EUTB
Mit ihrer Begleiterin Anna Marquardt unternimmt Christiane Quenel wöchentlich Spaziergänge. NN-Foto: Theo Leie

KREIS KLEVE. Christiane Quenel aus Kerken ist studierte Pädagogin. Doch trotz ihres Hochschulstudiums waren die Hürden für sie zu hoch, um in diesem Beruf arbeiten zu können. Da sie von Geburt an blind ist, konnte sie ihren Traumberuf nicht wie gewünscht ergreifen – und auch in ihrem persönlichen Leben hat sie ihre Blindheit beeinträchtigt. Dank der Hilfe aus der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes im Kreis Kleve kann sie aber mittlerweile ein selbstständigeres und unabhängigeres Leben führen.

Quenel arbeitet als Texterin sowie Bloggerin und ist Autorin zweier Bücher. Sie engagiert sich darüber hinaus im Vorstand des Blinden- und Sehbehindertenvereins sowie in anderen sozialen Projekten, wie der Erstellung von Materialen für den Schulunterricht zum Thema„Behinderung“. Um ihre soziale Teilhabe auch außerhalb der Wohnung zu verbessern, hat die 55-Jährige nach den Gesprächen bei der EUTB Assistenzleistungen beantragt. „Ich werde nun von Assistenten begleitet, beispielsweise bei Wanderungen oder beim Shopping und für ehrenamtliche Tätigkeiten. Dadurch kann ich freier Leben“, sagt die Kerkenerin. Quenel nimmt dabei das Persönliche Budget in Anspruch. Dabei erhalten Menschen mit einem Anspruch auf Leistungen zur Teilhabe beziehungsweise der Eingliederungshilfe anstelle der traditionellen Sach- oder Dienstleistungen eine Geldleistung für ein selbstbestimmtes Leben. 

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Unbeschwerte Freizeit

Das Persönliches Budget ist dabei eine grundlegende Leistung, welche ein Leben mit persönlicher Assistenz und die dadurch gewährleistete selbstbestimmte Teilhabe am Leben für behinderte Menschen ein selbstständiges Leben erst möglich macht. Das war auch bei Quenel so. „Ich gehe mit meiner Assistenz wöchentlich spazieren. Das war vorher für mich aufgrund meiner Blindheit nicht möglich, aber es hilft mir sehr“, sagt die Kerkenerin. Auch einfach mal unbeschwert shoppen zu gehen, sei für sie erst seit der persönlichen Assistenz möglich.

NN-Serie zur Ergänzenden unabhängigen 
Teilhabeberatung / Teil 2
Die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) unterstützt bei Fragen zur Teilhabe. Zum Beispiel erfahren Ratsuchende alles Wissenswerte zur Assistenz, zu Hilfsmitteln oder zum Teilhabeplan. Die Beratungsstellen beraten Menschen mit und ohne Behinderungen, die Unterstützung für ihre volle und gleichberechtigte Teilhabe benötigen. Ebenso sind sie offen für ihre Angehörigen und ihnen nahestehende Menschen. Die Beratungen sind unabhängig und kostenlos. Ausgebildete Berater mit und ohne Behinderungen arbeiten bei den Beratungsstellen gleichberechtigt zusammen und bringen jeweils ihr Fachwissen und ihre Erfahrungen ein. Kern der Beratung ist das „Peer Counseling“. Kurz gesagt: Betroffene beraten Betroffene. Die Berater sind dabei nur den Ratsuchenden verpflichtet und suchen gemeinsam mit ihnen nach geeigneten Wegen individueller Teilhabe. Sie achten und stärken dabei die Selbstbestimmung der Ratsuchenden, die sich unabhängig von ihrem Wohnort und ihrer Teilhabebeeinträchtigung an jedes EUTB-Angebot wenden können. Seit Januar 2018 wird ein Netzwerk von rund 500 Beratungsangeboten aufgebaut. Die NN wollen an dieser Stelle in einer vierteiligen Serie Ratsuchende vorstellen, denen die EUTB geholfen hat. Weitere Informationen gibt es online unter www.teilhabeberatung.de oder bei der Ergänzenden unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) im Kreis Kleve, Nassauerstraße 1 in Kleve, Telefon 02821 780021, und online unter www.teilhabeberatung-kreis-kleve.de.

Christiane Quenel hofft, dass sie zusätzlich zur privaten auch noch eine berufliche Assistenz erhält, die ihren persönlichen Radius erweitert. „Sie würde mir die Teilnahme an Buchmessen, Lesungen und anderen Veranstaltungen ermöglichen, damit ich mich beruflich weiter entwickeln kann“, sagt die 55-Jährige. Seit einiger Zeit unterrichtet sie zwar an einer Hochschule, doch sie würde sich gerne beruflich noch weiterentwickeln und verwirklichen. „Ohne eine berufliche Assistenz ist das für mich aber schwierig“, sagt Quenel. Dank der EUTB habe sie aber immerhin bereits die passenden Möglichkeiten kennengelernt, die ihr Leben erleichtern können.

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