Das Kloster Nazareth und die Geschichte eines Stadtquartiers

Mespilvs und Historischer Verein bringen Buch über Kloster Nazareth heraus

Kloster Nazareth
Das Autorenteam um Klaus Oerschkes (M.) und Stadtarchivarin Dr. Yvonne Bergerfurth. N-Foto: MB

GELDERN. 1994 erscheint die erste Ausgabe des „Kleinen Geldrischen Archivs“. Herausgeber ist der Verein Mespilvs. Anfang der 2000er Jahre, nach drei Ausgaben, ist aber schon wieder Schluss. Doch 2018 verkündet die Gesellschaft zur Förderung des Gelderner Stadtarchivs, die Buchreihe wieder aufleben zu lassen. Thema: das Kloster Nazareth.

Zur selben Zeit präsentiert der Archäologischen Arbeitskreises (AAK) des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend (HV) eine Ausstellung zur Baugeschichte des ehemaligen Klostergeländes im Straßendreieck Ostwall, Sandsteg und Kapuzinerstraße. Hier wurde vor mehr als 600 Jahren, am 29. März 1418, das Kloster Nazareth gegründet. Da lag es für Klaus Oerschkes vom HV nah, aus der Ausstellung ein Buch zu machen. „Allerdings begann damit noch eine ganze Menge Arbeit“, sagt Dr. Yvonne Bergerfurth, Stadtarchivarin und Geschäftsführerin von Mespilvs.

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Autorenteam recherchiert zum Kloster Nazareth

In der Folgezeit fand sich ein Autoren- und Redaktionsteam des AAK um Oerschkes zusammen, unterstützt durch die Mespilvs-Mitglieder, darunter die Vorstände Nina Schulze und Pascal Verhoeven, sowie Bergerfurth und Mespilvs. Das achtköpfige Autorenteam überarbeitete die Ausstellungstexte und ergänzte die ohnehin schon zahlreichen Abbildungen um weitere aus dem Stadtarchiv Geldern und dem Kreisarchiv Kleve.

Die Texte wurden durch weitere archäologische Grabungsberichte sowie Archivunterlagen ergänzt. Die ursprüngliche Gliederung in drei Kapitel – Kloster Nazareth von der Gründung bis zur Auflösung 1802, archäologische Grabungsergebnisse, die Stadtentwicklung im Quartier Kapuzinertor bis in die Gegenwart – wurde inhaltlich erweitert. „Diese zusätzliche Recherche hat für viel Arbeit gesorgt“, berichtet Oerschkes. „Gleichzeitig hat sie aber auch viele Aussagen der Ausstellung bestätigt.“ Letztlich sind so aus drei nun zehn Kapitel plus Vorwort geworden. Währenddessen koordinierte Verhoeven das Layout und sorgte für die Bebilderung der Texte.

Kloster Nazareth als Wirtschaftsstandort

Die zusätzliche Recherche ergab, dass das Gelände in vorchristlicher Zeit als Gräberfeld genutzt wurde. Unter anderem sind drei Ringgräber dokumentiert. Mit Gründung des Klosters – laut Oerschkes „eine Äußerung einer aufkommenden Moderne“, war es doch eine Stiftung der Gelderner Bürger – wurde das Gelände zu einem Ort des Lernens und Lehrens. So unterhielt das Kloster eine größere Bibliothek; die Augustinerinnen beschäftigten sich nicht nur mit Textilverarbeitung, sie fertigten zudem Abschriften von Dokumenten an, um die notwendigen Einkünfte für ihren Lebensunterhalt zu erbringen. „Das Kloster war, auch durch Landbesitz und Kapital, ein Wirtschaftsstandort“, erläutert Oerschkes. Im frühen 20. Jahrhundert wurde das Quartier schließlich zum Schulstandort, mit der Nachkriegsnutzung als Berufskolleg.

Die Autoren
Heinz Dieter Bonnekamp, Paul Lambert, Volkwart Lyhme, Hubertus Janssen, Klaus Oerschkes, Karl-Heinz Pastoors, Herbert van Stephoudt und Rien van den Brand

In der vierten Ausgabe des „Kleinen Geldrischen Archivs“ bekommen die Leser einen anschaulichen Einblick in die Geschichte des Gelderner Stadtquartiers, das heute Kapuzinertor heißt. „Dabei gab es gar kein Kapuzinertor und auch kein Kapuzinerkloster“, betont Oerschkes, „nur das Kloster Nazareth.“ Gezeigt wird die kontinuierliche Nutzung des Areals von der späten Bronzezeit um 1.000 vor Christus bis heute.

Das Buch „Vom Kloster Nazareth zum Kapuzinertor“ erscheint in einer Auflage von 350 Stück und ist für fünf Euro in der Buchhandlung Keuck sowie beim Bücherkoffer Derrix in Geldern erhältlich.

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