Vom Schaukasten zur Dorf-App: Franz Spandern, Johannes van de Loo und Thomas Kämpfer (v.l.) präsentieren den Digitalen Dorfplatz und freuen sich auf viele Interessierte zum offiziellen Start der App beim Dorf- und Pfarrfest am kommenden Wochenende. NN-Foto: Theo Leie

KAPELLEN. Früher trafen sich die Menschen auf dem Dorfplatz. Tauschten Neuigkeiten aus, verabredeten sich, informierten sich über das Dorfleben. Das Internet hat vieles verändert. „Durch den digitalen Fortschritt haben wir einen rasanten Wandel hingelegt, der oftmals zu Lasten des Miteinanders vor Ort geht”, sagt Johannes van de Loo vom Bürgerverein Kapellen. „Die Leute sind weltweit miteinander vernetzt, aber der eigene Ort gerät zunehmend aus dem Fokus.” Um dem entgegenzuwirken, hat der Bürgerverein eine Dorf-App ins Leben gerufen. Mit einem digitalen Dorfplatz soll generationsübergreifend mehr Verbundenheit vor Ort geschaffen werden.

„Was früher auf dem Dorfplatz erlebt wurde, haben wir für Kapellen in eine App gepackt”, erklärt van de Loo. Die Bürger erhalten über den digitalen Marktplatz aktuelle Informationen in Sekundenschnelle und können sich aktiv beteiligen, indem sie beispielsweise bei Umfragen Meinungen und Wünsche äußern. Dazu nutzt der Bürgerverein die Technik von Crossiety. Die moderne Kommunikationsplattform bietet viele Funktionen und vereint Teilelemente anderer Plattformen. „Mit der App können wir das gesamte Spektrum des Kapellener Dorflebens bedienen”, betont van de Loo. Statt einzelner Gruppen auf verschiedenen digitalen Kanälen, spricht die Dorf-App die komplette Dorfgemeinschaft an. „Die App bietet einen unglaublich großen Informationsumfang und viele Funktionen”, erklärt Franz Spandern, der gemeinsam mit Johannes van de Loo und Thomas Kämpfer das Projektmanagement für die Dorf-App im Kapellener Bürgerverein übernommen hat. Einige Beispiele: Über die Funktion „Gruppen” kann jeder Verein, jede Institution und jede Interessensgemeinschaft Gruppen erstellen, die individuell mit offenem, geschlossenem oder privatem Status angelegt werden können. „So bietet sich den Vereinen die Möglichkeit, sich und ihre Angebote zu präsentieren, um vielleicht neue Mitglieder zu gewinnen. Es können aber auch interne Kommunikationsräume genutzt werden, um die Mitglieder per Knopfdruck zu kontaktieren und Neuigkeiten zu verbreiten”, so Spandern. Der SV Arminia Kapellen, der größte Verein im Dorf, ist bereits auf der App vertreten. Ebenso die fünf aktiven Kapellener Trödelgruppen, die bislang auf WhatsApp aktiv waren. „Wir möchten, dass jeder Bürger von den Angeboten partizipieren kann”, sagt van de Loo. „Darum ist es wichtig, das Ganze auf einen neutralen Boden zu stellen und nicht von einzelnen Akteuren abhängig zu machen.”

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Über die Funktion „Neuigkeiten” können Vereine, Gruppen und Gewerbetreibende Informationen melden, zum Beispiel Veranstaltungsankündigungen. Die Inhalte sollen für Bürger ohne App-Zugang auch auf einem öffentlichen Bildschirm gezeigt werden. Dieser „Dorfmonitor” ist aktuell im Schaufenster des ehemaligen Friseursalons Loy auf der Langen Straße ausgestellt.

Unter „Marktplatz” finden sich lokale und regionale Produkte, zum Beispiel können hier Eier aus Bioanbau vom örtlichen Landwirt angeboten werden, oder Mietwohnungen in Kapellen. Über die Rubrik „Umfrage/Benachrichtigungen” besteht die Möglichkeit, Umfragen unter den Bürgern zu verschiedenen Themen zu starten, aber auch Termine mit allen Beteiligten, zum Beispiel für ein Kindergartenfest, abzustimmen. Franz Spandern: „Per Knopfdruck kann man dann direkt zu- oder absagen und den Termin in den eigenen Kalender übertragen.”

Wer die Kapellener Dorf-App nutzen möchte, kann sich bereits jetzt die Crossiety-App herunterladen und sich mit Angabe von Namen, E-Mail-Adresse und Telefonnummer registrieren lassen. „Aktuell haben wir 342 registrierte Benutzer auf unserem Digitalen Dorfplatz”, freut sich die Projektgruppe. Seit Juli läuft die App im „Schattenbetrieb”, offizieller Start ist am kommenden Wochenende beim Dorf- und Pfarrfest auf dem Marktplatz in Kapellen. Am 4. und am 5. September ist der Bürgerverein hier mit einem Infostand zur Dorf-App vertreten. Zudem sind alle Informationen über einen Flyer erhältlich.

Bis Ende 2021 möchte der Kapellener Bürgerverein 500 Nutzer für seine Dorf-App gewonnen haben, bis Juni 2022 sollen es 1.000 und bis Ende 2022 1.800 Nutzer sein. „Die Kapellener Vereine haben wir bereits im Vorfeld bei einem Infoabend informiert und sie in die Technik eingeführt”, sagt Jamie Simpson vom Arbeitskreis „Wohnen und Soziales” im Bürgerverein. „Die Resonanz war sehr gut, alle Kapellener Vereine wollen mitmachen.” Und auch die lokale Politik und viele Gewerbetreibenden hätten bereits Interesse bekundet. Dank der Unterstützung von Sponsoren ist die Dorf-App für alle Nutzer kostenfrei.

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