An unerwarteter Stelle empfängt den Spaziergänger und Radfahrer in Straelen ein ungewöhnliches Gewächshaus, das den Blick auf die Kunst fokussiert. Fotos: privat

STRAELEN. Peter Busch ist ein Geschichtenerzähler. In der Regel sind Busch-Geschichten keine Wort-Geschichten – sie stehen auf anderen Füßen.

Peter Busch ist Sammler. Das wird spätestens dann klar, wenn man ihn in seinem Atelier in Geldern besucht. Wenn man die Mengen an Material sieht, denkt man: Peter Busch sammelt nicht. Es sammelt ihn. Was er sammelt, wird zu Material. Es entstehen: die Busch-Geschichten. Und noch etwas: Busch-Geschichten handeln nie von Dingen – sie nutzen die Dinge, um von Menschen zu erzählen.

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Zu nennen wären die Altäre: Busch sucht Material, trägt es zusammen, baut es zusammen und lässt Gedenkorte entstehen. Peter Buschs Altäre sind – so gesehen – Predigten. Erzählungen. „Die Flügel-Altäre erinnern mich”, sagt Busch, an Menschen, die mit ausgebreiteten Armen vor mir stehen.” So entstehen Einladungen – Aufforderungen zum Mitdenken, zur Unterhaltung. Sind die Altäre etwas Religiöses? Das mag jeder anders sehen. Sucht man bei Wikipedia nach der Bedeutung des Wortes ‚Religion‘, liest man: „Religion (von lateinisch religio ‚gewissenhafte Berücksichtigung, Sorgfalt‘, zu lateinisch relegere ‚bedenken, achtgeben‘, ursprünglich gemeint ist „die gewissenhafte Sorgfalt in der Beachtung von Vorzeichen und Vorschriften”)ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl unterschiedlicher Weltanschauungen.”

Das ist es, denkt man: Da setzt sich einer sorgfältig mit der Welt auseinander. Eigentlich setzt sich Busch nicht auseinander – er setzt sich zusammen. Seine Kunst ist im Kern immer konstruktiv – manchmal irritierend. Merke: Irritation muss. Irritation macht Denken.

Bis zum 30. August ist einer von Buschs Altären – alles in allem dürfte es an die 20 geben – im „Gewächshaus für die Kunst” in Straelen zu sehen. Am Bormiger Weg 53 hat Heiner Geisbe das Glashaus für die Kunst freigeschaltet. Kaum etwas, denkt man, passt so gut in ein Glashaus wie Buschs-Kunst. Da steht der Altar – aufgebockt auf einer alten Holzkiste, auf der das Wort „Waterloo” zu lesen ist. Dies eine Wort erzählt eigene Geschichten – setzt Assoziationen an einen gedachten Niedergang frei. Vielleicht mag der eine oder andere an ABBA denken.

Über der Waterloo-Kiste: die eigentliche Erzählung. Sie handelt von Schuhen und Fischen, von einem Pferdetorso, einer Maschine, deren Funktion nicht klar definiert ist – auch ein Mann, der ein Kreuz trägt, ist zu sehen. Man könnte, denkt man, Buschs-Altar zu einem Drehbuch machen – eigentlich könnten es zehn Drehbücher, zehn Geschichten, zehn Abläufe werden. Busch hat seinen Altar aufgebaut: eine Gedankenstätte. Ein Denkangebot. Gefüllt werden kannmuss es von denen, die am Glashaus vorbei radeln und vielleicht absteigen, um einen Blick auf dieses kuriose Etwas zu werfen. Geschichten zum Mitnehmen für alle, die sich einlassen können.

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