberg sei der Anteil von Ein- und Zweifamilienhäusern relativ hoch: 57 Prozent. Zum Vergleich: in NRW sind es 41 Prozent. Damit sei der Versiegelungsanteil pro Einwohner sehr hoch. Das gefährde wiederum die in diesem Kontext oft vergessene Artenvielfalt. 35 Prozent der Tierarten und 46 der Pflanzen seien bestandsgefährdet, vom Aussterben bedroht insgesamt 34.000 Arten.

Einige Vorschläge

In einem früheren Antrag hatten die Rheinberger Grünen schon unter den Möglichkeiten, platzsparend und klimaschonend mit dem Boden umzugehen, eine Vergrößerung des Anteils von Mehrfamilienhäusern angestoßen. Hinzu kam ein verstärktes Augenmerk auf versiegelte Brachflächen sowie auf Dach- und Fassadenbegrünungen. Das sei zum Teil bereits in das Handlungskonzept Wohnen eingeflossen, das 2019 diskutiert wurde. Anhand solcher Vorgaben müsse geschaut werden, wie man umweltverträgliche Siedlungsfortschreibung möglich machen könne.

Zusätzliche Anregung der Grünen: die Überbauung von großen Parkplatzflächen mittels Geschosswohnungsbau fördern sowie große eingeschossige Einzelhandelsgebäude mit zusätzlichen Wohngeschossen erweitern. „Wir wollen keine Hochhäuser, aber wir wollen, dass man überdenkt, wie wir effizienter mit den verbliebenen Bebauungsmöglichkeiten umgehen“, erklärt Bartsch.

Neuer Energiestandard

Eine weitere Herausforderung nach Sicht der Grünen liegt bei der Energie: Energiestandard bei Neubauten verbessern, Energie- und Wärmeverlust bei Bestandsbauten verringern und erneuerbare Energien ausbauen. „Da sind wir ambitionierter als der Standard“, sagt Bartsch.

Verglichen mit dem geltenden KfW-70 Standard befürworten die Grünen im neuen Antrag erneut eine Verpflichtung zu einem Passivhausstandard (vorrangige Deckung des Wärmebedarfs durch Sonne und Abwärme) oder einem Effizienzhaus nach KfW-40 oder mindestens -55 Standard. Das sind 55 oder 40 Prozent des Energieverbrauchs eines Standardhauses. Pläne der Bundesregierung diesbezüglich seien wieder eingestampft worden. Zudem fordert die Partei, wenn bautechnisch möglich, die Nutzung von Erdwärme oder Wärmepumpentechnologie sowie Solaranlagen bei Neubauten.

Dass so sehr auf Freiwilligkeit gesetzt werde, kann Bartsch nicht nachvollziehen, schließlich gebe es bereits vorgegebene Standards. „Wieso kann man dann keine Solaranlage auf dem Dach vorgeben? Es ist auch ein hoher Nutzen für den Haushalt. Alles spricht dafür, mehr zu tun, als gefordert ist.“ Zudem ist er sich sicher, dass die Verbindlichkeit kommen werde: „Sollten wir daher nicht jetzt schon den Schritt tun?“ Er ist sich sicher, dass ohne neue Standards die Klimakrise nicht zu beherrschen sei.

Sprecherin Svenja Reinert spricht ihre Hoffnung auf eine Mehrheit für die Pläne aus. „Die Verwaltung braucht eine starke politische Rückendeckung. Dann ist es auch ein Meilenstein für die Stadt.“

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