EMMERICH. Es ist ein großes Versprechen, das Raimund Seidl an Bürgermeister Peter Hinze gibt: „Wir machen Emmerich zur Kulturhauptstadt Europas“, sagt der österreichische Künstler und Inhaber der Artfactory Graz. Seidl spricht dabei vom „Art-Festival Emmerich – eine Stadt ist Kunst“, das vom 1. März bis 30. September 2023 in der Hansestadt stattfindet, veranstaltet von der Artfactory Graz und mitorganisiert von der Emmericher Künstlerin Nicole Olfen. Mittelpunkt des Festivals wird das PAN sein.

Der Kontakt zwischen Seidl und der Hansestadt kam über Nicole Olfen zustande, die selbst Mitglied der Artfactory ist und die Niederlassung in Deutschland leitet. „Emmerich war mir unbekannt“, gesteht Seidl, „über Nicole bin ich erst auf das PAN aufmerksam geworden.“ Der erste Besuch im Museum lässt den Österreicher beeindruckt zurück: „Das PAN ist genial. Ich war schon in vielen Museen, aber das PAN hebt sich mit seiner Geschichte und seiner Architektur hervor.“ Damit war für Seidl klar: Emmerich und das PAN sollen Standort eines großen Kunstfestivals der Artfactory werden.

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Hervorgegangen aus einem Stadtverschönerungsprojekt in Kapfenberg, ist Artfactory laut Seidl inzwischen „das größte Künstlerkollektiv Europas“, mit aktuell mehr als 130 Künstlern. Diese engagieren sich mit politischen und sozialkritischen Themen unter anderem gegen häusliche Gewalt, für Umweltschutz und den Erhalt bedrohter Tierarten. Dieses Engagement soll sich auch in Emmerich widerspiegeln. „Wissenschaftler zeigen Fakten auf, wir Künstler legen den Finger in die Wunde und zeigen Missstände auf“, sagt Seidl.

„Art-Festival Emmerich 2023“
mit drei Ausstellungen

Eines der großformatigen Werke des Festival-Initiators Raimund Seidl, das er auch im Rahmen seiner Einzelausstellung in Emmerich zeigen wird.
Foto: privat

Für das „Art-Festival Emmerich 2023“ sind drei Ausstellungen im PAN geplant. Los geht es mit „Masterpieces of Art“ vom 9. März bis 7. Mai. Zu sehen ist dann eine Auswahl sehenswerter Meisterwerke von 200 ausgewählten Künstlern aus ganz Europa. Vom 17. Mai bis 23. Juli folgt „Colors of Europe“, eine Einzelausstellung von Raimund Seidl selbst. Er zeigt großformatige und schwergewichtige Europa-Gemälde mit Strukturen aus Erde, Sand und Steinen aus den jeweiligen Ländern. „Aufgrund der Größe des PAN werde ich noch einige Werke extra anfertigen müssen“, verrät Seidl schmunzelnd. Die dritte Ausstellung mit dem Titel „Save the World – Kunst zeigt auf“ vom 3. August bis 30. September beschäftigt sich mit den Themen Arten-, Klima- und Umweltschutz, erneut mit Werken von 200 Künstlern. Insgesamt sollen laut Seidl in den sieben Monaten 500 bis 1.000 Kunstwerke in Emmerich zu sehen sein.

„Es ist spektakulär“

Eine der Künstlerinnen, die definitiv in Emmerich ausstellen wird, ist Nora Baumberger, die unter dem Namen Dolly Buster berühmt wurde. Die Kunst begleitet sie seit ihrer Kindheit. Als 14-Jährige besuchte sie für einige Zeit die staatliche Kunstschule in Prag, an der Kunstakademie Düsseldorf später die Klasse für Aktzeichnen. Über das „Art-Festival“ in Emmerich sagt sie: „Ich finde es spektakulär, dass wir eine Kulturhauptstadt Europas eröffnen“, und fügt lachend hinzu: „Da muss ich dabei sein.“ Raimund Seidl freut sich über Baumbergers Teilnahme, denn „sie ist eine tolle Künstlerin. Ich habe ihre Werke gesehen – und es sind Meisterwerke.“ Auch für Nicole Olfen stellt Baumberger „eine echte Bereicherung unserer Aktion“ dar.

Die ganze Stadt
soll zur Bühne werden

Doch nicht nur das PAN wollen die Organisatoren des „Art-Festival Emmerich“ bespielen, vielmehr soll die ganze Stadt zur Bühne für die Kunst werden. So sollen sich im gesamten Stadtgebiet verschiedene Europa-Skulpturen verteilen. „Wir suchen nun die Plätze, wo sie stehen dürfen und wo sie sicher sind“, sagt Seidl. Zudem ist ein großes Rahmenprogramm mit Modenschau, Lesungen, Vorträgen, Workshops, Musik und Tanz geplant. Nicole Olfen, die zusammen mit Seidl das Festival kuratiert, hat bereits einige Programmpunkte festgezurrt.

Dazu gehören Auftritte des Emmericher DJs Dirk Wickermann und der Violinistin Gudrun Edelkötter aus Dortmund sowie Vorträge von Ruth Helena Lueg, Fachärztin für Innere Medizin und Psychotherapie aus Emmerich, und Dr. Ulrich Werneke, Geschäftsführer des Naturschutzzentrums im Kreis Kleve. In Planung sind zudem Beiträge des TIK Theaters Emmerich und der Kreismusikschule Kleve. Auch weitere bekannte Namen hofft Olfen, nach Emmerich lotsen zu können: Für Lesungen hat sie Iris Berben, Maren Kroymann, Senta Berger und Anne Gesthuysen angefragt. Die Ausstellungen hofft sie mit Bildern von Otto Walkes und Udo Lindenberg bereichern zu können.

Bürgermeister Hinze sieht in dem mehrmonatigen Festival nicht nur „ein schönes Aushängeschild“ für die Hansestadt. „Es zeigt auch den Stellenwert des PAN. Es hat sich überregional einen Ruf erarbeitet.“ Und Raimund Seidl, der in dieser Woche vor Ort noch offene Details und weitere Abläufe mit allen Verantwortlichen besprach, legt noch einmal ein Versprechen nach: „Es wird eine gigantische Ausstellung.“

Art-Festival
Geplante Öffnungszeiten im PAN während der Ausstellungen: Mittwoch bis Samstag, 10 bis 18 Uhr, und Sonntag, 14 bis 18 Uhr. Das Ausstellungsbudget ist mit rund 120.000 Euro veranschlagt und durch Sponsorenverträge abgedeckt. Die Planungskosten belaufen sich bislang auf 20.000 Euro.

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