NIEDERRHEIN. Die Pandemie hat das Trauern um geliebte Menschen auf verschiedene Arten beeinflusst. Trotz vieler neuer Belastungen und Hindernisse überwinden die Menschen diese und finden auch im Unglück kreative Lösungen. Das Team von Bestattungen Thekook aus Straelen kann in seinem Wirkungskreis und gemessen an den Umständen daher eine nicht nur negative Bilanz ziehen.

Corona hat den Menschen schnell deutlich gemacht, wie wichtig Nähe ist. „Viele haben erzählt, dass ihnen die persönlichen Kontakte fehlen“, erzählt Andrea van de Fen.
Das beginnt bereits bei der Beerdigung, die je nach Lage mal mehr, mal weniger in der Teilnehmerzahl eingeschränkt ist. Aus Sicht vieler Trauernden wurde das den Verstorbenen nicht gerecht. „Das hat bei vielen zusätzlichen Schmerz ausgelöst“, sagt Ralf Thekook.

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Organisatorische Last

Überhaupt belasten auch neue organisatorische Probleme den Trauerprozess. Da sind zum Beispiel die oft kurzfristig wechselnden Regeln, die die Angehörigen bei der Beerdigungsplanung in der Luft hängen lassen.

Nicht selten waren Familien zudem gezwungen, wegen der starken Beschränkungen anhand von Listen zu entscheiden, wer zur Beerdigung kommen darf und wer nicht. „Da ist die psychische Belastung groß“, sagt Annette Thekook. In Straelen habe es für das Trauerhaus teils eine Beschränkung auf 16 Teilnehmer gegeben. An anderen Orten waren sogar noch weniger Teilnehmer möglich. „Viele Familien sind schon größer“, sagt Andrea van de Fen. Selbst großzügigere Regeln reichten nicht immer aus.

Rücksicht und Respekt

Im Rahmen der Beisetzung zeigten sich aber die guten Seiten der Menschen und zwar in Form von Rücksicht und Respekt. So hätten zum Beispiel viele der jüngeren Familienmitglieder aus dem engeren Kreis draußen gestanden und so Platz für die ältere Generation gemacht. „Die Leute sind in ihren Ansprüchen teils bescheidener geworden und besinnen sich auf das Wichtige“, sagt Ralf Thekook.

Das Team nahm in der Pandemie außerdem eine erhöhte Zahl an Einäscherungen wahr. Dies habe aber nicht nur an der falschen Vorstellung gelegen, Corona-Verstorbene dürften ausschließlich eingeäschert werden.

Nur für Urnenbeisetzungen wurde nämlich die Bestattungsfrist aufgehoben, weshalb teils sogar diejenigen, die auf eine Erdbestattung gehofft hatten, umschwenkten. Dadurch konnten sie die Beisetzung verschieben, in der Hoffnung, später einen größeren Kreis einladen zu können oder Familienmitglieder dabeizuhaben, die in anderen Ländern unter anderen Coronabestimmungen lebten. Dagegen steht der seltene Worst-Case einer Erdbestattung, bei der niemand zugegen sein kann, weil in der Familie eine Erkrankung auftritt und alle in Quarantäne müssen.

Persönliche Notlösung

Aber auch dort, wo eine Teilnahme möglich war, blieben nicht wenige fern, aus Angst, sich anzustecken. „Vor allem ältere Leute“, sagt van de Fen. In dieser unglücklichen Situation zeigten sich wiederum andere positiven Seiten der Menschen. Denn viele wollten den Hinterbliebenen dennoch beistehen und ihr Beileid bekunden.

Eine Lösung in diesem Fall: persönliche und teils lange Briefe an die Hinterbliebenen. Über die Zeitung erhielten die Leute zudem manchmal Hinweise, am Tag der Beerdigung eine Kerze anzünden zu können oder für den Verstorbenen zu beten. Eine andere Lösung angesichts der auf der Beerdigung oft fehlenden Freunde war es, eine Stellwand mit Bildern aufzustellen: Momente, in denen man gemeinsam gelacht hat. All diese Maßnahmen mögen zwar kein vollwertiger Ersatz für persönliche Nähe sein, wirklich gut getan habe es den Familien aber sehr wohl. Ist jemand an Covid gestorben, war die Lage noch einmal anders, da das Abschied nehmen nicht immer möglich war. „Das hat den Leuten hart zugesetzt, man merkte, dass es Spuren hinterlassen hat.

Wir sind es eigentlich gewöhnt, Abschied nehmen zu können“, sagt Ralf Thekook. Es sei ein elementarer Baustein in der Trauerbewältigung. Dabei gehe es darum, den „Tod begreifbar zu machen.“ Ist kein Abschied möglich und bleibe das letzte Bild jenes, wie der Angehörige in den Rettungswagen gebracht wird, „hinterlässt es eine schmerzende Wunde, die man nicht schließen kann.“

Trotz aller Probleme habe sich laut dem Team von Thekook aber keine allgemeine und schwerwiegende Verschlechterung des Trauerprozesses ausgebildet. „Die Angehörigen sind allgemein gut mit der Situation umgegangen. Schlimme Ausnahmen, in denen die Trauernden ihren Verlust nicht verarbeiten können, gibt es zwischendurch immer, aber dies haben wir speziell durch Corona bei uns nicht festgestellt“, erklärt Ralf Thekook.

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