XANTEN. Hilfsbereitschaft und Miteinander: Beides leben der Verein Verein „Kultur und Bildung durch Dialog“ (KuBiDia) und die inklusive Werft und Holzwerkstatt im APX nicht nur innerhalb der eigenen Strukturen, sondern tragen es mit ihrer ersten Kooperation auch weiter nach außen. Für die anstehende Aufführung der Oper „Hänsel und Gretel“ unter Mitwirkung junger Menschen mit und ohne Fluchterfahrung im Xantener Kurpark fertigte das Team der Holzwerkstatt in rund 40 Arbeitsstunden ein märchenhaftes Hexenhäuschen an.

Dabei war das Team der Werkstatt – neben Ausbilder Stefan Haupt ein Geselle, zwei ausgebildete Fachpraktiker für Holzverarbeitung und zwei Auszubildende – das sonst römische Rekonstruktionen wie Möbel und Schiffe herstellt, eigentlich ausgebucht. Das Ziel des Vereins, jungen Leuten aus anderen Ländern die Integration zu erleichtern und diese mit den Bürgern in Kontakt zu bringen, stieß bei Haupt aber sofort auf reges Interesse. Daher machte er gerne eine Ausnahme: „Ich mache hier eigentlich nichts anderes. Deshalb war ich sofort Feuer und Flamme dafür.“ Jeder aus dem Team hat zwischendurch mit angepackt, verantwortlich waren jedoch hauptsächlich Haupt und Auszubildende Katharina Road.

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Dörte Dreher-Peiß, Vorstandsmitglied des Vereins, wusste um den integrativen Gedanken der Werkstatt und fasste daher den Mut, bei den Gleichgesinnten um Hilfe zu bitten. „Wir haben ähnliche gedankliche Ansätze, weil wir Menschen in die Gesellschaft bringen. Wir entdecken so viele bunte Talente, die sich entwickeln können. Das ist das Schönste, was es gibt.“

Wo die Hütte jetzt fertiggestellt ist, macht sich der Verein bald mit seinen neun Mitgliedern und 15 Kindern zwischen fünf und 17 Jahren daran, sie künstlerisch zu gestalten. Sehr plastisch gemalte Lebkuchen stehen dafür schon bereit.

Wie das Leben so spielt

Ein Beispiel, wie wichtig und lohnenswert Integration ist, zeigt sich im Verein selbst. Als großen Glücksgriff betrachtet Dreher-Peiß nämlich die langjährige Zusammenarbeit mit Vorstandsmitglied Mehdi Pour Bakhsh. Vor sechs Jahren, als sie noch Mitarbeiterin bei der Caritas war, stieß Pour Bakhsh dort als Mitarbeiter zu ihr in eine Flüchtlingseinrichtung. Dort erzählte er ihr von seiner Herkunft aus dem Iran und seinem Hintergrund als Schauspieler und Regisseur. Sein Wunsch: Seine Geschichte mit sozialer Arbeit in Deutschland zu verbinden.

2016 kam Gisela Schulte-Lindhorst dazu, heute ebenfalls Vorstandsmitglied von Kubidia. „Wir hatten eine kommunale Einrichtung hier in Xanten. Mit unseren Bewohnern haben wir dort angefangen, dreisprachig Theater zu spielen“, erzählt Dreher-Peiß. Es folgte sogar eine Tour durch NRW.

Mittlerweile ist Dreher-Peiß‘ Zeit unter dem Mantel der Caritas vorbei. „Jetzt lernt der Verein so richtig laufen“, sagt sie. Seit 2017 existiert er, nachdem Ende 2016 die Xantener Flüchtlingseinrichtung geschlossen wurde. Vorher sei man zwar vor allem in anderen Städten in NRW gewesen, „aber eigentlich ist Xanten die Wurzel.“ Und genau hier geht es nun weiter.

Die kommende Aufführung trat auf den Plan, als die in Xanten lebende Dr. Heike Sauer von der Hochschule für Musik und Tanz in Köln durchklingelte und fragte, ob der Verein die pantomimische Begleitung zu den jungen Blechbläsern übernehmen könnte. Trotz großer Überraschung wischte das Team anfängliche Zweifel beiseite und ergriff die Gelegenheit. Die Regie übernimmt der Fachmann aus dem Vorstand.

Kubidia: Glücklich über die Hilfe

Vom Geschick der Handwerker, für die das Häuschen eine schöne Abwechslung ist, zeigt sich der dankbare Vorstand begeistert. „Man sieht, dass es mit Liebe gebaut wurde“, lobt Pour Bakhsh. Eine Investition für die Zukunft ist es obendrein auch, bei der kommenden Aufführung soll es nämlich nicht bleiben. „Wir streben an, Hänsel und Gretel öfter aufzuführen, auch in anderen Variationen“, sagt Dreher-Peiß.

Über die Hilfe der Holzwerkstatt hinaus wird der Verein von der Landesarbeitsgemeinschaft Musik NRW gefördert. Auf der Suche nach weiteren Unterstützern fand er den Lions Club Xanten und Zirkus Casselly. Letzterer stellte seine Räumlichkeiten für die Proben zur Verfügung. „Das war wirklich eine unschätzbare Hilfe“, sagt Dreher-Peiß.

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