GELDERLAND. Die Lockdown-Phasen haben es lange Zeit verhindert, aber das ist jetzt vorbei: Der Singlestammtisch in Geldern erwacht nach langem Beinahe-Stillstand wieder aus seinem Dornröschenschlaf. Alleinstehende ab 40 Jahren treffen sich mittwochs ab 19 Uhr im Restaurant Lindenstuben, Stauffenbergstraße 37. Im Rahmen geltender Regeln wird wieder gequatscht, gelacht, getanzt und Unternehmungen geplant.

Die Partnersuche ist aber keinesfalls das erstrangige Ziele der Mitglieder, wie Dagmar Barke erzählt. Sie ist eine der drei ehrenamtlichen Leiterinnen. „Wir veranstalten den Stammtisch, damit man nicht allein ausgehen muss oder das dritte Rad am Wagen mit befreundeten Pärchen ist. Wir wollen zusammen Spaß haben und für viele ist es ein fester Anlaufpunkt.“ Der Bedarf sei da, nicht nur wegen Corona. So gebe es viele Menschen, deren Partner – vielleicht nach langjähriger Pflege – verstorben seien und denen soziale Kontakte fehlten, möglicherweise auch wegen eines Umzugs. Deshalb finden sich die Teilnehmer über das reguläre Treffen hinaus je nach Interessen in Gruppen zusammen: Sie gehen wandern, bowlen oder besuchen Veranstaltungen.

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Coronazeit, schwere Zeit

Barke sieht im Stammtisch eine gute Möglichkeit, neue Menschen kennenzulernen. Bei dieser Art Veranstaltung hätten Leute immer wieder Bedenken, dass sie keinen Zugang zu den etablierten Gruppen finden. In Geldern achte man aber darauf, auch die Neulinge sofort zu integrieren. „Das ist wichtig. Jeder war irgendwann das erste Mal da und es kostet Überwindung“, erzählt Barke.

Diese Philosophie hat der Stammtisch auch während der Pandemie bewiesen, als die Möglichkeiten rar gesät und stark eingeschränkt waren. Trotz verbreiteter Einsamkeit haben sich die Mitglieder nicht unterkriegen lassen. „Wenn die Regeln es zuließen, haben wir in Zweiergruppen und mit Maske einen Sonntagsspaziergang durch den Wald unternommen.“ Zwischendurch wechselte man den Gesprächspartner. „So bekommen auch die Schüchternen immer wieder neue Kontakte und die Neuen fühlen sich sofort aufgehoben.“

Ansonsten hielten die Teilnehmer des Singlestammtischs Geldern über WhatsApp Kontakt. 79 Mitglieder umfasst diese Gruppe, 19 davon kamen vor kurzem neu hinzu. 97 Mitglieder umfasst außerdem die Facebook-Seite des Stammtisches: „Herzsprung“. Hierüber und über andere soziale Medien machte Barke in letzter Zeit Werbung, um den Stammtisch aus seinem Schlummer zu erwecken und neue Mitglieder zu finden.

Etwas Normalität

Auch wenn einige erst kommen wollen, wenn sie geimpft sind, freut sich nicht nur Barke über die anteilige Rückkehr zur Normalität. „Es ist eine Erleichterung für alle“, sagt sie. Selbst Lindenstuben-Betreiber Egbert Groterhorst steht die Freude ins Gesicht geschrieben: „Manche hat man über ein Jahr nicht gesehen.“ Ihn kann Barke seit jeher nur loben: „Wir haben hier fast Narrenfreiheit“, sagt sie mit einem Lachen. Zumindest, wenn nicht gerade Corona die Regeln diktiert.

Die Lockdown-Phasen waren für die Teilnehmer mal mehr, mal weniger schlimm. Für Doris waren sie eher bedrückend. Neben dem Stammtisch musste auch ihr Chorsingen lange ausfallen. Entsprechend kehrte sie nach vollendeter Impfung liebend gern zum Stammtisch zurück. „Es ist eine große Freude, wieder die alten Bekannten zu treffen und gemeinsam zu lachen.“ Hans-Peter wiederum machte der Lockdown weniger zu schaffen, er freut sich aber dennoch darüber, wieder mehr unternehmen zu können. „Jeder hat ja etwas Nachholbedarf. Es geht langsam vorwärts.“

Wer vorbeischauen möchte und Interesse an einer dauerhaften Teilnahme hat, meldet sich bei Dagmar Barke unter Telefon 0176/55263555 oder über die Facebook-Seite „Herzsprung“. Die Teilnehmer kommen aus einem Umkreis von etwa 30 bis 35 Kilometer zu Geldern.

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